Bernd Scholl in der Höhle der Neandertaler

Bernd Scholl in Erkrath? Das hatten wir in diesem Jahr doch schon einmal! Das mag richtig sein, aber eigentlich ist der traditionelle Termin für das vom MS-Treff Erkrath organisierte Konzert jetzt im Spätherbst. Das Konzert im Frühjahr war so gesehen die Ausnahme, weil sich im letzten Jahr kein Termin zu dieser Jahreszeit finden ließ. Die Heilig-Geist-Kirche ließ sich dieses Mal nicht als Location "buchen", aber Timo Kremerius fand einen neuen, auch sehr reizvollen Spielort: Die Neanderhöhle, direkt gegenüber vom Neandertaler-Museum im gleichnamigen Tal gelegen. Mit 80 Plätzen ist die Zuschauer-Zahl in der Höhle deutlich beschränkter, so waren die Tickets auch ohne große Werbung recht schnell ausverkauft.

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Eine neue Location bedeutet auch immer, dass man sich mit Anfahrt und Parkplätzen beim ersten Mal orientieren muss. Mit Navi und Adresse ist das heutzutage eigentlich ganz einfach. Nur leider setzt ein "Durchfahrt verboten" Schild der Fahrt auf dem vom Navi gewählten Weg kurz hinter der Bahnstation ein überraschendes Ende. Naja, es soll ja nur noch ein knapper Kilometer sein, also lässt man den Wagen stehen und geht den "Museumsweg" zu Fuß ins Tal herunter - was sich im Nachhinein als eine gute Idee herausstellt. Rundherum um Museum und Neanderhöhle ist alles zugeparkt. Der Ortsunkundige mag sich wundern, wo der Name "Neanderhöhle" herkommt, denn sie sieht auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Ausflugslokal aus. Die Überraschung offenbart sich erst, wenn man hinein geht: Das Gebäude ist an den Hang und vor die Höhle gebaut, in selbige geht es quasi durch den "Hinterausgang". Im Durchgang zur Höhle verteilt Timo die vorbestellten Tickets, ein kleiner CD-Stand ist ebenfalls aufgebaut. Bernd Scholl und Klaus Weber, der zu der Show wieder die Visuals beisteuern wird, sind natürlich auch bereits da. Alles ist ein wenig gedrängter in der Höhle, und auch die Leinwand ist kleiner als in der Kirche, aber dafür ist die Atmosphäre natürlich eine ganz andere. Kalt ist es übrigens nicht, nur einige Pfützen auf dem Boden des Durchgangs deuten darauf hin, dass es durch den Felsen auch schon einmal "durch-regnen" kann.

Davon bleiben Bernd und Klaus an diesem Abend aber verschont, und sie können ihre Show ohne Regenschirme durchziehen. Meditativ-rhythmische Klänge werden von hochauflösenden und gestochen scharfen Naturaufnahmen begleitet. Wieder versteht es Klaus, zu Bernds Klängen passende Bilder auf die Leinwand zu zaubern - seien es Regen, Wüste, das Getümmel auf einem orientalischen Basar oder einfach der Sternenhimmel. Der neue Spielort scheint Bernd zu beflügeln - ich habe ihn bei früheren Auftritten noch nie so mitgehen sehen wie heute. Thematisch liegt der Schwerpunkt an diesem Abend noch mehr auf der bedrohten Natur - wir haben nur eine Erde, lasst sie uns schützen, bevor es zu spät ist. Das Ticken einer Uhr zu Anfang und eine herunter brennende Kerze unterstreichen die Botschaft.

Nach Ende des ersten Teils eine positive Nachricht von Timo: Da wir hier quasi in einem Restaurant spielen, hat die Gastgeberin es sich nicht nehmen lassen, speziell für die Besucher etwas vorzubereiten: zwei große Töpfe Suppe und andere herzhafte Snacks warten auf diejenigen, die noch kein Abendessen hatten. Wie auch schon in der Heilig-Geist-Kirche hat der erste Teil recht früh um 17 Uhr begonnen, so dass das bei den meisten der Fall sein dürfte. Die Pause ist reichlich bemessen, und so ist auch nach dem Teller Suppe noch genug Zeit für Gespräche, oder um eine CD von Bernd zu erwerben.

Wieder leitet der das Ticken einer Uhr, die 5 vor 12 zeigt, das Thema des ganzen Abends ein: Schützt diesen Planeten, Ihr habt nur den einen! Und wieder gelingt es Klaus Weber, mit seinen Bildern die Schönheit der Natur auf unserem Heimatplaneten einzufangen. Nicht nur die technische Qualität der Aufnahmen ist bestechend, Klaus Weber hat auch ein Gespür dafür, den "besonderen Moment" mit der Kamera einzufangen. So kommt das Ende des zweiten Teils für alle Besucher wieder so überraschend wie bei der ersten Hälfte. Selbstredend ist das noch nicht ganz das Ende. Als Zugabe hat Bernd sich mit "Beyond" einen Titel ausgesucht, den er schon länger nicht mehr gespielt hat. Mit ihm verlassen wir die Erdoberfläche und starten ins All. Aber auch das dient wieder dazu, von oben auf die Erde zu schauen. Den wirklich letzten Titel des Abends nutzt Bernd für die Danksagungen: An Klaus Weber und die vielen Anderen die noch Bilder beigesteuert haben, an Timo, der diesen Abend an neuem Spielort organisiert hat, und natürlich an Caterina Klusemann, die das "Neandertal No. 1" betreibt und die Höhle als Spielort zur Verfügung gestellt hat.

Das Gruppenfoto von Bernd, Timo und Klaus darf nicht fehlen, und Timo nutzt die Gelegenheit, um zu verkünden, dass an diesem Abend eine neue Tradition eröffnet werden soll: Bernd Scholl kommt ab sofort immer zweimal im Jahr nach Erkrath! Ob es immer hier in der Neanderhöhle sein wird, oder auch einmal wieder in der Kirche - wir werden sehen. Auch wenn die Höhle die viel "intimere" Location ist, so passen in die Kirche doch deutlich mehr Zuschauer hinein, und sie ist wetterfester - leises Plätschern und größer gewordene Pfützen am Durchgang zum Restaurant deuten an, dass man tunlichst seinen Regenschirm eingepackt haben sollte. Wenn nicht - niemand wird daran gehindert, noch eine Weile für einen Plausch zu bleiben, bis die Regenwolken sich verzogen haben. Ich habe noch etwas Wegstrecke vor mir, nämlich den Museumsweg wieder hinauf zum Bahnhof, wo mein Wagen steht. Obwohl es dieses Mal bergauf geht, scheint es viel schneller zu gehen als vorhin den Berg herunter. Vielleicht haben mich Bernds Klänge und Klaus's Bilder ein wenig beflügelt? Der Einstieg in die Arbeitswoche am Montagmorgen wird jedenfalls ein leichterer sein: Mit den frischen Erinnerungen an eine neue Location im Kopf, und der Aussicht, dass dies nicht mein letzter Besuch im Tal der Neandertaler gewesen sein wird.

Alfred Arnold