webzine archive

Das Kirchen-Wochenende

Es ist Freitag Nachmittag, fünf Uhr: Alle unangenehmen Probleme, die das Wochenende verderben könnten, sind abgearbeitet, der obligatorische Wochen-Report an den Chef ist geschrieben. Jetzt noch schnell den Rechner herunter fahren, Fiona einpacken und weg bin ich. Aber dieser Freitag ist anders als die übrigen, denn es geht nicht nach Hause. Stattdessen geht es auf die A44 Richtung Norden, und das Ziel ist - wie immer einmal im Jahr - die Dorfkirche in Repelen. Schon seit vielen Jahren geht das alljährliche Konzert von Broekhuis, Keller & Schönwälder über zwei Tage, so dass der Weg am Freitag direkt vom Schreibtisch in die Kirche führt. Die Staus auf dem Weg nach Repelen halten sich heute in Grenzen, nur das Wetter versucht, sich mir mit Macht in den Weg zu stellen. Offensichtlich will der Regengott in diesen Wochen alles nachholen, was er im letzten Sommer vergessen hat - damit auf einer deutschen Autobahn freiwillig Tempo 80 gefahren wird, muss schon einiges passieren. Unter dem Strich habe ich aber doch noch genug Reserve, dass noch Zeit für einen Snack in der Imbissbude um die Ecke - Einlass ist erst um sieben Uhr. Diese Imbissbude, auch wenn ihr Betreiber alle paar Jahre wechselt, ist fast auch schon Teil der Repelener Tradition: Nicht selten trifft man dort den einen oder andere Bekannten aus der Szene, und ab und zu auch einen der Musiker selber.

banner repelen 2019

A propos Musiker: Eine nicht ganz so alte Tradition in Repelen ist, dass BK&S sich für den Freitag einen Gast einladen, um die Sache abwechslungsreicher zu gestalten - "Elektronik pur" heißt seit ein paar Jahren nicht mehr "BK&S pur". Für den heutigen Abend wurde Ron Boots aus den Niederlanden als Gast angekündigt.

Der erste Musiker, mit dem ich heute Bekanntschaft mache, ist dann aber doch Mario Schönwälder, als er mit Kasse und Karten in den Vorraum der Kirche kommt. Ein herumstehender Servierwagen muss wieder als Theke herhalten, und gibt Mario den Aufhänger für einen seiner vielen Scherze: Er versucht den aus England angereisten Gästen zu erklären, was in der früheren DDR unter "Bückware" zu verstehen war, nämlich die Artikel, die man nur unter dem Ladentisch bekommen hat. Aber was heißt "Bückware" auf Englisch? Das muss erstmal per App geklärt werden, bevor der Kartenverkauf beginnt - dann aber ganz offiziell und legal auf dem Tisch.

Angesichts des feuchten Wetters hat auch Frank Rothe ein Einsehen und öffnet die Kirche etwas früher, damit die Gäste nicht zwischen Gedränge im Vorraum und dem Regen draußen wählen müssen. Zu sehen gibt es bis Konzertbeginn genug: Zum einen die wirklich beeindruckend mit Geräten voll gestellte Bühne. BK&S sind noch nie "Notebook-Musiker" gewesen, und auch Ron Boots hat sich nicht lumpen lassen, was das mitgebrachte Equipment angeht. Bis zum Konzert trifft man ihn am Stand seines Groove-Labels. Neben den CD-Ständen von Manikin und Syngate darf dieser heute natürlich nicht fehlen und wird von seiner Frau Monique betrieben. Die Gespräche am Stand drehen sich naturgemäß nicht nur um Musik, sondern auch die jeweilige Anreise: Während Mario und Frank auf dem Weg von Berlin eine ähnliche Regen-Tour wie ich erlebt haben, scheint es bei Ron besser gelaufen zu sein. Daraus ergibt sich eine interessante Betrachtung, warum sich holländische Autobahnen bei Regen besser befahren lassen als ihre deutschen Pendants.

Aber zurück zur Musik: Um halb acht tritt Farah Otten für eine kurze Ansage auf die Bühne und überlässt sie dann dem Gast aus Holland. Ein Ron Boots kommt selten allein, meist hat er noch mindestens Frank Dorittke und Harold van der Heijden dabei. Heute Abend erleben wir einen seiner seltenen Solo-Auftritte. Gleich mit den ersten Takten wird die Richtung klar: klotzen, nicht kleckern. Wuchtige Klänge füllen das Kirchenschiff und nach wenigen Minuten gibt Ron auch tempomäßig Gas. Nach einer kurzen Vollbremsung geht das so im zweiten Track weiter, erst im dritten Stück gönnt Ron sich und uns mit einer Piano-Einlage eine kurze Atempause, und wir haben eine Chance, den ersten Applaus des Abends loszuwerden.

Danach wird es filmisch, und so "uplifting", dass bei mir spontan der ganze Stress einer Arbeitswoche abfällt. Und in der Tat: es ist ein Titel von dem Album "Standing in the Rain", auf dem Ron versucht hat, seine Ideen für Filmszenen musikalisch einzufangen. Er scheint diese Bilder wohl auch beim Spiel im Kopf zu haben, seine Augen sind nämlich die ganze Zeit geschlossen. Es ist immer etwas ganz besonderes, wenn die Verbundenheit von Musiker, Instrumenten und seiner Musik auch durch so eine Körpersprache zum Ausdruck kommt.

"Man vermisst seine Freunde" meint Ron danach, er würde so ein Programm ja schon lieber mit Frank und Harold spielen, aber der Platz in der Kirche lässt das heute einfach nicht zu. Die letzten beiden Titel: einer von Rons aktuellem Soloalbum "Once the Dust Settles", für den Zeitrahmen ein wenig eingedampft, und noch eine Überraschung. Diese Überraschung erkennt (fast) jeder im Saal mit den ersten Takten: "Acoustic Shadows" ist einer von Rons Klassikern und versetzt den Saal noch einmal richtig in Vibrationen.

Das war schon einmal ein richtig guter Einstieg in den Abend, und auch Ron ist zufrieden: In so einer Kirche zu spielen, hatte er sich schon seit Jahren gewünscht. Er dürfte auch den einen oder anderen neuen Fan gewonnen haben: Es gibt einige Besucher, die "nur" nach Repelen kommen und die Ron Boots heute zum ersten Mal kennengelernt haben. Er dürfte bei ihnen einen bleibenden und positiven Eindruck hinterlassen haben.

"Wir fegen jetzt die Bühne ein bisschen durch" mein Detlef, Rons Geräte werden fix abgebaut, damit der Blick auf BK&S frei wird. Ein weiterer freundlicher Hinweis von Detlef: man möge nicht den Catering-Bereich aufsuchen, es gäbe nämlich keinen. Aber war das nicht sowieso die besagte Imbissbude um die Ecke?

Wie dem auch sei, bis alles abgebaut ist und Detlef mit seiner Einleitung beginnt, wäre auch keine Zeit für einen "schnellen Döner" geblieben. Er blendet ins Jahr 1993 zurück, als es noch die Radiosendung "Schwingungen" gab, und als er Bas und Mario kennengelernt hat. Der Grund dafür: In diesem Jahr haben BK&S ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Die "Jubiäumsfarbe" ist Lila, denn das nächste Album des Trios wird "Purple" heißen. Der Release-Termin steht noch nicht fest, das Album wird halt erscheinen, wenn es fertig ist, wie Detlef später schmunzelnd hinzufügen wird. Heute bekommen wir schon einmal einen Vorgeschmack darauf, und die Bühne wird für den Rest der Zeit in ein kräftiges Lila getaucht bleiben - der Farbstich der Fotos ist kein Kamerafehler.

Der Einstieg ist - völlig logisch - "Chapter 3": Sphärische Klänge schweben in den Raum, begleitet von Mellotron-Sounds und ein paar minimalistischen Klängen im Stile der 70er. Irgendwann durchbricht ein brachialer Sound diese Stimmung - selbst Mario scheint davon überrascht zu sein. Wo kam der her? Es könnte jeder gewesen sein. Die Lampen, an denen man sehen kann, wer gerade mitspielt, leuchten allesamt, und das tun sie auch im folgenden Kapitel 1. Das gerät deutlich rhythmischer, und es dauert nicht lange, bis Bas die Finger vom Hang - seinem neuen Lieblings-Instrument - nimmt und zu den Drumsticks greift. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Inbrunst und Ausdauer Bas sein Schlagzeug bearbeiten kann. Schon früher hat ihm das Vergleiche mit dem Duracell-Hasen aus der Werbung eingetragen.

Zwei Lampen gehen aus, nur die bei Bas bleibt an. Detlef nimmt auf einem Stuhl Platz und macht es sich gemütlich, denn jetzt ist Bas mit seinem Solo-Part an der Reihe. Er hätte gerne ein wenig Hilfe vom Publikum, denn er bräuchte einen Grundton und ein Tempo. Nach kurzer Diskussion einigt man sich auf G und 110 Beats per Minute. Das gibt seinem Solo-Track einen schon fast poppig-discomäßigen Touch. Auf jeden Fall ist es ein Stück, das vom Rhythmus getragen wird, wie es sich bei Bas gehört.

Bei Bas geht das Licht aus, dafür geht es bei Detlef an: Seine Geschichte beginnt beim "Schrittmacher", einem seit Jahren von vielen Musikern benutzten Sequencer. Bas und Mario haben heute jeweils einen auf der Bühne. Ihm wäre das ja viel zu kompliziert, seine Sequenzen wären viel einfacher gestrickt. Das dürfen sie auch sein, denn Detlef ist der "Melodiker" im Trio. Sein Solo-Part wird ein ganz zartes, verträumtes Stück, ganz im Kontrast zu dem, was Bas eben gezeigt hat. Bei BK&S hat eben jeder seine eigenen Stärken, und sie ergänzen sich seit einem Viertel-Jahrhundert zu einem Ganzen.

Schlussendlich geht Mario ein Licht auf (Verzeihung, das Wortspiel konnte der Autor einfach nicht liegen lassen ...): Auch Mario blendet in seine Anfangszeiten zurück, seine erste Berührung mit elektronischer Musik vor 35 Jahren, das erste Album vor 30 Jahren und eben seit 25 Jahren die Zusammenarbeit mit Bas und Detlef. Sein Stück heißt einfach "Sieben": Für die Anzahl Versuche, die er (mindestens) verworfen hat, und für die Personen, die ihm ganz besonders viel im Leben bedeuten. Drei davon sind heute im Saal anwesend, neben seinen Mit-Musikern auch Frank Rothe, der im Hintergrund das Mischpult bedient. Die andere Hälfte ist seine Familie, die ihm immer den Freiraum für seine Musik gelassen hat. Mario steigt mit einem Rhythmus ein, fast hat es den Eindruck, als hätte er Bas gesampelt und dessen Sound in die 70er-Jahre transformiert. Das ergänzt er um "sein Markenzeichen", die Flächen und den sphärischen Klang.

Für das Finale gehen wieder alle Lampen an. "Eigentlich sind wir durch", meint Detlef, aber in Repelen ist kein Konzert zu Ende, bevor die Kapelle vorgestellt wurde. Was nimmt man als Basis dafür: "Purple Chapter 2", das völlig logisch auf Kapitel drei und eins folgt. Eine verfremdete Stimme leitet den Titel ein, der alsbald eine loungig-chillige Atmosphäre verbreitet. Hier zeigt sich noch einmal das fein abgestimmte Zusammenspiel und die Könnerschaft von BK&S, bei so einen Titel auch über längere Zeit den Spannungsbogen zu halten. In der Vorstellungsrunde darf jeder noch einmal seine Stärken zeigen, wobei Detlef zum Schluss noch die Laserharfe anwirft. Und auch die im letzten Jahr neu angeschaffte Kirchenorgel bekommt ihren Part. Sie hat nämlich ein MIDI-Interface, so dass Detlef sie von einem seiner Keyboards aus bedienen kann!

Damit ist der Freitag "geschafft", und denjenigen, die am Samstag nicht dabei sind, wünscht Detlef schon einmal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ... die Wünsche nehmen wir natürlich nicht an, wir werden ja auch morgen noch dabei sein. Erfreulicherweise hat der Regen aufgehört und die Rückfahrt gestaltet sich deutlich angenehmer.

Ebenso wie die Hinfahrt am Samstag zum zweiten Teil. Die Bühne hat sich im Vergleich zum Freitag nicht verändert, der kleine Vorbau, auf dem Ron Boots gestern noch seinen Platz hatte, wird heute von Eva Kagermann für ihren Tanz genutzt werden. Auch erfreulich: Ron Boots ist mit seinem Groove-Stand noch da, wer gestern sich nicht für ein Album entscheiden konnte oder nicht mehr genug Bares in der Tasche hatte, kann das jetzt nachholen. Das Angebot, ab zwei gekauften CDs den Sampler "Free Grooves" zu bekommen, gilt auch am Samstag.

Vor der Bühne wirkt es fast noch enger als am Freitag, jedenfalls habe ich das Gefühl, die ersten Stuhlreihen wären noch ein paar Zentimeter nach vorne gerückt. Mein "üblicher Platz" am linken Rand war dieses Mal nicht mehr frei, als ich mit dem Abendessen in der Imbissbude fertig war. Also betrachten wir das Geschehen heute einmal aus einer anderen Perspektive, nämlich vom rechten Rand, genauso nahe am Geschehen.

Das wird wie schon am Vortag nur von einer ganz kurzen Rede durch Farah Otten eröffnet. Uwe-Jens Bratkus Fünderich, Pfarrer und Hausherr, ist auf Reisen und kann ausnahmsweise nicht dabei sein. Bas, Detlef und Mario gehen erst einmal nur zu dritt auf die eingenebelte Bühne. Ein wenig Nebel in der Luft ist nötig, um all die Lichteffekte besser sehen zu können. Das schließt die Laserharfe mit ein, die gleich zu Beginn zum Einsatz kommt. "Purple Melodies" heißt das erste Stück, auch heute dreht sich alles um das kommende Album von BK&S, das in der Abgeschiedenheit der Lüneburger Heide erarbeitet wurde.

Nach dem Einsteiger-Titel kommen auch Raughi Ebert und Eberhard Kagermann auf die Bühne. Detlefs Feststellung: "Endlich sind wir wieder komplett!" "Chapter 4" steht als nächstes auf dem Programm, und es ist schon beeindruckend, wie sich durch Raughis Gitarre und Eberhards Geige die ganze Stimmung der Musik verändert. Man fühlt sich auf einmal in südliche Gefilde versetzt, vielleicht in einen Club oder eine Bar mit dem passenden Longdrink dazu.

Ein Rhythmus-Wechsel kündigt Evas ersten Auftritt an. Mit goldener Maske, einem glitzernden Kleid und leuchtenden Handschuhen versucht sie mal die Lichtstrahlen zu greifen, mal vollführt sie Bewegungen, die unsereins vermutlich für einige Tage schmerzlich bereuen würde. Das muss ich zum Glück auch gar nicht, ich habe alle Hände voll zu tun, diesen ersten Auftritt in Bildern festzuhalten. Es wird natürlich nicht der letzte des Abends bleiben, und Eva wird für jeden ein anderes, selbst designtes Kostüm tragen.

Das Umkleiden dauert natürlich einen Moment, und deshalb folgt erst einmal ein Stück, das von den nunmehr fünf Musikern alleine bestritten wird. "Chapter 1" war bereits am Freitag gespielt worden, aber mit Raughi und Eberhard bekommt es eine ganz andere Stimmung. Raughi lässt ahnen, dass er ansonsten Flamenco spielt, und der Rhythmus wird immer wilder und treibender, es ist fast schon eine Jagd. Auch die verfremdete Stimme ist wieder dabei, und was ich gestern schon vermutet hatte: es ist Detlefs Stimme, live gesprochen.

Auf Kapitel eins folgt - wer hätte das gedacht - Kapitel zwei, und Eva ist wieder dabei. Dieses Mal ist sie in eine Art Harlekinskostüm geschlüpft, schwarz-weiß kariert und mit einer Maske, wie man sie im venezianischen Karneval findet. Überhaupt scheinen Schwarz und Weiß Ihr Kostüm-Thema für diesen Abend zu sein, das Farbenspiel überlässt sie Andre Löbbert, der auch wie schon in all den Vorjahren Laser und Scheinwerfer steuert. Ihren Tanz setzt er gekonnt in Szene: Mal streckt sie sich, dass es mir fast schon vom Hinsehen weh tut, mal balanciert sie mühelos auf einem Bein und spielt dabei einen Hampelmann.

Vor dem nächsten Titel - der schon der letzte des regulären Programmes sein soll - muss Detlef erstmal ein großes Lob an Raughi und Thomas für das loswerden, was sie bisher an diesem Abend beigetragen haben. Und wie der nächste - und bestimmt doch nicht letzte - Titel an diesem Abend heißen wird? "Purple Dance, und Ihr werdet schon sehen warum..." Es wird in der Tat tanzbar: ein fetter Beat als Basis, dazu eine etwas schräge Melodie von Raughi, in Slide-Manier gespielt. Raughi hat dieses Mal übrigens seine Platz hinter Bas, in früheren Jahren hatte er quasi zu dessen Füßen vorne gesessen. Ich muss ein ums andere Mal aufstehen und von der Seite fotografieren, um auch ihn einmal in einer guten Pose zu "erwischen". Und wo gerade die Rede von Bas ist: auch der ist angesichts des Tempos jetzt voll in seinem Element, seine Stirn glänzt vom Schweiß.

Wie gesagt, das war eigentlich das Ende des regulären Programmes, aber es hat ja noch gar keine Vorstellungsrunde gegeben? Es wäre noch "Purple Lounge" im Angebot, um auch diesen Pflichtpunkt des Abends zu erfüllen. Eva hat sich dieses Mal ein schlicht weißes Ballettkleid ausgesucht, der Clou ihres dritten Auftritts ist eine Art "Lichtpeitsche" aus Dutzenden von leuchtenden Fasern. Mit so einem Utensil gewinnt der Tanz noch einmal an Ausdruckskraft.

Eva darf gleich da bleiben, es ist Zeit für das Gruppenfoto und die gemeinsame Verbeugung - und für einen Programmpunkt, der für eine Person in der ersten Reihe eine ganz besondere Überraschung ist. Detlef leitet damit ein, dass Eva und Thomas ja schon seit vielen Jahren "komplett", also verheiratet wären, und er hat auch vor ein paar Jahren den Bund fürs Leben geschlossen. Heute wäre aber jemand unter uns, der diesen Schritt auch endlich machen möchte. Es ist Andre Löbbert, der seiner Angebeteten auf der Bühne und vor vollem (Kirchen-)Saal auf Knien und mit Ring einen Antrag macht! Ich bin zwar in Repelen noch nicht von Anfang an dabei, aber das dürfte der erste Heiratsantrag in der fünfzehn-jährigen Geschichte sein. Nach einer knappen Minute die gute Nachricht: Sie hat "Ja" gesagt!

"Für Euch spielen wir noch einen", meint Detlef, alleine schon um emotional wieder ein wenig herunterzukommen. Passenderweise heißt der wirklich letzte Track des Abends "Slow Motion in Purple". Langsames Tempo heißt aber nicht, dass es kein fulminanter Abschluss sein kann: Sowohl Laserharfe und Lichttechnik geben noch einmal alles, und auch die neue - per MIDI steuerbare - Kirchenorgel wird noch einmal von Detlef bedient. Nein, es ist noch nicht der Hochzeitsmarsch.

goodbye repelen 2019

"Wir sind am Ende", ist Detlefs kurze Feststellung, aber natürlich nur mit dem Programm. Die Repelener Kirchen-Konzerte mit BK&S werden auch im kommenden Jahr zu ähnlicher Zeit fortgesetzt, der 13. und 14. März stehen schon als Termin fest. Angeblich sind schon die ersten Hotelzimmer gebucht worden.

Wie ich "Repelen 2019" einordnen, im Vergleich zu früheren Jahren? Jede Ausgabe hat ihren ganz eigenen Stil und ihre eigenen Highlights. Man hat es schon eine Spur bombastischer und bunter gesehen. Dieses Jahr war die Musik einzig um das kommende Album "Purple" arrangiert, und auch das "Drumherum" war ein wenig reduzierter. Mit dem Einstiegskonzert von Ron Boots und den "sonstigen Ereignissen" wird es mir trotzdem als ein ganz besonderes Wochenende in Erinnerung bleiben. Wobei: Das Kirchen-Wochenende ist ja noch nicht ganz vorüber. BK&S werden noch den Gottesdienst am Sonntag morgen musikalisch begleiten (es soll ein besonderer sein, gleich mit zwei Taufen), und mich wird der Weg am Sonntag noch in eine andere Kirche führen. Aber das ist eine andere Geschichte, und ein anderer Bericht.

Alfred Arnold

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.