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Raum für Vieles

Im letzten Jahr hatte sich das Solinger Künstlerpack eine kleine Auszeit genommen - ausnahmsweise einmal keines jener Festivals, die elektronische Musik mit Kunstausstellungen verbinden. Auch das Doppelkonzert mit Michael Brückner und Sequentia Legenda im letzten Herbst musste ich auslassen, man kann leider nicht an einem Abend gleichzeitig an zwei Orten sein. So wurde 2019 zu einem eher ungewöhnlichen Jahre, in denen mich der Weg nicht zu den Güterhallen am Solinger Westpark geführt hat. So wie der Zufall spielt, führt mich aber in 2020 der erste Weg ausgerechnet zu einem Konzert genau an diesen Ort - "Space" heißt das Motto in den Solinger Güterhallen. Wie steht es um sie? Sie sind immer noch da, aber weil gerade in der Kunst Veränderung die einzige Konstante ist, gestalten sie sich immer neu: Hier und dort hat eine Galerie ihren Namen geändert, und die draußen ausgestellten Kunstwerke, die man vielleicht bewusst der Witterung und damit dem Verfall aussetzt, sind andere. Es ist eben ein Ort für Kreative Köpfe, wo immer neues ausprobiert wird.

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Christopher von Deylen: Piano & Elektronik "Live"

Als die Nachricht im letzten Jahr erschien, Christopher von Deylen startet eine Solo-Tournee in 2020, hat sicherlich so mancher Schiller-Fan gerätselt, ob es jetzt eine reine Einlassmusik-Show oder eine Club-Abtanzparty wird.

ChrisvD


Ich habe CvD im Kölner Club „Bahnhof Ehrenfeld“ gesehen, mit mir ca. 500 stehende Gäste und beim Blick auf die spartanisch ausgestattete Bühne ahnte wirklich niemand was da jetzt auf uns zukommt. Nach dem Motto „was kümmert mich die Vergangenheit“ begegnen wir einen äußerst redefreudigen Christopher von Deylen. Sympathisch wie und je erklärt der dem Publikum seine Ambitionen für das Klavierspiel - und was man damit alles so machen kann. Die Kombination Klavier und Electronic-Equipment beherrscht der Künstler meisterlich. Es entsteht ein Klangspektrum von unvorstellbarer Weite und Größe. Jeder Song ist völlig neu. Jeder Song entwickelt eine hypnotische Magie. Der Meister webt dräuende Klangteppiche, streut metallisch-harte Rhythmen hinzu und verziert mit melodischen Hooklines auf dem Klavier eine bombastische Soundlandschaft, die immer weiter in entfernte Dimensionen driftet. Sozusagen malerische „Einlassmusik“ mit Biss. Um der Atmosphäre eines Clubs gerecht zu werden, erhöht der Meister mit zunehmender Konzertdauer die bpm-Anzahl, was allerdings in keinster Weise den Genuss eines CvD-Solo-Konzerts mindern wird. Die zweistündige Show ist ein Höhepunkt in meiner langjährigen, üppig bestückten Konzertliste diverser Künstler. Christopher von Deylen hat mal wieder eine nahezu unerreichbare Genialität bewiesen. Wenn er vogelfrei und ungehemmt loslegen darf, keine Grenzen ihn hindern um in immer höher, immer entferntere Klangwelten vorzudringen, dann ist es gut – für ihn und für uns Zuhörer sowieso.

Will Lücken

Alles außer Schnee!

Phil Booth gehört mit seinen Awakenings-Events zu den rührigsten Personen der britischen EM-Szene. Knapp ein halbes Dutzend Mal im Jahr gibt er Musikern in Rugeley eine Möglichkeit, in intimem Rahmen Konzerte zu geben oder Dinge auszuprobieren - ob es eher Konzerte oder musikalische Workshops mit Publikum sind, liegt dabei im Auge des Betrachters.

Die "Awakenings" sind aber nicht der einzige Grund, den Blick des öfteren auf die "Lea Hall" in Rugeley zu werfen: Zweimal im Jahr veranstaltet Martyn Greenwood, seit seinem CD-Erstling einem größeren Kreis als "Concept Devices" bekannt, an gleicher Stelle ein Event mit ähnlichem Konzept. Der Jahreszeit angemessen heißen diese "Snow Bawl" und "Summer Bawl".

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Uni-Sphere: Das Comeback kurz vor Jahresende

Es soll Menschen geben, die die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr eher als "Feier-Stress" denn als besinnlichen Ausklang des Jahres empfinden. Nicht nur für solche Zeitgenossen empfiehlt es sich, ein Ticket für das traditionelle "Hello"-Konzert im Bochumer Planetarium zu erwerben. Hier kann man sich einen Tag vor den Silvester-Feiern einmal richtig verwöhnen lassen: Einfach den Sessel im Kuppelrund in einen bequeme Position bringen und das genießen, was sich vor Auge und Ohr ausbreitet. Für die Bilder zeichnet wie immer Klaus-Dieter Unger verantwortlich, und das, was von der Bühne erklingt, organisiert der Schallwende-Verein.

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Bernd Scholl in der Höhle der Neandertaler

Bernd Scholl in Erkrath? Das hatten wir in diesem Jahr doch schon einmal! Das mag richtig sein, aber eigentlich ist der traditionelle Termin für das vom MS-Treff Erkrath organisierte Konzert jetzt im Spätherbst. Das Konzert im Frühjahr war so gesehen die Ausnahme, weil sich im letzten Jahr kein Termin zu dieser Jahreszeit finden ließ. Die Heilig-Geist-Kirche ließ sich dieses Mal nicht als Location "buchen", aber Timo Kremerius fand einen neuen, auch sehr reizvollen Spielort: Die Neanderhöhle, direkt gegenüber vom Neandertaler-Museum im gleichnamigen Tal gelegen. Mit 80 Plätzen ist die Zuschauer-Zahl in der Höhle deutlich beschränkter, so waren die Tickets auch ohne große Werbung recht schnell ausverkauft.

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Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.