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Sterntraumreise ‒ Was fürs Auge, was fürs Ohr

Was hier zu lesen ist, soll sowohl Konzertbericht als auch CD-Besprechung sein. Vielleicht werde ich weder dem einen, noch dem anderen gerecht, aber ich kann beides im Fall der Sternentraumreise nicht trennen. Am Freitag, den 9. Mai 2014, fand in der „Volkssternwarte Recklinghausen“ die Premiere der „Sternentraumreise“ statt, und im Anschluss daran habe ich die dazugehörige CD erworben. Das Schöne ist, dass sich das Konzert und der Inhalt der CD decken – mit Ausnahme der Projektionen im Planetarium selbstverständlich.

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Mit meiner Verbindung zweier Dinge in diesem Bericht befinde ich mich in bester Gesellschaft, denn die „Sternentraumreise“ selber vereint auch unterschiedliche Elemente in sich. Zum einen ist es natürlich eine musikalische Reise, zum anderen wird eine wunderbare, märchenhafte Geschichte erzählt.

Im September 2012 fand bereits eine Sternentraumreise im Planetarium Recklinghausen statt, von denselben vier Künstlern geschaffen und durchgeführt wie die jetzige Sternentraumreise: Vera M. Van Bergh und Anthony Walters (die ansonsten als Naviára unterwegs sind), Torsten Abel (TMA) und Martin Rohleder alias Martinson, hier gemeinsam also als … „Sternentraumreise“! Diese neue Reise hatte aber auch eine neue Qualität. Es wurde ein Märchen, verfasst und vorgetragen von Vera M. Van Bergh. Anthony hatte dabei einige weitere Stimmen übernommen. Musikalisch involviert waren alle vier, Martin an den Gitarren, die anderen an Tasteninstrumenten. Die Musik wurde von allen vier Akteuren komponiert. Dazu kamen passende Projektionen von Planeten, Sternen und einer besonderen Sternschnuppe.

Sehr erfreulich war, dass der schöne Raum im Planetarium fast voll besetzt war – eine deutliche Steigerung zur ersten Sternentraumreise. Der Abend wurde nach der Begrüßung durch einen Mitarbeiter der Sternwarte von Torsten Abel mit ein paar erklärenden Sätzen eingeleitet. Das war sicher nicht verkehrt, denn wer ein reines EM-Konzert erwartete, der würde doch einigermaßen überrascht.

Was die erzählte Sternentraumreise angeht, möchte ich natürlich nicht zu viel verraten. Also ziehe ich mich aus der Affäre, indem ich einfach den auf dem CD-Cover zu lesenden Text zitiere: „Die Venus ist eifersüchtig auf den Mond, der ständig wegen seiner unverdrossenen Arbeit für die ‚Sternenfamilie’ geehrt wird. Sie meint, dass nur sie diesen Preis verdient hat, weil sie die Schönste ist. Und so zettelt sie eine Intrige an, bei der sie eine Sternschnuppe dafür benutzen will, dass der Mond in eine andere Umlaufbahn getragen werden soll. Ob sie mit ihrem Plan Erfolg hat oder ob alles vielleicht doch ganz anders kommt? In der ‚Sternentraumreise’ findet am Ende alles seinen Platz...“

Inhaltlich möchte ich tatsächlich nicht mehr dazu schreiben, aber dieses sei mir erlaubt: Die verschiedenen Planeten bekommen sehr menschliche Eigenschaften und es ist einfach umwerfend, wie Vera M. Van Bergh den Gestirnen all diese Charaktere verpasst! Manchmal genügt ein einfacher Satz, um treffend einem Planeten eine „menschliche“ Natur zu geben. Und einige Einfälle in der Geschichte sind dazu noch urkomisch, wenn zum Beispiel vom Saturn berichtet wird, dass... – nein, das höre sich jeder selber an!

Optisch fand ich die Geschichte passend umgesetzt. Ich gehe davon aus, dass die Möglichkeiten des Planetariums Recklinghausen etwas eingeschränkter sind, als ich das aus Bochum gewohnt bin. Das tut dem Charme der ganzen Veranstaltung jedoch keinerlei Abbruch. Es ist alles vorhanden, was benötigt wird, und die Atmosphäre an dem Abend stimmte einfach. Sehr schön fand ich, wie die Sternschnuppe, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde und in der Geschichte nun eine entscheidende Rolle spielen sollte, dargestellt war: ein blaues Licht, wie ein länglicher Nebel, der sich zu bewegen schien, auch wenn das Bild stehen blieb.

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Und die Musik?

Torsten hatte uns vorgewarnt: Das würde kein reines EM-Konzert werden, sondern es würden auch andere Arten von Musik zu hören sein. Nun, die „angedrohten“ Schlager waren es zwar meiner Meinung nach nicht, aber zeitweise hatte das ganze schon etwas Musicalhaftes. Es gab also auch einige Lieder zu hören; das meiste aber war instrumental, zeitweilig eben als Begleitung oder Untermalung der Erzählung.

Von hier an sind Konzertbericht und CD-Rezension ein und dasselbe.

Es beginnt mit atmosphärischen und leicht orientalisch angehauchten Synthesizerklängen und lateinischen Chorälen. Dunkle Trommelschläge, Becken und die E-Gitarre von Martin Rohleder bringen in die Ouverture eine schwere, rockige Note hinein. Dann wird es orchestral, und der erste Text wird darübergesprochen. Fast schon bombastisch geht die Ouverture weiter mit schöner Melodie, wie sie auch von Projekten wie beispielsweise „Gregorian“ dargeboten werden könnte.

Wenn die Geschichte erzählt wird, sind immer ruhigere Klänge zu hören. Entweder wird das zuvor begonnene Stück leiser weitergeführt, oder es findet eine „Untermalung“ mit ambienten Klängen statt. Aber erzähltes wird auch musikalisch „illustriert“, wie z. B. „Die Weiten des Universums“, durch die die Sternschnuppe schwebt: Genauso schwebend und leicht sind die Soundscapes, die die Hörer in die Geschichte und das Weltall entführen.

Sehr gut gefallen mir die Gitarrensounds, die Martinson verwendet. Manchmal ist (ganz dezent) eine schwermetallische Gitarre zu hören, manchmal gebrochene Akkorde, vor allem aber faszinieren mich die vielen Soli und wie sie klingen.

„Das Lied der Venus“ ist der erste Song, und der würde sich auch in einem Musical gut machen. Das Lied wirkt keineswegs als Fremdkörper; was allerdings überrascht, ist der Instrumentalteil im „Lied der Venus“, denn der wird von einer „Hammondorgel“ dominiert. Das ist sicher nicht jedermanns Sache.

„Die Intrige“ wird von der Gitarre in unterschiedlichen Facetten und mit sehr schnellen Sequenzen der Synthesizer gespielt. „Das Lied der Erde“ wirkt wie von einem Singer/Songwriter, eine richtig schöne Ballade. Klänge, die mich an die australischen Ureinwohner denken lässt, prägen den Track „Wir gehören zusammen“: Percussion, kehliger Gesang, dazu eine Melodie, die an die Ouverture anknüpft.

“Der große Traum der Sterne“ ist ein Titel, bei dem Martin bestens zeigen kann, welch gefühlvolle Melodielinien er mit seiner E-Gitarre zu spinnen in der Lage ist. Gemeinsam mit Torsten Abel hat er das Stück komponiert, und es wirkt wie perfekt auf Martinson abgestimmt. Auch im folgenden „Die Stimmung ändert sich“ spielt die Gitarre die Hauptrolle. Doch der Titel ist wörtlich zu nehmen, denn der Klang ist anders, es ist das verzerrte, härtere Klangbild, was nun gefragt ist.

Der Titel „Das Leid der Venus“ ist kein Druckfehler, obwohl ein Teil des Tracks auch ein Lied ist. Es handelt sich wohl eher um ein Wortspiel, weil „Das Lied der Venus“ ja schon als drittes Stück zu hören war.

Nun wechselt die Stimmung der Musik in dramatischere und dunklere Töne. Die Synthesizer klingen bei „Ein furchtbarer Moment“ sehr kosmisch. Auch in „Direkt in die Sonne“ wird die Dramatik beibehalten. Aber gespielt wird das Stück sehr orchestral und mit langsam anwachsender großer Wucht. Auch der Chor ist wieder mit von der Partie. Klänge, die zuvor bereits zu hören waren, werden wieder aufgenommen, und der Schluss der Sternentraumreise ist klanglich gar etwas experimentell geraten.

Insgesamt kann ich sagen, dass bei aller Unterschiedlichkeit der Musikstücke die Sternentraumreise in sich stimmig ist. Und dass vier Personen in unterschiedlichen Zusammensetzungen oder auch alleine die einzelnen Stücke komponierten, hat dem Werk nicht geschadet. Das Konzept wird vielleicht nicht jedem gefallen, aber das ist eine Frage des Geschmacks und vielleicht auch der Erwartungen.

Beim Konzert waren die Texte manchmal akustisch nicht hundertprozentig zu verstehen (die Geschichte blieb aber vollkommen verständlich), so war es gut, dass im Anschluss die Studioaufnahme auf CD zu erwerben war. Von CD kommen die Stimmen wesentlich deutlicher zum Vorschein, so dass das Märchen ein stärkeres Gewicht erhält. In Recklinghausen schien die Musik die Hauptsache zu sein.

Übrigens ist die Sternentraumreise nicht nur für Erwachsene geeignet, und als Geschichte nicht nur als „Märchen für Kinder“ einzustufen. Wir waren mit unserem 6jährigen Sohn bei der Premiere im Planetarium Recklinghausen, und wir waren alle sehr angetan von der Geschichte und der Musik.

cdcoverTrackliste der CD:

1.

Ouverture

8:41

2.

Die Weiten des Universums

7:52

3.

Das Lied der Venus

6:02

4.

Die Intrige

9:28

5.

Der Weg wohin

5:59

6.

Das Lied der Erde

4:24

7.

Wir gehören zusammen

6:54

8.

Der große Traum der kleinen Sterne

7:29

9.

Die Stimmung ändert sich

6:31

10.

Das Leid der Venus

2:04

11.

Zusammen sind wir eins

3:13

12.

Ein furchtbarer Moment

5:31

13.

Direkt in die Sonne

5:44

Ich wünsche der Sternentraumreise noch viele Aufführungen und sehr viele Mitreisende!

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Andreas Pawlowski

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