10 Fragen an ... Gandalf

Diesmal zieht es uns vermeintlich in die Weiten Mittelerdes, denn die 10 Fragen gehen heute an den Space-Musiker schlechthin: Gandalf. Der Vollblutmusiker aus Österreich war zur Hochzeit der elektronischen Musik auf vielen Bühnen weltweit zu Gast und ist auch heute noch ein gefragter und gern gesehener Live-Act, wie im kommenden September beim Electronic Circus in Gütersloh.


1. Welche Motivation gab es für Dich Musik zu machen und warum gerade die Art von elektronischer Musik in Verbindung mit akustischen und folkloristischen Elementen?

Für mich ist Musik eine wunderbare Möglichkeit, meine Stimmungen und Gefühle und meine inneren Bilder zum Ausdruck zu bringen. Welche Instrumente ich dafür benutze ist nicht von  essentieller Bedeutung.

Früher, in den 80-ern haben mich die Möglichkeiten, auf elektronsichem Weg neue Klänge zu erzeugen besonders inspiriert, heute finde ich dass die Schwingung von akustischen Instrumenten tiefer geht. Die Elektronik verwende ich haupsächlich um Atmosphären zu schaffen.

Es ist wie bei einem Maler, der machmal Aquarellfarben und dann wieder Öl verwendet. Ich finde es spannend, immer wieder neue Varianten auszuprobieren.

Elektronische Musiker gehen oft von einem bestimmten Sound aus, der sie inpiriert, ich schreibe meine Stücke meist zuerst am Klavier oder auf der Gitarre und entwickle das Arrangement hinterher, wenn notwendig bis hin zu einem sinfonschen Orchester.

2. In 2011 hast du dein 30jähriges Jubiläum gefeiert, hast somit offensichtlich in der Goldenen Ära elektronischer Musik mit deiner Karriere begonnen. Welche Einflüsse haben Dich damals musikalisch am meisten geprägt, welche Musiker haben dich damals begeistert und welche tun es heute (noch)?

Meine Einflüsse, reichten auch damals schon von Klassik über Folklore, Rock/Pop bis zu elektronischen Klangcollagen. Die Musiker reichten waren Tschaikowsky, Ravel, Ravi Shankar, den Beatles, Genesis  bis zu Tangerine Dream und Vangelis. Ich habe mir aus allen Inspirationen meinen persönlichen Stil kristallisiert, der meiner inneren Klangvision entsprach.

3. Gandalf ist ja eigentlich der Name eines fiktiven Magiers aus der Fantasiewelt J.R.R. Tolkiens. Wieso hast du dir genau diesen Namen ausgesucht und wie würdest du die Verbindung zwischen Tolkiens Welt und deiner Musik beschreiben?

Meine Musik lässt, vor allem auch weil sie großteils instrumental ist, viel Spielraum für die Fantasie des Zuhörers, und so habe ich damals beschlossen, den Namen von Tolkien´s Zauberer als meinen Künstlernamen zu nehmen.

4. Einer einer bevorzugten Orte für Konzert sind Planetarien, in denen du immer wieder live auftrittst, insbesondere auch mit anderen Künstlern zusammen, wie neulich mit Bernd Scholl und im November mit Art of Infinity. Was macht für Dich den besonderen Reiz dieser Orte der Astronomie aus?

Ich würde nicht sagen dass ich Planetarien bevorzuge, man ist da ja durch die minimalen Lichtverhältnisse auch ziemlich eingeschränkt, aber es ist eine schöne Möglichkeit, die Musik in die kosmische Weite der Sternenkuppel hinauszuschicken und den Tönen richtig Raum zu geben, das ist schon ein besonderes Gefühl.

5. Als Elektronikmusiker mit internationaler Erfahrung blickst du sicherlich auf eine facettenreiche Karriere zurück. Nahmst und nimmst du persönlich Unterschiede hinsichtlich deiner Popularität, deiner Auftritte und dem Publikum in den verschiedenen Ländern wahr?

Natürlich hat sich die Szene im Laufe von mehr als dreißig Jahren verändert. Ich habe mich nie besonders viel um die äußeren Gegebenheiten gekümmert, sondern bin eher immer konsequent meinen eigenen Weg gegangen. Vermutlich habe ich unter anderem auch deswegen eine so lange Zeit in dem eher flüchtigen Business überlebt. Heute bestimmt ja die elektronische Musik vor allem die Club-Szene, Techno, Trance etc. Würde ich heute beginnen, würde ich vielleicht auch solche Musik machen, das überlasse ich aber lieber meinem Sohn, Christian.

Was das Publikum betrifft, spiele ich heute nach wie vor sehr gerne in Holland, dort ist das Feedback wirklich ganz herzlich. Manche Fans sind über die Jahrzehnte treu geblieben, neue kommen immer wieder hinzu. Meine letzteren, eher ruhigen und weitgehend aksutischen Alben kommen besonders in den USA an. In Europa assoziiert man mit mir vielfach den Meister am Keyboard und vor allem der elektrischen Gitarre. Wie auch immer, ich mache das wonach ich mich gerade fühle, denn nur so kann ich es auch mit Überzeugung tun. Wollte auch nie in irgendwelchen Klischees stecken bleiben, auch wenn sie vielleicht irgendwann von mir geschaffen wurden.

6. Auf Grund deiner langen und globalen Erfahrung konntest du sicherlich auch die Entwicklung der elektronischen Musik verfolgen. Hat sich das Genre aus deiner Sicht verändert und was sagt Gandalf der Weiße zu aktuellen Künstlern?

Um ehrlich zu sein verfolge ich die Entwicklung der elektronischen Musikszene nicht mehr wirklich, es hat sich seit den Pionieren Schulze, T.D. usw. nichts wirklich gravierend Innovatives ereignet. Die Keyboards sind heute digital und auf das Komplexeste programmierbar und oft wirkt die Musik auf mich zu mechnanisch und was die Sounds betrifft war es schon mal spannender. Viele EM-Musker verwenden Libraries mit Samples von Vintage-Synthesizern und Mellotronen. Da hört man selten was umwerfend Neues.

7. Im letzten Jahr hattest du ein kurzes Gastspiel auf dem Electronic Circus Musikfestival in Gütersloh, den du jetzt in 2012 als Headliner in voller Länge bespielst. Wird dies nur ein weiteres Konzert unter vielen für dich sein und wie bewertest du das Engagement der Organisatoren für die EM-Szene?

Ich finde es toll, dass es Leute gibt die sich aus Liebe zur Musik für Konzerte engagieren und ihre Energie und auch Geld dafür einsetzen, sonst würde es um die Live-Szene allgemein schlecht bestellt sein. Es freut mich auch, dass ich nach all der Zeit immer noch für EM-Festivals engagiert werde, das bedeutet für mich, dass das Publikum mit meiner Musik was anfangen kann, auch wenn sie nur noch sehr peripher elektronisch ist. Für mich ist es wichtig dass die Musik die Menschen berührt, egal wie sie gemacht wird. Beim diesjährigen Konzert wird es einiges Material zu hören geben, das ich extra im Hinblick auf das Festival geschrieben habe.

8. Eine der Inspirationsquellen für deine Musik ist ja die Natur. Inwieweit ist die Privatperson Gandalf ebenfalls ein naturverbundenes Wesen und wie empfindest du den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt?

Für mich ist die Nähe zur Natur sehr wichtig, ich wohne im Wienerwald, nahe Wien und mache täglich zumindest ein- bis zweistündige Spaziergänge, die brauche ich um meinen Kopf klar zu bekommen. Man verbringt heutzutage viel Zeit am Computer und das ist in einer bestimmten Weise energieraubend. Ich muss alle paar Stunden eine Pause einlegen. Auch wenn ich reise bevorzuge ich Orte wo es noch möglichst unberührte Natur gibt, da kann ich am besten neue Energie tanken und werde inspiriert für meine Arbeit.

Die Auswirkungen des unachtsamen Umgangs mit unserer Umwelt werden immer deutlicher sichtbar und trotzdem sieht es noch nicht wirklich aus als würde ein Umdenken stattfinden. Das Profitdenken ist nach wie vor im Vordergrund und bestimmt das Geschehen auf diesem Planeten. Selbst die atomare Katastrophe in Japan scheint nicht wirklich was geändert zu haben.

9. Gibt es noch unerfüllte musikalische Wünsche, Ziele oder Dinge die Du unbedingt noch machen möchtest oder Künstler mit denen Du gerne ein gemeinsames Projekt durchführen würdest?

Es war mir im Laufe meiner Karriere vergönnt, eine Menge ganz tolle musikalische Projekte zu realisieren, das macht mich sehr zufrieden, ich habe keine großartigen Träume oder Pläne. Taste mich von einer Idee voran zur nächsten und schaue, wohin der Fluss mich trägt. Bisher sind mir die Ideen noch nie ausgegangen.

10. Unsere Abschlussfrage: welche 3 Alben (keine eigenen) würdest Du mit auf eine einsame Inseln mitnehmen?

Ist für mich gar nicht so leicht zu beantworten, denn die Musik die mich am meisten bewegt hat, die habe ich oft und oft gehört und ganz und gar in mich aufgenommen und brauche sie eigentlich gar nicht mehr anzuhören. Würde auf eine Insel eher meine Gitarre mitnehmen....

Spontan würde mir einfallen:

Links zum Thema

Website von Gandalf
Website des Electronic Circus Festivals

Das Interview führte Stefan Schulz