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Das war das "Asimov-Festival" in Solingen

Solingen ist wahrhaftig keine EM-Weltstadt, verzeichneten wir bisher dort kaum nennenswerte Events in der Sparte "Sequenzing und Co.". Aber dies scheint sich nun dauerhaft zu ändern, denn es ist sehr wahrscheinlich, als könnte sich eine neue Kulturlokalität aufmachen, regelmäßig die Fans in die Güterhallen ins Bergische zu locken. Die versammelten Ateliers und Galerien der ehemaligen "Bahnhofslandschaft" bieten eine bemerkenswerte Stimmung, die geradewegs nach elektronischen Konzerten und Aktionen giert...

Dazu kommen eine Handvoll Aktiver Künstler wie Norbert Sarrazin und Peter Amman, denen schon jetzt das große Kompliment gebührt, derart unkompliziert und begeisternd ein kleines aber sehr intensives neues Festival möglich gemacht zu haben. Gemeinsam mit dem Schallwende e.V., der ebenfalls das große Potential für eine mögliche neue Festival-Ort-Reihe erkannte, wurde am 14.4. zur Erinnerung an Science-Fiction Urvater Asimov, zum medialen Rundumschlag ausgeholt und neben diversen "Strichbegabten Akteuren" auch Musiker aus dem hiesigen Genre eingeladen.

as1Gemeinsam konnte an verschiedenen Orten zur Musik von Ron Boots, Eric und Harold v.d. Heijden, sowie Frank Dorittke und TMA mit Unterstützung von Martin Rohleder gelauscht werden. In den drei Konzerten traten die Musiker in verschiedenen Konstellationen auf, ehe man das Event im gemeinsamen "Da Capo" ausklingen lies.

Zum ersten Gig versammelten sich ca. 60 Besucher im Pest-Projekt Atelier, um Dorittke, Boots und H. v.d. Heijden zu einem eher "rockigen Part" zu folgen. Natürlich ist das Gitarrenspiel des Dinslakeners ein wesentliches Element und man fühlt sich oft und gerne in "Floydsche oder Oldfieldsche" Zeiten erinnert. Sicherlich ist das nicht jedermanns Geschmack, aber die gebotene Musik hatte hohe Qualität und konnte über die gesamte Dauer wirklich überzeugen. Das lag sicher auch daran, dass man jede Aktion hautnah verfolgen konnte. Die gemeinsamen GIG-Erfahrungen der Musiker blieb dabei nicht verborgen und konnte auch die vielen der Erstkonsumenten restlos begeistern. Selten gingen die "zufälligen" Konzertbesucher noch vor dem Ende des ca. 80 Minütigen Teils.

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Nach einer Pause zog man dann zwei Ateliers weiter, um den Recklinghäuser Künstler Torsten Abel alias TMA bei seinen teils analogen Angeboten zu verfolgen. Abel hatte sich ebenfalls saitengezupfte Unterstützung mitgebracht. Martin Rohleder begleitete Abel bereits schon bei anderen Live-Gigs und fügte der Trackauswahl wohldosierte Riffs hinzu. Mit stetiger Verdunkelung der Umgebung, wurde auch die Atmosphäre immer "künstlicher" und das Atelier zeigte immer mehr, welche außergewöhnliche Stimmung hier geboten war. TMAs Musik war ein deutlicher Kontrast zum vorherigen Programmpunkt und die Mischung aus Berliner Schule Elementen mit Sequenzer und Sägezahn-Solis, passte ganz gut ins Asimov-Konzept. Natürlich war der optische Anteil und das aktive Bühnenprozedere etwas reduzierter und man konnte ohne etwas zu verpassen, sich auch mal längere Zeit den Projektionen, den Bildern und dem Raum widmen.  Auch dieser Konzertteil wusste beim Publikum zu punkten und erst nach der üblichen Zugabe, wurden beide entlassen.

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Das finale Set des dritten Konzertteils gehörte dann wieder der niederländische Fraktion (unterstützt von Frank Dorittke), in dem dann der "nachgereiste" Eric van der Heijden nicht nur den ersten Ton vorgab. Auch einige der folgenden Tracks stammten aus seiner Feder und wurden in "morpheuszscher" Manier von den drei anderen Musiker begleitet. Auch hier stand der Live-Charakter besonders prägend im Vordergrund und das sehr dankbare Publikum erkannte auch die musikalische Huldigung an eine andere Pionier-Band bevor der Abend, wie oben bereits erwähnt in eine "geplante Wiederholung" eines Stückes seinen Höhepunkt fand.

Bereits schon jetzt stecken die Planungsverantwortlichen in den ersten Überlegungen, weitere Events in die Güterhallen zu holen und die Lokation dauerhaft zu etablieren. Dieser Ansatz scheint wirklich lohnenswert, bildet der Ort und die Atmosphäre einen wirklichen Kontrast zu vielen anderen Festivals. Auch das Besucherinteresse zeigte, dass neben dem Stammpublikum auch regionale Gäste dem Festival ganztägig beiwohnten und die ca. 100-120 Besucher schon mal ein guter Anfang waren. Das bunte Treiben der Ateliers und Galerien passte exzellent zur Musik und zur lockeren Atmosphäre und wird hoffentlich auch  in Zukunft ein prägendes Element bleiben. Wir kommen in jedem Fall wieder.

Stefan Erbe

Über Empulsiv

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