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Wiedersehen im Dom - BK&S and Friends in Xanten

Die meisten erinnern sich noch: BK&S and Friends in der Dorfkirche Repelen war ein ähnlich fester Termin im Kalender, wie der E-Day oder E-Live in Oirschot oder der Electronic Circus. Dann kam das Virus, und die 2020er-Ausgabe war eines der ersten Events, das ihm zum Opfer fiel. Aber auch nach dem Ende der Pandemie konnte die Tradition nicht wieder aufgenommen werden.  Mal klappte es terminlich nicht, denn sowohl Thomas Kagermann als auch Raughi Ebert haben ja noch andere Projekte und Verpflichtungen.  Wie viele andere Musiker dürften sie nach der Pandemie diverse aufgeschobene Termine nachgeholt haben. Und zum anderen änderten sich die Rahmenbedingungen in Repelen, so dass die dortige Dorfkirche irgendwann als Spielort nicht mehr zur Verfügung stand. Detlef, Mario und Bas mussten sich also nach neuen Orten umsehen.

BK&S and Friends Xanten

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Meisterhaftes in Best

Harald Gramberg und Gerrit Vos haben es geschafft: Das "Dutch Electronic Masters" Festival geht in diesem Jahr in die vierte Runde und hat sich seinen Platz erobert. Das gilt nicht nur für den Platz im EM-Terminkalender, sondern auch für die Location: Das t'Tejaterke in Best war eine Empfehlung von Ron Boots, und es hat genau die richtige Größe für diese Veranstaltung. Wer regelmäßig zum E-Day oder zu E-Live kommt, der kennt auch schon den Weg: Auf die Autobahn Richtung Eindhoven, und wenn man aus alter Gewohnheit in Oirschot abgefahren ist...dann fährt man einfach wieder in anderer Richtung auf und eine Ausfahrt bis nach Best zurück. Selbiges ist den Verfasser dieser Zeilen auch schon einmal passiert...

 

Dutch Electronic Masters t'Tejaterke

Das t'Tejaterke liegt am Rande eines Wohngebietes.  Die wenigen Parkplätze direkt am Gebäude lässt man am besten für die Musiker und anderen Aktiven frei, von der  Querstraße sind es ebenfalls nur ein paar Schritte bis zum Eingang. Auch wenn es eine Tageskasse für kurz Entschlossene gibt, sollte man sein Ticket wenn irgend möglich im voraus erworben haben. Hier in Best wie auch andernorts gilt: Je besser der Vorverkauf läuft, desto mehr Planungssicherheit haben die Veranstalter. Die Absage eines Festivals
wegen schlechten Vorverkaufs, wie vor wenigen Wochen in Bocholt, sollte sich nicht wiederholen!

Das t'Tejaterke hat zwar eine eigene Webseite mit Kartenvorverkauf, die dort angebotenen Bezahlwege setzen aber ein niederländisches oder belgisches Bankkonto voraus.  Für Besucher aus anderen Ländern hatte Harald eine eigene Reservierungsseite auf EM-Podium.de aufgesetzt. Bezahlen konnte man dort entweder im voraus per Überweisung, oder man tauscht - so wie ich jetzt - das reservierte Ticket vor Ort gegen 25 Euronen ein.

Die nächste Station nach der Kasse sind zwei Kisten mit CDs, die Ron Boots gleich daneben abgestellt hat: Er kauft des öfteren CD-Sammlungen an, und die sind nicht immer nur 'rein elektronisch'. Was nicht in das Sortiment seines Groove-Shops passt, landet dann hier zur freien Bedienung.  Und viele EM-Fans hören ja auch gerne einmal andere Musik!

Der kleine Zeiger auf der Uhr hat gerade die Eins überschritten, und bis zum ersten Konzert ist es noch eine knappe Stunde, also geht der Weg statt in den Saal ins Foyer. Groove, Deserted Island Music und einige der heute auftretenden Musiker haben hier ihre CD-Stände aufgebaut. Auch wenn ich in letzter Zeit nur noch selten Alben in physischer Form erwerbe: Ein Blick auf die Neu-Veröffentlichungen liefert wichtigen Input für die Download-Einkaufsliste, und hier berät der Chef oder die Chefin des Labels auch gerne persönlich.

Alleine mit dem Sichten dieses Angebots könnte man bequem die Zeit bis zum ersten Konzert verbringen, aber es treffen auch nach und nach weitere Bekannte als Gesprächspartner ein. Am Ende des Tages werden es übrigens gute 80 Besucher sein. Das ist natürlich weniger als in Oirschot, für ein solches Event aber eine sehr respektable Zahl. Insgesamt böten die Sitzreihen des t'Tejaterke etwa doppelt so vielen Besuchern einen Platz.  Der Vorteil davon, das sie heute nur halb genutzt sind: Die Platznummern auf den Tickets darf man als unverbindliche Empfehlung betrachten.

So kann Gerrit die Besucher in entspannter Atmosphäre begrüßen und den ersten Act des Tages ankündigen. "A73" ist ein Projekt, das mir bisher noch nicht geläufig war, und hinter dem sich Roel Janssen sowie Domien Paul Bastiaans verbergen. Wer bei dem Projekt-Namen an Schnellstraßen denkt, liegt genau richtig: Die A73 verläuft grob von Nijmegen bis Maasbracht im Südosten der Niederlande und ist eine der dortigen Verkehrs-Lebensadern. Und so wie der Verkehr auf einer Autobahn fließt und pulsiert, so steigt Roel - vorerst solo - auch ein: Rhythmisch und eher moderner Elektronik zugeneigt. Auch sein Werkzeug ist aktuell: Eine Keyboard-Burg sucht man vergeblich, ihm reicht das Notebook plus einige wenige Controller, um die Software darauf zu bedienen. Das ergibt aus Sicht des Zuschauers eine etwas reduzierte 'Live-Erfahrung', aber das entscheidende ist ja, was am Ende aus den Lautsprechern kommt. Und wir lernen schnell, dass Roel auch anders kann: So wie auf einer Autobahn der Verkehr auch einmal - unfreiwillig - ausgebremst werden kann, so wechselt er im dritten Track vom Rhythmus auf Flächen. Die bleiben allerdings nicht lange alleine, denn nun kommen Gitarre und Drums hinzu und aus dem Solo wird ein Trio. Mit 'klassischer Elektronik' a la Berliner Schule hat das weniger zu tun, es wirkt eher wie eine elektronische ProgRock-Session, auf der einfach einmal geschaut wird, wohin sich die Sache entwickelt. Es ist quasi eine Fahrt ins Blaue, und auf diese Weise gar nicht so weit von dem entfernt, was TD & Co. ganz zu Anfang der 70er-Jahre gemacht haben. So sprunghaft wie auf "Electronic Meditation" wechseln sich hier auch Solo-Parts mit gemeinsamen Passagen ab. Langweilig wird es dabei nicht, und man könnte auch wieder die Parallele zu einer belebten Autobahn ziehen, wo sich die Hektik der Rush-Hour und die Ruhe in der Nacht abwechseln.

Wer gehofft hatte, den Tag in Best mit gefälligen Sequenzen beginnen zu können, der wird bei "A73" nicht so ganz auf seine Kosten gekommen sein.  Man sollte den Machern dieses Festivals aber Respekt dafür zollen, dass sie so einen nicht ganz so leicht 'verdaulichen' Act gleich zu Beginn des Tages auf die Bühne bringen. Und die Pausen zwischen den Konzerten sind reichlich bemessen: Eine ganze Stunde kann man sich über das eben gehörte austauschen.

In diese erste davon fällt auch die erste Session des 'Pausen-Acts': Ansgar Stock ist zwar kein Niederländer, aber um den Nachwuchs zu fördern, darf die gedachte Landesgrenze für heute auch einmal bis nach Osnabrück verschoben werden. Denkt man zu seinem ersten Auftritt in einer Ahlener Scheune zurück, dann ist die Entwicklung schon bemerkenswert. Anders als sein Vater tendiert Ansgar eher zur 'klassischen' Berliner Schule mit Sequenzen, und in diesem ersten Pausen-Set beweist er, dass er einen Titel von fünfzehn bis zwanzig Minuten mittlerweile so gestalten kann, das er nicht langweilig wird.  Auch im Vergleich zum Auftritt Ende letzten Jahres sehe und höre ich noch einmal eine deutliche Entwicklung. Da macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil in der abendlichen Pause!

Nicht lange nachdem die letzten Sounds verklungen sind, ist es auch schon wieder Zeit, vom Foyer zurück in den Saal zu gehen.  Arjen Schat kommt aus Arnheim, und offenbart im 'Einstiegs-Interview' mit Gerrit diverse wohl bekannte Namen als Vorbilder. Aber die sind in den meisten Fällen ja nur der Aufhänger für einen eigenen musikalischen Weg, und so dürfen wir gespannt sein, wohin Arjen der seine geführt hat. Es ist ein gänzlich anderer als beim ersten Act des Tages, aber die Resultate sind nicht minder beeindruckend.  Wurden wir bei "A73" in die Betriebsamkeit und Hektik einer Autobahn versetzt, so steigt Arjen ganz vorsichtig und leise ein.  Vor meinen geistigen Augen habe ich eine nächtliche Szene, vielleicht die letzten Minuten bevor man in das Reich hoffentlich angenehmer Träume hinüber gleitet. Angenehm und fließend ist auch, wie er die Sequenzen zum Einsatz bringt. Was Arjen hier präsentiert, ist Berliner Schule in ihrer schönsten und rundsten Form.  Die Sequenzen sind vielschichtig und perlend, und das Ergebnis ist wunderbar homogen. Auch wenn es zwischen den einzelnen Tracks kurze Pausen gibt, die Übergänge sind nie abrupt. So werden die Sequenzen im dritten Titel ein wenig dunkler und zurückhaltender, um danach wieder aufzudrehen.

In Arjens Klänge lässt sich so schön eintauchen, dass man als Zuhörer aufpassen muss, nicht in Morpheus' Armen zu versinken. Auch Arjen wird von seiner eigenen Musik hinfort getragen: Ein Blick auf die Uhr verrät, dass die für sein Konzert geplante Zeit ausgeschöpft ist. Gerrit zeigt sich in seinen abschließenden Worten begeistert, und damit ist er nicht alleine. Arjen habe ich heute zum ersten Mal live gehört, und es ist für mich die positive Überraschung des Tages. In der nun folgenden großen Pause wird er mehr als einmal gefragt werden, wo man das eben gehörte in Albenform erwerben kann.

Für viele ist die große Pause die Gelegenheit, sich in der Umgebung des t'Tejaterke nach einem Abendessen umzuschauen.  An dessen Theke sind nur Getränke und kleinere Knabbereien zu haben, die Küche bleibt heute kalt. Wer sich vor Ort nicht auskennt, kann aber von Ron Tipps für umliegende Restaurants bekommen. Ron selber gehört zu den Aktiven des Tages und darf sich am aufgebauten Buffet stärken. Dieses Mal steht er wohl nicht auf der Bühne, sondern sitzt am Mischpult und sorgt für den guten Ton im Saal. An seinen 'Spontanauftritt' mit Frank Dorittke im letzten Jahr denke ich aber noch gerne zurück, ebenso an sein 2023er-Solokonzert hier in Best.

Die große Pause dauert knapp zwei Stunden, und als die sich dem Ende zuneigen, dürfen wir uns auf den Auftritt eines Niederländers freuen, der seine Meisterschaft auf der Bühne schon diverse Male unter Beweis gestellt hat: Ricardo Verschut tritt als "Tectonia" auf und und ist für mich eine der großen Entdeckungen der letzten beiden Jahre. Sein Modularsystem hat hohen Wiedererkennungswert, genauso seine Art und Weise, es zu bedienen. Er ergänzt es neuerdings aber auch mit ein oder zwei Keyboard-Synthies, und lässt melodische Elemente in seine Musik einfließen. Das gemeinsame "Usquam Ventus" mit Skoulaman vor wenigen Wochen war ein Beispiel dafür.

Auch heute ist das Modularsystem erweitert worden. Das Thema des Auftritts sind aber nicht die irdischen Winde, es wird ins Weltall gehen. Der heutige Tag ist der Release-Tag
von Tectonias neuem Album "Luna (The Moon)", das für Freunde physischer Tonträger auch wieder auf CD erhältlich ist. Stolz hält er ein Exemplar während Gerrits einführender Worte hoch, und zwei Titel aus diesem Album sollen heute auch live gespielt werden.

Der Mond und die erste Landung von Menschen darauf sind ein für Elektronik-Musiker alles andere als neues Thema. Ricardo hat es zum Anlass genommen, seinem bekannten, von Modular-Sounds dominierten Stil ein wenig zu erweitern: Lediglich einige wenige Funksprüche am Anfang vermelden ein "Ready for Take-Off", dann gehen Sequenzen, Rhythmus und Melodie eine für ihn neue, aber sehr gelungene Mischung ein. Der Einstieg ist flott und beinahe tanzbar, und ein ruhiges Zwischenspiel gibt uns eine Verschnaufpause, bevor er die zweite Stufe zündet. Im zweiten Track kommt eine Basslinie hinzu, die perfekt zum Rest passt.

Titel Nummer drei fängt still und besinnlich an. Das gibt Raum für Chöre und eine nachgerade zauberhafte Stimmung. In die hinein deutet Ricardo mit dem Zeigefinger nach oben: Eine Anweisung an die Lichtregie, das Saallicht soweit als möglich zu dimmen.  Zusammen mit dem Bühnennebel kommt jetzt der Laser zur vollen Geltung.  Ricardo wird von dessen Strahlen beinahe eingehüllt, und als auch die Sounds an einen großen Franzosen erinnern, ist die Assoziation mit Jean-Michel Jarres Laserharfe komplett.  Ricardo lässt sich von der Stimmung mittragen und fordert zum Mitklatschen auf. Was für ein geniales Finale eines gelungenen Premieren-Konzerts! Ricardos neues Album landet natürlich direkt auf der 'Kaufliste', wenn auch bei mir nur virtuell als Download bei Bandcamp. Die Konditionen auf dieser Plattform sind ja so, dass der Musiker an einem Download ähnlich viel verdient wie an einem physischen Album, ganz im Gegensatz zu den Streaming-Plattformen.

Man könnte meinen, dieses Konzert hat auch Ansgar Stock beflügelt, der in der folgenden Pause sein zweites Set spielt. Es ist ähnlich lang wie das erste, und legt qualitativ auf das erste noch einen drauf: Spacig, rhythmisch und flott ist Ansgar auf dem Weg zu seinem eigenen Stil. Für dieses Jahr stehen noch ein oder zwei Termine an, wo Ansgar nicht nur als Pausen-Act auftritt. Falls die Entwicklung in ähnlich großen Schritten weiter geht, dann darf man auf die nähere Zukunft sehr gespannt sein.

Was uns beim nächsten Act im Saal erwartet, das weiß man im Gegensatz dazu recht genau. Die Elektronische Maschine ist seit einigen Jahren eine Bank, wenn es um druckvolle EM geht, die ihre Ursprünge im Düsseldorf der 70er Jahre nicht verleugnet, aber so modern und frisch wirkt, dass das Quartett um Richard de Boer auch regelmäßig für Events gebucht wird, deren Besucher mit dem Begriff "Berliner Schule" kaum noch etwas anfangen können dürften.

Gerrit darf sich direkt entspannt zurück lehnen, denn für das vierte Konzert des Tages im Saal hat Ron Boots seinen Platz hinter dem Mischpult kurz verlassen und macht die Einleitung. Viele Worte sind aber gar nicht vonnöten, insbesondere wenn man regelmäßiger Besucher des Dutch Masters ist: Dies ist bereits das dritte von vieren, bei dem die Elektronische Maschine mit von der Partie ist. Man könnte alleine anhand dieser Auftritte nachvollziehen, wie sich der Mix aus Bühnenshow und Musik in den letzten Jahren weiter entwickelt hat. Aber wie bereits erwähnt, die Elektronische Maschine spielt auch an vielen anderen Orten live, und von solchen Auftritten in letzter Zeit erzählt Ron, und wie begeistert er davon war.

Auch heute wieder findet sich zwischen den Setups von Richard, Sonja, Wilco und Michael ein Pärchen Congas, an denen Dirk Nusink den perkussiven Anteil der Stücke noch verstärken wird. Was bei jedem Auftritt spannend bleibt, ist deren Auswahl. Auch wenn man nur die bekannteren Titel aller Alben zusammen nimmt, landet man bei mehr als der knappen Stunde, die für den heutigen Auftritt in Best eingeplant ist. Lassen wir uns also überraschen, in welcher Form der Spannungsbogen heute seinen Weg nehmen wird:

Den Einstieg macht "Electro Feelings", ein Titel vom Anfang des Jahrtausends, dem man seine Wurzeln bei Kraftwerk noch deutlicher anmerkt, und mehr in Richtung klassischer EM tendiert als die Titel vom aktuellen Album "Life goes On". Doch die Art und Weise, wie er präsentiert wird, unterstreicht, welche Botschaft von der Bühne ausgeht: Kraft, Energie, und Aktivität.  Wenn Sonja oder Wilco ihre Drums bearbeiten, Michael zwischen dem Keyboard-Spiel Posen einnimmt, die in ihrer Ausdrucksstärke an einen erregten Klaus Kinski erinnern, dann sucht das seinesgleichen. Auch Richard hat in den letzten Jahren seinen Anteil an dieser Show deutlich ausgebaut: Wirkte er früher die meiste Zeit eher im Hintergrund und behielt die Fäden in der Hand, so ist er mittlerweile fast genauso aktiv wie Michael, und liefert sich mit ihm in "Elec-Tek" ein regelrechtes Keyboard-Duell.

Unbestrittener Höhepunkt eines jeden Konzerts der Elektronischen Maschine ist für mich aber "The Art of Percussion", in dem alle vier in einer perfekt eingeübten Choreographie als 'menschliche Drum-Roboter' agieren. Dann noch einmal das Thema "Energie" in "Kampfmaschine", und wir haben uns alle eine kurze Verschnaufpause verdient.  "Intermezzo" vom aktuellen Album, ein Titel gänzlich ohne Drums, erlaubt uns kurz Luft zu holen, bevor dessen Titelstück "Life Goes On" die zweite Hälfte des heutigen Sets eröffnet. In dem geht es genauso druckvoll weiter, und es ist alleine schon erstaunlich, was für eine physische Kondition hier unter Beweis gestellt wird.

Fast auch schon eine Tradition: "Tanzen mit Computer" beschließt die zweite Hälfte und den heutigen Auftritt. Ähnlich wie beim Einsteiger geht er hier nicht ganz so aggressiv zur Sache, und wir haben eine Chance, ohne harten Schnitt wieder auf 'Normaltempo' herunter zu kommen. Im heutigen Konzert hat die Elektronische vielleicht wenig Neues gezeigt, aber sie hat bewiesen, dass man sich jederzeit auf sie verlassen kann. Während alle fünf ihre abschließende Verbeugung machen, übernimmt Gerrit die Abmoderation. Der Zeitplan sieht dieses Mal nur eine kurze Pause vor, zehn Minuten sind eigentlich eingeplant.

Damit der folgende, letzte Act des Tages diese Zeit optimal nutzen kann, wird trotzdem darum gebeten, den Saal zu verlassen, und sich die Zeit im Foyer oder an der frischen Luft zu vertreiben. Es ist Spätsommer und angenehm frisch um diese Zeit, den Kopf etwas 'durchzulüften', ist also gar keine falsche Idee.  Von der Schallwelle her kenne ich das aber: Aus auf zehn Minuten geplanten Pausen wird meistens deutlich mehr. Umbau und Soundcheck dauern doch ein wenig länger als gedacht, und bis alle Besucher wieder ihre Plätze eingenommen haben, vergehen weitere Minuten. Die Ausweitung der Pause hat aber auch ihr gutes: Die Setups der vorigen Konzerte sind alle abgebaut, der finale Act des Tages hat die Bühne ganz für sich. Bei dem handelt es sich um "La Lune Noire", eine Band, die eigentlich schon im letzten Jahr hier in Best spielen sollte. Krankheitsbedingt musste das aber um ein Jahr verschoben werden, und so darf das Quartett aus Victor Verzijl, Sven Vogelezang, Eddie Meulmeester und Paul Kusters die 2025er-Ausgabe des Dutch Masters beschließen und abrunden.

Auch hier baut Gerrit in seine Einführung ein kleines Interview zur Geschichte der Band ein. "La Lune Noire" hat seine musikalischen Wurzeln in den 80er-Jahren, bei Synth-Pop und Wave, wofür Namen wie Depeche Mode, Gary Numan und die frühen Simple Minds stehen. Victor erzählt in dem Kurz-Interview, dass er einige Keyboards aus der damaligen Zeit heute wieder gesehen hat, und wie er sich freut, dass sie heute noch genutzt werden. Und noch eine andere Verbindung hat er heute gefunden: Wie Michael von der Elektronischen Maschine im vorigen Konzert agiert hat, das hat ihm besonders gefallen.

Wie wir im folgenden sehen werden, ist Victors Performance auf der Bühne nicht minder ausdrucksstark. Es ist gut, dass man sich die Zeit genommen hat, die ganze Bühne freizuräumen, denn den 'Auslauf' braucht Victor auch, während er die Songs performt. Mit der Diskographie von "La Lune Noire" kenne ich mich bisher nicht aus, und so lasse ich einfach die Gesamt-Performance auf mich wirken.

Die Musik ist so, wie man es bei den Vorbildern erwartet: Druckvoll, Gitarren- und Keyboard-lastig und mit den kurzen Songs immer auf den Punkt. Wie auch schon beim Einsteiger des Tages kommen Fans der Berliner Schule nicht wirklich auf ihre Kosten. Aber die EM ist ja ein weites Feld, und viele EM-Fans haben wie ich ihren 'elektronischen Einstieg' in den 80er-Jahren gefunden, und darüber dann die geistigen Mitväter aus den 70ern entdeckt. Es ist ein symbolischer Brückenschlag, als Victor dem in der ersten Reihe sitzenden Michael Malais die Hand reicht.

Und so findet auch "La Lune Noire" Gefallen beim Publikum des heutigen Tages - so viel, dass eine Zugabe gefordert und gewährt wird. In die von diesem energetischen Auftritt noch aufgeladene Atmosphäre hinein kann Gerrit seine abschließenden Danksagungen richten: Dank gilt den heute aufgetretenen Musikern, dem ganzen Team von t'Tejaterke, verstärkt um Ron Boots am Mischpult, und - last but not least - dem Publikum, das seinen Weg nach Best in einer Zahl gefunden hat, die dieses Event erst möglich gemacht hat. Das "Dutch Masters" hat - wie bereits eingangs geschrieben - sich seinen Platz im Kalender erobert, und es wird eine Neuauflage im nächsten Jahr geben. So wie es aussieht, am gleichen Ort, und zu ähnlicher Jahreszeit. Genaues Datum und die Acts stehen (natürlich) noch nicht fest. Ich bin aber sicher, Harald und Gerrit werden wieder ein ähnlich gutes Händchen bei der Auswahl haben, wenn es heißt: "Dutch Electronic Masters 2026", im t'Tejaterke in Best!

Alfred Arnold

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Abwechslung allerorten - Die Atelierroute 2025 in Sellingen

Gleich hinter Oberhausen beginnt der Kurz-Urlaub: Dann hat man die Eng- und Baustellen im Ruhrgebiet hinter sich gelassen, und vor einem liegen knapp 150 staufreie Kilometer auf der Autobahn 31.  Es geht Richtung Emden, immer an der Grenze entlang. Grob auf der Höhe von Papenburg biegt man ab, und direkt auf der niederländischen Seite der Grenze ist das Ziel erreicht.

Atelierroute Sellingen

Der August hat gerade begonnen, und ich bin jetzt in Sellingen. Sellingen liegt unweit von Bas Broekhuis' Heimatstadt Vlagtvedde, und Bas ist an der Organisation der hiesigen Atelierroute beteiligt. Einmal im Jahr, eben am ersten August-Wochenende, öffnen die Anwohner am Beetserweg ihre Gärten und Höfe für Aussteller und Besucher. Ausstellende sind Künstler(innen) und Kunsthandwerker(innen) aus der Umgebung, sowohl von dies- als auch jenseits der Grenze. Bilder, Schmuck, Skulpturen, originelle Bekleidungs-Accessoires, oder auch einfach Dekorations-Artikel: Das Angebot war im letzten Jahr breit gestreut und abwechslungsreich, und wird es auch dieses Mal wieder sein.

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Klänge in der Kugel - Frank Tischer live im Radom auf der Wasserkuppe

Einige Musiker in unserer EM-Szene haben so etwas wie ein 'zweites Wohnzimmer': Einen Auftrittsort, an dem sie schon seit vielen Jahren regelmäßig spielen, dessen Eigenschaften man in- und auswendig kennt, und mit dessen Personal man sich auf Zuruf versteht. Über die Jahre hat man sich dazu vielleicht auch noch ein Stammpublikum erspielt, mit dem man fest rechnen kann. Für den einen kann das das Kuppelrund eines Planetariums sein, für den anderen ein Theater, mit dem zusammen man Corona und Betreiberwechsel überstanden hat.

Radom Wasserkuppe

Ein Musiker, der auch so einen Ort hat, und der in unserer Szene vielleicht noch nicht ganz so bekannt ist, wie er es eigentlich verdient hätte, ist Frank Tischer. Sein Stammplatz nicht nur kuppel- sondern fast kugelförmig. Auf die Innenseite wird zwar kein künstlicher Himmel projiziert, dafür aber ist er den echten Himmel ein gutes Stück näher als die meisten anderen Orte. Es ist das Radom auf der Wasserkuppe, unweit seiner Heimatstadt Poppenhausen.

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Mit Musik auf dem Lande - das Schallwende-Grillfest

Die virtuelle Tinte des Berichts vom letzten Grillfest ist kaum trocken, da geht es auch schon zum nächsten: Dieses Mal lädt der Schallwende-Verein nicht nur zu Würstchen und Salat, sondern auch zu elektronischer Live-Musik ein.  Und auch die Richtung ist grob die gleiche: Vom Westzipfel der Republik führt der Weg ins Westfälische - dieses Mal aber
nicht ganz so weit in den Osten. Am Kamener Kreuz biegen wir dieses Mal nicht Richtung Bielefeld ab, sondern fahren noch ein paar Kilometer weiter auf der A1. Danach ist es noch ein gutes Stück Landstraße bis nach Ahlen und zum Oestricher Landwehr, wo der Hof der Glanemanns liegt.

Die Anreise mit dem eigenen Automobil ist die einzige praktikable Variante. Zwar hat der Hof eine eigene Haltestelle, und mit Strandkorb als Wartehäuschen ist die auch sehr schön gestaltet. Am Wochenende hält hier aber kein Bus, und auch unter der Woche ist die Anbindung eher sporadisch. Parkplatz für Fahrzeuge ist aber reichlich vorhanden, auch gerne ein Wohnmobil, so man hier über Nacht bleiben will. Eine alte Bergwerks-Lore dient Wegweiser, und erinnert daran, dass hier in Ahlen auch einmal Kohle gefördert wurde.

Schallwende Grillfest 2025

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Ein Mittsommernachtstraum auf dem Lande - Die Electronic Circus Summer Edition

Es ist der 21. Juni: Kalendarischer Sommer-Anfang, der längste Tag des Jahres, und vor allem eines: Der Tag, an dem das Team des Electronic Circus seine Sommer-Party steigen lässt. Seit einigen Jahren ist der Ort dafür ein Bauernhof bei Borgholzhausen, auf halbem Wege zwischen Bielefeld und Osnabrück gelegen.

Electronic Circus Summer Edition 2025

Borgholzhausen hat eigentlich eine eigene Abfahrt an der Autobahn A33. Per E-Mail wurden die Besucher aber vorgewarnt, dass man diese wegen einer Straßensperrung nicht nehmen sollte. So komme ich ausnahmsweise einmal mit einem Event in Berührung, das immer zur gleichen Zeit wie die Party stattfindet: Das alljährliche Tennisturnier in Halle ist auch der Grund, weshalb man Hotel-oder Pensions-Zimmer frühzeitig reservieren sollte, so man übernachten will. Die Umleitungsstrecke führt an den Parkplätzen für Turnier-Besucher vorbei. Die lasse ich aber links liegen und folge den Schildern nach Borgholzhausen. Irgendwann geht es rechts ab, und am Straßenrand aufgehängte Wegweiser führen zum Parkplatz für Party-Besucher. Die Parkplätze am Hof selber sind knapp und den Aktiven vorbehalten. Wir Besucher lassen uns von Walter Adam einweisen, welcher der Silos am Nachbarhof heute nicht mehr vom Bauern gebraucht wird. Dort besteht kein Risiko, das eigene Gefährt vor der Rückfahrt erst wieder frei schaufeln zu müssen...

Vom Parkplatz sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Ort der Party selber.  Ein klein wenig Zeit wäre noch, bis der kleine Zeiger auf der Uhr die Eins erreicht und den offiziellen Beginn markiert. Aber der 'Check-In' ist auch jetzt schon möglich: Abhaken auf der Liste, das Armbändchen entgegen nehmen, und am besten gleich den ersten Schwung Plastik-Chips erwerben. Gegen diese 'Währung' werden wie immer Speis' und Trank ausgegeben. Wer will, kann hier auch gleich ein Ticket für den Electronic Circus im September in Lemgo erwerben.

Damit lasse ich mir aber noch ein wenig Zeit, denn angesichts der anderen Angebote ist nicht gesagt, dass das eingesteckte Geld dafür noch reichen wird: Im Hof, gleich neben der Anmeldung, reiht sich CD-Stand an CD-Stand. Kilians Syngate-Label wird Ende des Jahres zwar seine Tore schließen, aber heute hat er noch einmal alles mitgebracht, was auf CD noch vorhanden ist. Ein mindestens ebenso breites Angebot findet sich gegenüber bei Lamberts Spheric-Label.  Einige der heute aufspielenden Musiker haben natürlich eigene Stände, und zusätzlich halten Johan Geens und Joost Egelie (beides Live-Performer im letzten Jahr) die belgische Fahne hoch. Stefan Erbe hat aktuelle und ältere Alben dabei, und berät auch gerne, wenn es darum geht, die Lücken in der eigenen Sammlung zu schließen.

Ein oder zwei der Tische sind noch leer, aber das wird sich sicher noch ändern. Also werfen wir einmal einen Blick aufs 'Catering': Der Grill wurde mittlerweile angeheizt und der Herr über Würstchen und Steaks hat sich eine stilechte Kochmütze mit EC-Logo zugelegt. Vegetarier und nicht nur die können sich gegenüber vom Elektro-Grill Gemüse und Kartoffeln holen. Die passenden Beilagen in Form von Salaten gibt es drinnen an der Theke, wo auch Brötchen, Kuchen und alle Getränke zu haben sind. Der erste Schwung Plastik-Chips ist auf diese Weise schnell ausgegeben, aber Nachschub kann jederzeit gegen Euros getauscht werden - die Chips wandern ja regelmäßig zurück zur Kasse.

Auch wenn dies quasi das nachgeholte Mittagessen ist, man sollte es nicht übertreiben, damit man nicht während des ersten Konzerts versehentlich in ein 'Verdauungs-Schläfchen' zu fallen. Denn gleich zu Beginn des Tages kann Frank Gerber mit "MiDi Bitch" einen Künstler ankündigen, der sich auf der Bühne bisher eher rar gemacht hat, und auch Bilder von sich eher sparsam veröffentlicht. Zumindest für mich ist es eine Premiere, Fredy Engel live zu erleben.

Von seinen Veröffentlichungen her kennt man MiDi Bitch eher als Anhänger der klassischen, von Sequenzen getragenen EM. Für den heutigen Auftritt verspricht uns Frank aber etwas anderes: Wir werden nur vier, aber lange Titel hören, und in denen wird Fredy sich von seiner ambienten Seite zeigen. Um diesen Teil des 'MiDi-Bitch-Universums' zu erreichen, ist ein kurzer Raumflug erforderlich. Und so beginnt das erste Konzert des Tages mit einem Countdown. Im Gegensatz zu den Raumschiffen eines US-Milliardärs besteht hier keine Explosionsgefahr, und eine Leuchtbrille sorgt dafür, dass 'Captain Fredy' auch im Halbdunkel den Kurs halten kann. Stimmen aus dem Kontrollzentrum koordinieren den Start, und nach dem Lärm des Starts haben wir die Stille und Weite des Universums erreicht. Wuchtige Flächen und gelegentliche Funksprüche füllen das Vakuum, und ab und an lässt Monsieur Jarre mit den Sounds grüßen, an denen man seine Klassiker erkennt.

Nach und nach füllt sich aber die Leere: Weitere Layer ergänzen das Klangbild, auch Chöre und zurückhaltende Sequenzen kommen hinzu. Sie erweitern die Stimmung aber nur und überlagern nicht. Wenn wir Stimmungswechsel erleben, dann nur ganz subtil und kontinuierlich. Sind wir eigentlich schon bei Titel Nummer zwei oder drei?  Bisher habe ich keinen Schnitt bemerkt. Der kommt erst, als Fredy auf eine eher rhythmische Gangart wechselt. Das bleibt aber nur ein Intermezzo, und man darf sich wieder zurück lehnen und genießen. In dieser Passage fühle ich an "Ultra" von Baltes & Erbe erinnert, sowohl was die Weite als auch die Länge angeht.

Ganz zum Schluss werden die Sound noch einmal etwas druckvoller, so als wollte Fredy uns wieder auf den Erdboden zurück holen. Der Applaus zeigt es: Auch die Landung ist gelungen, und auf so eine Reise darf 'Captain MiDi Bitch' und gerne öfter mitnehmen. Frank schickt uns in seinen abschließenden Worten in die erste Pause, und dämpft ein wenig die Hoffnungen: Eis gibt es erst in der nächsten Pause! Aber der Tageszeit entsprechend wären jetzt eher Kaffee und Kuchen angesagt, und letzterer ist - wie immer - selbst gebacken und lecker.

Das Team um Frank und Hans-Hermann hat übrigens aus den Erfahrungen früherer Jahre gelernt und für den heutigen Tag nur vier Acts eingeladen.  In der Vergangenheit konnten es schon einmal fast doppelt so viele sein. Das führte zu sehr kurzen Pausen, in denen dann vielleicht auch noch unter Zeitdruck umgebaut werden musste. Hat dabei auch nur eine Kleinigkeit nicht wie geplant funktioniert, war der ganze restliche Zeitplan nur noch Makulatur. Heute sind die Pausen mindestens 30 Minuten lang, und alle Musiker konnten schon vor Beginn aufbauen. Während die Besucher sich an Theke, Grill oder den CD-Ständen unterhalten, kann der nächste Act drinnen ganz entspannt einen allerletzten Soundcheck vornehmen.  Und Frank darf uns ganz pünktlich zum zweiten Konzert rufen:

Das steht unter dem Motto "Düsseldorf is Calling". Roman Ridder hatte bereits im letzten Jahr hier in Borgholzhausen solo gespielt. Mit Lars Leonhard zusammen hat er das Projekt "Spectral Wanderer" gegründet, und genau dieses Duo wird das zweite Konzert des Tages bestreiten. Roman hatte ich bisher als einen Musiker erlebt, der etwas zur rhythmischen Seite der EM tendiert, während ich Lars im 'Spektrum' eher auf der atmosphärisch-ambienten Seite verortet hatte. Aber das sind alles nur Schubladen, und selten passt ein Musiker in eine solche hinein. Frank fasst die Zusammenarbeit der beiden so zusammen: "Melody and Sequences meet Dub and Rhythm!"

Und in der Tat, schon nach den ersten Takten merke ich, dass es gar nicht so einfach ist, das Ergebnis dieser Zusammenarbeit mit einem Wort zu beschreiben.  Melodien und Rhythmen mischen auf souveräne und entspannte Weise miteinander und machen dem Namen des Projekts alle Ehre. Von Titel zu Titel legt das Tempo mal etwas zu, dann wird wieder einen Gang zurück geschaltet. Genauso selbstverständlich wird das Klangbild mal etwas voller, und mal wieder etwas minimalistischer. Mal bringt Roman seine Rhythmen in den Vordergrund, dann kann Lars wieder ein großes Panorama schaffen. Das alles geht so selbstverständlich und geschmeidig, als hätten die beiden noch nie etwas anderes getan!

Ein Nebeneffekt dieser perfekten musikalischen Kooperation: Man merkt als Zuhörer gar nicht, wie die Zeit vergeht. Das Ende ist fast schon ein wenig abrupt.  Da muss doch noch etwas gehen? Ein kurzer Blick von Frank auf die Uhr verrät: Wir sind eine Viertelstunde vor dem Zeitplan. Habt Ihr vielleicht noch etwas? Lars bläst kurz die Backen auf, dann ein knappes "Ja". In der Zugabe sind die Rhythmen vielleicht noch etwas prägnanter, aber diese zusätzlichen fünfzehn Minuten werden genauso locker und entspannt gefüllt wie der 'geplante' Teil.

Dermaßen musikalisch 'gesättigt', können wir in eine längere Pause gehen.  Im Saal stehen jetzt einige Umbauten an. Auch wenn der Bühnen-Bereich dieses Mal nicht ganz so voll ist wie in den Vorjahren, die Setups der ersten beiden Konzerte müssen jetzt abgebaut werden, um die Sicht auf das frei zu machen, was am Abend auf uns warten wird. Während im Saal also umgebaut wird, ist für die Besucher an der Theke jetzt das versprochene Eis im Angebot - sehr willkommen bei diesen Temperaturen. Mit dem Wetter hat man heute Glück gehabt: kein Regenwölkchen am Himmel. Es ist vielleicht schon wieder etwas zu warm, besonders für die Personen am Grill. Der läuft nämlich die ganze Zeit durch, so dass niemand lange auf etwas davon warten muss.

Draußen hat sich auch noch etwas anderes ereignet: Die bisher leeren Tische haben sich mit weiteren CDs gefüllt. die stammen von zwei Musikern, die man in der letzten Zeit eigentlich nur noch hier persönlich trifft: Stephen Parsick, unter anderem bekannt durch das Projekt "['ramp]", ist immer ein spannender Gesprächspartner, und das nicht nur, wenn es um elektronische Musik geht. Und Volker Flottmann ist natürlich ein ganz alter und bekannter Name in der Szene, der bei seinen Alben noch den Fokus auf physische Distribution legt. Hier ist eine der seltenen Gelegenheiten, sich über den aktuellen Stand quasi 'an der Quelle' zu informieren.

Bei so vielen interessanten Gesprächspartnern sind die knapp zwei Stunden der großen Pause auf einmal gar nicht mehr so lang, wie man denken könnte. Und was sie weiter verkürzt: Frank schnappt sich einen überraschenden Besucher für ein spontanes Interview. Harald Grosskopf wird im September auf dem Circus im Lemgo spielen, und ist heute auch nach Borgholzhausen gekommen. Der Plan, einfacher Besucher zu bleiben, geht aber nicht ganz auf, und so beantwortet er vor den dritten Konzert noch ein paar Fragen dazu, wie er Steve Baltes kennen gelernt hat. Mit Steve wird er der Haupt-Act in Lemgo sein, und die beiden sind schon seit vielen Jahren gute Freunde: Man erinnere sich an den Circus vor zwei Jahren, als Harald Steve nach dessen gelungenem Solo-Auftritt umarmt hatte! Die Ursprünge dieser Freundschaft liegen bei einer Ashra-Tour durc Japan. Für die kam Steve seinerzeit neu zu der 'Truppe' dazu, und sein Know-How hatte sich für das Gelingen der Tour als enorm wichtig erwiesen. Aber auch kompositorisch hat Steve ja einiges drauf, und so ist man seitdem in Kontakt geblieben - auch außerhalb von Ashra.

Harald ist eben immer ein Interview wert, so viel wie er schon erlebt hat.   Das weiß man spätestens seit seiner Buch-Veröffentlichung im letzten Jahr. Nun aber zum dritten Act des Tages, und der kommt aus Kopenhagen und hat mit Abstand die weiteste Anreise gehabt: In diesem Jahr kann Björn Jeppesen das 30-jährige Jubiläum seines Projekts "Nattefrost" feiern. Aus diesem Anlass hat er eine schöne CD-Box heraus gegeben, die diese Zeit noch einmal Revue passieren lässt. Auf seiner Bandcamp-Seite ist diese Box aktuell 'sold out', hier und heute sind am CD-Stand aber noch ein paar der letzten Exemplare zu erwerben.

Das EC-Team wird angesichts dieses Jubiläums vielleicht auch einmal überlegt haben, wann sie Björn zum letzten Mal live auf der Bühne hatten, und dass es an der Zeit wäre, ihn einmal wieder einzuladen. Allzu vieler Überzeugungsarbeit dürfte es nicht bedurft haben, denn die Sommer-Party ist aufgrund ihrer intimen und lockeren Atmosphäre auch bei den Musikern beliebt. Wie nicht anders zu erwarten, wird Björn heute auch live eine kleine Zeitreise durch "30 Jahre Nattefrost" präsentieren. Mit dem eher minimalistischen 'Reise-Setup' wirkt er wie ein DJ. Und der Einstieg ist auch fast schon eine Techno-Nummer. Hat Björn auch so etwas in den letzten Jahren gemacht, daran erinnere ich mich ja gar nicht? So wird die Zeitreise auch zu einer Entdeckungsreise!

A propos Reise: Björn schaltet einen Gang zurück, und wir fahren per Zug weiter.  Durchsagen verkünden die nächsten Stationen, und die Sequenz gibt den Takt vor, in dem die Räder über die Schienen rattern. Der Zug erreicht die nächste Station, aber eine Ruhepause gönnt Björn sich und uns nicht - es wird stattdessen bombastisch und melodisch, fast schon orchestral. Mich erstaunt es bei Björn ja immer wieder, wie er von Album zu Album auf einen anderen Stil umschalten kann, und das tut er auch hier auf der Party. An filmischen Bombast reiht sich mit "Futurized" kühler Techno-Pop. Björn spielt das alles mehr oder weniger durch, nur gelegentlich bleibt uns etwas Raum für einen Zwischen-Applaus. So auch vor dem nächsten Titel, und das ist einer von jenen, die ich sofort wieder erkenne: Er stammt von "From Distant Times", das er zusammen mit Matzumi eingespielt hat. Wie könnte es anders sein - jetzt wird es wieder bombastisch, das hätte der Soundtrack zu einem Fantasy-Film sein können. Uwe Reckzeh, wie immer der Herr übers Licht, lässt den Laser dazu wieder einen Sternenhimmel an die Decke werfen.

Noch einmal beamt Björn uns aus einer fernen Vergangenheit in die Zukunft, und zum Abschluss ist noch ein guter Schuss Funk und Soul dabei. Danach ein kurzer Blick auf die Liste - er ist mit seinem Set durch. Was Björn in der vergangenen Stunde hervor geholt hat, war ein schönes Zeugnis seiner Vielseitigkeit. Und ein Blick auf die Uhr verrät, dass die mit rhythmischem Klatschen geforderte Zugabe gewährt werden kann. In der zeigt Björn sich noch einmal von seiner poppigen Seite, dann ist Konzert Nummer Drei dieses Tages am Ende. Und - wie der Chronist gerne vermerkt - wir sind immer noch ganz pünktlich!

Ein gehaltener Zeitplan freut nicht nur die Organisatoren, sondern auch die beiden Musiker, die das letzte Konzert bestreiten werden. So haben Eric van der Heijden und René Splinter, die seit einigen Jahren als "UNI Sphere" zusammen spielen, noch einmal Zeit für ein paar finale Proben, während die Besucher sich noch einmal mit Erfrischungen versorgen können. Die allergrößte Nachmittagshitze ist zwar vorüber, aber man sollte nach wie vor nicht vergessen, genug zu trinken.

Die letzten Proben sind alle glatt gelaufen, und so kann Franks uns pünktlich zum letzten Konzert des Tages begrüßen. René und Eric lassen sich mit ihren Alben immer etwas mehr Zeit, umso erfreulicher ist es, dass sie heute einen Blick auf ein paar Titel ihres kommenden Albums gewähren wollen.

Den Einsteiger machen aber erste einmal vertraute Klänge: Während die Bühne sich in Nebel hüllt, liefert "Time" direkt einen bombastischen Einstieg. Auch wenn das von einem der bisherigen Alben stammt, Eric und René präsentieren die Titel live jedes Mal ein wenig anders, und verbinden einzelne zu einem ganzen. Dabei gehen immer wieder Blicke und kurze Gesten hin und her, welcher Wechsel als nächstes ansteht.  Das Thema bleibt aber erst einmal die Zeit. Dieser Begriff ist bei "UNI Sphere" in vielen Titeln enthalten, aber man sollte das nicht immer wörtlich nehmen. Zum Beispiel "Running out of time" - wir stehen ja noch ganz am Anfang dieses Sets. Das soll jetzt mit einem der Titel vom kommenden Album fortgesetzt werden. Ein harter Stopp und die folgende Stille verheißen aber nichts Gutes. "Dem Computer ist warm", meint Eric, und der ist bei so vielschichtigen Kompositionen natürlich immer der stille dritte Mitspieler auf der Bühne. Die Software auf dem Rechner ist in der Hinsicht ein Neuzugang, nachdem just in dieser Woche ein anderer Controller in Erics Aufbau sein digitales Leben ausgehaucht hatte. Ein schlechtes Omen?

Die beiden lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und tun das, was auch wir machen, wenn der heimische PC abgestürzt ist: Reset, Neustart, und einfach weiter machen. Und in der Tat, so ist die Technik wieder zur Mitarbeit zu überreden, und wir hören die erste Preview aufs kommende Album: Renés erstes Solo, dazu eine Sequenz, die wie das Ticken einer Uhr alles antreibt. Kurz darauf gesellen sich auch Chöre und Läufe hinzu. Das alles ist aber nur ein (langes) Vorspiel für den Hauptteil. Die Stimmung wird romantisch, die Sequenz immer barock-verspielter, und der Titel verströmt eine Kraft und Macht, dass man kaum glauben mag, er sei nur 'fast fertig', wie Eric danach meint. Sein aktueller Name ist "Opus May", in Anspielung auf den Entstehungs-Zeitpunkt. Ob es dabei bleibt, werden wir im Oktober erfahren, wenn das fertige Album auf dem E-Live Festival präsentiert werden soll - sowohl live als auch auf CD.

Nach diesem ersten emotionalen Höhepunkt dürfen wir uns wieder ein klein wenig entspannen, und dafür ist "Obviously Orbiting" wunderbar geeignet. Auch wenn es uns nicht gleich bis ins All trägt, man hat das Gefühl, wie auf Wolken dahin zu schweben und geborgen zu sein. Und es bereitet den Weg für "Le Temps", das ganz zart und sanft einsteigt, um sich zum Ende hin zu steigern - aber nicht so heftig, dass das darauf folgende "Contemplating Calmness" einen harten Schnitt bedeuten würde. Eric und René haben die Titel aus ihren bisherigen Alben sehr gekonnt neu zusammen gestellt, dass sich daraus ein neuer Spannungsbogen ergibt. Und der trägt uns jetzt zum zweiten Titel des kommenden neuen Albums. Eric geht kurz zu René herüber und zeigt ihm etwas. Ist das der Clou des Titels, oder eine bestimmte Einstellung? Darüber kann man als Zuhörer natürlich nur mutmaßen, aber das Zusammenspiel funktioniert in "Opus 3" reibungslos, und auch der Computer macht keine Fisimatenten mehr. Von Renés Solo-Alben wurde früher ja einmal gesagt, sie würden da weiter machen, wo Tangerine Dream 1985 nach dem Weggang von Johannes Schmoelling aufgehört hat. Den einen oder anderen Sound aus der Zeit erkennt man auch jetzt noch wieder, aber man hat längst einen eigenen Weg gefunden: Was wir jetzt hören, klingt selbstbewusst und eigenständig, und es ist so viel Neues darin, dass man gar nicht alles beim ersten Hören aufnehmen kann.

Mit der nächsten Rezeption werden noch bis Oktober warten müssen, wo "Opus 3" mit den anderen Titeln in der finalen Form vorliegen wird. Bis dahin müssen wir noch mit den bisherigen Alben vorlieb nehmen. Das die auch nach mehreren Jahren immer noch frisch und nicht angestaubt klingen, beweisen "Tunnel Vision" und "Jocular Jive", mit denen Eric und René dieses Konzert abschließen. Insbesondere bei "Jocular Jive" hält es keinen Fuß mehr still am Boden und mir kommen immer wieder Assoziationen zu Tangerine Dreams Klassiker "Dolphin Dance". Und natürlich kann danach nicht einfach Schluss sein, egal was die Uhr sagt. Die Frage "Wollt Ihr noch etwas" ist eine rein rhetorische, und natürlich geht da noch etwas. Zu gleich zwei Zugaben wird das Duo aus den Niederlanden genötigt, und eine davon ist "Eloquent Exposure", auch als "Colorful Fields of Summer" bekannt und Sylvia Sommerfeld gewidmet.

Mit so einem Schlusspunkt unter das letzte Konzert des heutigen Tages können wir alle leben. Frank dankt in seinen abschließenden Worten allen Aktiven des Tages. Da wären die vielen Helfer, die immer ein wenig 'unsichtbar' bleiben, wenn sie ihre Arbeit gut machen: Ton- und Lichttechnik, die Damen an der Theke, die Getränke, Eis, Kaffee und Kuchen ausgegeben haben, die Betreiber der beiden Grills, und auch das Personal am Empfang, das den ganzen Tag über Chips verkauft hat. Um eine offene Frage vom Anfang aufzulösen: Ja, die 'Barschaft' hat bei mir gereicht, um gleich hier ein Ticket für den Electronic Circus im September in Lemgo zu erwerben. Spätestens im Spätsommer wird man sich dort wieder sehen.

So nehme ich nicht nur schöne Erinnerungen an den längsten Tag des Jahres mit auf die knapp drei Stunden Heimfahrt, sondern auch den einen oder anderen Ausblick auf die Zukunft: Auf den Circus im September, UNI Sphere's Auftritt bei E-Live im Oktober, und - das sei mir als Schallwende-Mitglied gestattet - "Colorful Fields of Summer" erinnert daran, dass das nächste Grillfest mit elektronischer Musik schon in zwei Wochen in Ahlen folgen wird. Man kann dem Team um Frank und Hans-Hermann zu diesem Tag und dieser Party nur gratulieren, und ihnen wünschen, dass der Circus ähnlich gut laufen wird. Bis in drei Monaten in Lemgo!

Alfred Arnold

Update: In einer ersten Version wurde Eric van der Heijdens Name mit 'k' statt 'c' geschrieben.  Dies wurde korrigiert und ich bitte um Verzeihung!

 

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Der Frühjahrs-Höhepunkt in Oirschot: Der E-Day 2025

Mit gleich drei Events hatte Ron Boots im letzten Herbst die neue und zugleich alte Spielstätte in Oirschot wieder in den Terminkalender des EM-Fans eingeführt. 'De Enck' hat einen neuen Betreiber und hört jetzt auf den Namen 'De Stolendans', ansonsten bleibt aber (fast) alles gleich: Das Foyer, der große Saal fasst nach wie vor über 300 Zuschauer, und seine Qualität als Treffpunkt von Musikern und Fans aus den Niederlanden und allen umliegenden Ländern ist beim Umzug erhalten geblieben. Einige Besucher hatten noch dem CKE ob der besseren Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nachgetrauert, aber solchen Problemen konnte Ron erfolgreich mit dem Angebot eines kleinen privaten Shuttle-Dienstes begegnen. 

E-Day 2025

So ließen sich denn auch die Zahlen für den diesjährigen E-Day gut an: Gut 250 verkaufte Tickets konnte Ron kurz vor dem Termin am letzten Tag des Mai vermelden. Zusammen mit ein paar kurz Entschlossenen, die ihr Ticket an der Tageskasse lösten, würde der Saal dieses Mal also vielleicht nicht bis auf den allerletzten Platz ausverkauft sein, aber die Veranstaltung würde wirtschaftlich ohne Zweifel deutlich im 'grünen Bereich' liegen.

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Fünf auf einen Streich - Die Manikin 5 im Kleinkunst-Theater Onstwedde

Zu den Events des letzten Jahres, an die ich besonders gerne zurück denke, gehört ohne Frage die Atelierroute in Sellingen. Bei sommerlichem Wetter konnte man von Station zu Station wandern, Kunst und Handwerk bewundern oder gleich erwerben, und an einigen der Stationen spielten Bas Broekhuis, Detlef Keller, Frank Rothe, Mario Schönwälder oder Michael Menze live Stücke aus dem Repertoire der aktuellen Manikin-Projekte.  Dieses Event fiel für die fünf in eine Übergangszeit, was die Spielorte angeht: In der traditionellen Dorfkirche Repelen hatte man im Frühling noch zwei kleinere Konzerte geben können, aber Pläne für Events in zwei anderen Gotteshäusern hatten sich leider wieder zerschlagen.

Kleinkunst-Theater Onstwedde

Das war natürlich gerade im 30-jährigen Jubiläum von Bk&S etwas schade, aber kein Grund zu verzagen. In persönlichen Gesprächen wurde schon die eine oder andere Andeutung neuer Kontakte gemacht, aber nichts davon war 'spruchreif' genug, dass man davon in diesem Blog hätte berichten können. Ein halbes Jahr später, in Frühjahr 2025, war alles in trockenen Tüchern, so dass Termine und Locations veröffentlicht werden konnten. Nun ist es Mitte Mai, und zu einem dieser neuen Spielorte sind wir gerade auf dem Weg.

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Kleine Kuppel, große Show: Naviara im Planetarium Recklinghausen

In unserem Land gibt es viele Planetarien - nicht nur große wie zum Beispiel in Bochum, Hamburg oder Münster, sondern auch zahlreiche kleinere Kuppeln, in denen eine zweistellige Zahl an Besuchern virtuell zu den Sternen reisen kann. Was an absoluter High-Tech hier vielleicht nicht vorhanden ist, wird durch die intime Atmosphäre des Ortes wett gemacht.

Planetarium Recklinghausen

Eines dieser kleineren Planetarien steht in Recklinghausen, und mehrere Male habe ich auch dort bereits eine Show genießen dürfen, die Musik mit Bildern von Planeten und Sternen verbindet. Indes: In den letzten Jahren war es ein wenig bei mir aus dem Fokus gerutscht. Das änderte sich eine knappe Woche nach der Schallwelle-Preisverleihung: Per Chat kam eine Anfrage von Vera van Bergh herein. Sie würden im Planetarium Recklinghausen demnächst eine Show machen, ob ich vielleicht Lust hätte?

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Damals und Heute - Stefan Erbes Dreissig-Jähriges

Stefan Erbe hatte sich 2024 eine längere 'Auszeit' genommen. Auf Live-Auftritte hatte er komplett verzichtet, und die 'Retrologica' mit bisher unveröffentlichtem Material war das einzige Erbe-Album im vergangenen Jahr. Das heißt aber nicht, dass er sich auf die faule Haut gelegt hätte: Er hat an der Fortsetzung der Saga um die künstliche Intelligenz GENE gewerkelt. 'Genesys 2023' war einer seiner bisher größten Erfolge, und so waren die Erwartungen an einen Nachfolger entsprechend hoch.

Metamorphosys Premiere Sternwarte Hagen

Die Premiere der 2023er-Episode hatte seinerzeit im Planetarium Bochum stattgefunden. Das wäre dieses Mal natürlich auch eine würdige Location gewesen, und das Bochumer Kuppelrund wäre ohne Frage auch wieder gut gefüllt gewesen. Stefan hat sich aber für einen anderen Ort entschieden. Die Sternwarte Hagen hat in der Historie seiner Auftritte einen ebenso hohen Stellenwert.  Vor ziemlich genau 30 Jahren war an diesem Ort - hoch über oben Hagens Dächern - sein erster Live-Auftritt überhaupt.

So wurde aus dem Premieren- ein Doppel-Event, das neben der Premiere auch einen Rückblick auf Stefans bisherige Alben geben sollte. Er startete im Vorfeld sogar eine kleine Umfrage, welche Titel man denn zu diesem Anlass noch einmal live hören möchte. Daran mag man ermessen, wie wichtig Stefan Erbe seine Fans und sein Stammpublikum sind. Und die intime Atmosphäre des kleinen Vortragsraums ist für so einen Anlass dann genau das Richtige.

Alles in allem also ein runder Plan, mit nur einem kleinen Fehler: Stefan Erbe hatte das Interesse an so einem Event nach einem Jahr Bühnen-Abstinenz unterschätzt. Die gut 60 Plätze waren in Windeseile ausverkauft, und es gingen so viele Interessenten leer aus, dass er gar nicht umhin kam, einen Zusatztermin für den Freitag zu organisieren. Und auch der war eine Woche vor dem Termin ausverkauft...

...für uns ist aber der Samstag der Tag, an dem wir uns auf den Weg zur Sternwarte Hagen machen. Der ist wie immer ein etwas ungewöhnlicher, denn vor dem Genuss der Musik steht hier die Anstrengung des Aufstiegs. Der Parkraum oben auf dem Gipfel ist sehr begrenzt und reserviert für das Personal sowie diejenigen Besucher, die nicht (mehr) gut zu Fuß sind. Alle anderen stellen ihr Fahrzeug ein paar hundert Meter weiter unten auf einem Parkplatz ab und legen die letzten paar Schleifen des Waldwegs auf Schusters Rappen zurück. Bei der Gelegenheit bieten sich auch schöne Ausblicke auf das Panorama der Stadt Hagen.

Es ist zwar bereits Mitte Februar und die Tage werden schon wieder merklich länger, aber der Winter hat das Land noch im Griff. Das Thermometer zeigt Werte kurz über dem Gefrierpunkt, und links und rechts des Weges liegt noch etwas frisch gefallener Schnee. Nach der letzten Kehre kommt erst der Eugen-Richter-Aussichtsturm ins Blickfeld, und kurz danach Gebäude und Kuppel der Sternwarte. Es ist noch hell und eine Weile hin bis zum offiziellen Einlass, also würde sich ein Blick von der Spitze des Turms anbieten. Leider ist die Tür verschlossen, vielleicht aus Sicherheitsgründen - die Treppe kann bei Minus-Graden rutschig sein und oben auf dem Turm sind die Temperaturen eher unter dem Gefrierpunkt. Ein anderes Mal...

Also schauen wir einmal, ob die Sternwarte um diese Uhrzeit doch schon offen ist. Und in der Tat: Stefan und die anderen Aktiven haben die Türe bereits geöffnet. Der Zutritt ist nicht nur zum Vortragsraum möglich, sondern auch zu einem Aufenthaltsraum daneben mit einer kleinen Sitzgruppe. Dort ist nicht nur der CD-Stand aufgebaut, auch eine kleine Auslage mit Speisen und Getränken. Nach dem Aufstieg sind ein Kaffee und ein warmes Würstchen willkommen, um sich auch von innen wieder aufzuwärmen. Nach und nach trudeln die Besucher ein und die Zeit wird bei den Gesprächen nicht lang. Vom Freitag ist noch alles aufgebaut, und so kann Stefan sich zu der Runde gesellen. Die Gästeliste wird abgehakt, und bei der Gelegenheit erhalten alle Besucher ein kleines Kärtchen mit einem Bandcamp-Download-Code für das neue Album. Natürlich ist dabei auch Zeit, die eine oder andere Erinnerung aufzufrischen - viele der Besucher kennen Stefan und seine Musik auch schon bald dreißig Jahre.

Die Besucher sind alle pünktlich und sind schon ein gutes Stück vor 19 Uhr stellt Stefan fest, dass die Runde vollzählig ist - eine Abendkasse gibt es ja nicht. Also könnten wir ja schon anfangen? Es ist ja wie gesagt alles vorbereitet. Der Aufbau ist bewusst reduziert. Seine kleine Keyboard-Burg steht ganz am Rand und er wird sich während des Auftritts eher im Hintergrund halten. In der Mitte, vor der Projektionswand steht der Subwoofer und darauf ein ominöses Objekt, das wie die Figur eines Astronauten aussieht. Für den Moment verwendet Stefan den Sub aber als Sitzgelegenheit. Für ein paar Erinnerungen an den ersten Live-Auftritt vor 30 Jahren ist noch Zeit: 1995 hatte Stefan gerade sein zweites Album veröffentlicht und dazu das große Glück, zu Winfrid Trenkler in die letzte Ausgabe der 'Schwingungen' im WDR eingeladen zu werden. Das hatte phänomenale Auswirkungen auf die Karten-Nachfrage, und so wie heute kam er nicht um Zusatzkonzerte herum. Der Aufwand war seinerzeit ungleich höher: Ein Beamer war damals noch reiner Luxus und es gab im Vortragsraum keinen fest installierten. Ein Leihgerät musste her, und die 500 Mark Miete konnte Stefan so gerade mit dem Ticket-Einnahmen des ersten Konzerts finanzieren. Eine Traverse mit Scheinwerfern wurde auf den Gipfel transportiert und aufgebaut. Einer der 'alten Hasen' von der Sternwarte ist heute anwesend und kann sich noch gut erinnern.  Heute erzeugt ein kleiner Laser ein genauso schönes Lichterspiel, und ein solcher versteckt sich in der erwähnten Astronauten-Figur.

Nun aber zur Musik des ersten Teils, und die geht wie erwartet quer durch die letzten Jahrzehnte. Direkt den Einstieg macht 'When Angels Travel', ein Stück, das Stefan vor einigen Jahren für ein ATB-Album komponiert hat. Im Original es ein halber 'Rausschmeisser', aber über die Jahre hat es immer wieder Veränderungen durchlaufen und bringt uns heute zum Einstieg in den Flow. Die Visuals dazu sind neu, und sie sind - wie alle anderen auch an diesem Abend - von exzellenter Qualität. Auch in dieser Hinsicht ist Stefan in den letzten Monaten fleißig gewesen. Vor dreißig Jahren kamen die Bildern noch vom VHS-Band. Bei aller Erinnerung, die in dieser ersten Stunde mitschwingt, wären die heutzutage einfach nicht mehr vorzeigbar.

Wo aber 'Original-Bildmaterial' hinreichend guter Qualität vorhanden ist, so bekommen wir es heute gezeigt. Das ist zum Beispiel der Zeichentrick-Kurzfilm zu 'Wunderwerk', in dem eine magische Taschenlampe den Menschen ihre Maske vom Gesicht reißt, aber gleichzeitig ihre vorher gehemmten Aggressionen freisetzt. 'Lichtspruch' wird von dem tschechischen Science-Fiction-Film aus den 60ern begleitet, in dem ein im All treibendes Raumschiff untersucht wird - dessen Geheimnisse sich als tödlich erweisen.

Wo wir bei 'Lichtspruch' sind - es stammt vom 2012er Album "The Sounds Of My Comfort 'Sone", und es war meine erste Begegnung mit Stefans Musik. Auf ihm findet sich auch das klassische Titelthema der 'Sound of Sky'-Reihe. Selbiges war auf meiner Wunschliste für diesen Abend, und der Wunsch wird erfüllt: Zwar nicht mit akustischem Live-Bass, nach dem ich scherzhaft gefragt hatte, aber in einer aktualisierten Version, in der die jazzige Bass-Line immer noch ihren prägnanten Platz hat. Doppelt beschenkt fühle ich mich, als auch der andere Wunsch in Erfüllung geht: 'The Girl With The Flaxen Hair', von der 'Selectronique Debussy'. Das war ein Album, das mit den Klassik-Interpretationen ein klein wenig vom 'Erbe-Mainstream' abgewichen ist, aber für mich ist es eines derjenigen, die ich öfters aus dem virtuellen Plattenregal hole. Die Visuals
kombinieren flachsblonde Haare mit roten Lavaströmen.

So ist diese Zeitreise durch Stefans Diskographie auch mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Was habe ich gerade gemacht, als dieses oder jenes Album erschienen ist? Dass ich Beziehungen zwischen der eigenen Zeitleiste und den Alben eines Musikers herstellt, ist mir bisher eigentlich nur bei Tangerine Dream und Klaus Schulze passiert. Aber bei der Gelegenheit realisiert man, wie lange man sich schon kennt, und was für eine Zeitspanne 30 Jahre sind.

Natürlich sind auch Titel dabei, die für Stefan eine große Bedeutung haben dürften. Mit 'New York' und 'Cloudcontrol' stammen zwei davon von der 'Method', für die Stefan seinerzeit seine erste Schallwelle eingeheimst hat. Die nächste gab es für die 'Nachtlichter', deren Titeltrack mit von der Partie ist. Deren 'Verleihung' war im Frühjahr 2021 nur online, auf dem Höhepunkt der Pandemie, und ich erinnere mich noch, wie ich für die Aufnahmen mit Sylvia in einem von Stefan aufgebauten Studio saß.

Man hätte sicher noch weitere zwei Stunden mit solchen Momenten füllen können. Nach 60 Minuten beendet mit 'Intermediate' ein weiterer Klassiker die Retrospektive, der heute so frisch klingt wie 1998. Ein ganz trivialer Grund für die Pause: Es muss einmal gelüftet werden! Im vollbesetzten Raum ist die Luft mittlerweile nicht nur mollig warm, sondern auch etwas verbraucht. Falls das schläfrig gemacht haben sollte: Es gibt gegenüber noch Kaffee und andere Getränke! Den dafür fälligen Obulus lege man einfach in die bereit gelegte Glasschale. Wir sind heute ja quasi 'unter uns', das läuft auf Vertrauensbasis.

Eine gute Viertelstunde später wird es richtig spannend, denn jetzt wird das neue Album 'Metamorphosys' in Gänze mit den dafür geschaffenen Visuals präsentiert werden. Auch für den zweiten Teil nimmt Stefan sich die Zeit für eine kurze Einführung: Die Musik von 'Genesys 2023' entstand in vergleichsweise kurzer Zeit, und eigentlich wollte Stefan zu jedem Track nur ein einzelnes Bild in Bochum auf einer Leinwand präsentieren. Aber dann fing er, durch den ersten KI-Hype animiert, damit an, für einen Track einen Visual in voller Länge zu gestalten. Fluch der Kreativität: Jetzt mussten für die restlichen Titel auch solche her, und so wurden die Monate bis zur Premiere sehr intensive. Die dabei verwendeten KI-Systeme haben in den letzten beiden Jahren enorme Fortschritte gemacht, und das wird man den Visuals für 'Metamorphosys' auch ansehen.

Die Musik hatte Stefan ja bereits ein paar Tage vorher veröffentlicht, so dass man sich schon einmal damit beschäftigen konnte. Der erste Eindruck war: Keine Dialoge mehr, auch nicht optional, und keine so explizite Handlung mehr wie noch bei dem 2023er-Vorgänger. Das KI-Thema und GENE sind natürlich immer noch präsent, aber es bleibt mehr Raum für eigene Interpretationen. Mit den Bildern liefert Stefan jetzt eine mögliche davon.

Man muss bekanntermaßen alles dreimal gesehen haben, um es gänzlich verstanden zu haben. Von daher erhebt diese Beschreibung eines ersten Kontakts keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

Wir schreiben das Jahr 2290: Künstliche Intelligenzen sind eigenständige Wesen mit eigenem Bewusstsein. Eine von ihnen ist GENE, die vor zwanzig Jahren ein Update und einen Auftrag erhielt. Der Planet, den sie mit ihrem Raumschiff umkreist, ist eine verwüstete und brennende Einöde. Wodurch das passiert ist - Kriege, Umweltzerstörung, oder Naturkatastrophen - das wird offen gelassen. GENE fliegt mit ihrem Raumfrachter AXIS los und macht sich daran, den Auftrag zu erfüllen: Life-Forming, das Kreieren künstlicher Lebensformen. Indes: das dafür geschickte Programm-Update ist unvollständig. Sie versetzt sich in den Schlafmodus und träumt - von der Natur. Sind das die fehlenden Komponenten? Das Life-Forming kann beginnen, und bringt bringt allerlei merkwürdige Kreaturen hervor. Wie schon bei 'Genesys 2023' sitzt Stefan der Schalk im Nacken: Eine von ihnen erinnert deutlich an das Alien-Monster, und andere Wesen sind schlicht und ergreifend absurd, wie ein mechanischer Vierbeiner, der eher früher als später an Ölverlust zu Grunde geht. Am Ende wird es ihm selbst zu bunt und Stefan zensiert sich selber...

Das könnte alles eine Anspielung auf die Merkwürdigkeiten und Halluzinationen sein, die heutige KIs allzu oft hervor bringen.  GENE stellt fest, dass sie ihr Programm auf andere Weise ergänzen muss, nämlich Erfahrungen 'echter' biologischer Lebensformen. Die holt sie sich von einem alten Tablet, das sie in den Ruinen eines Hauses findet. Mit den jetzt geschlossenen Wissenslücken klappt auch die Wiederbelebung des Planeten: Erst das Terraforming, dann das Waterforming, und schlussendlich das Life-Forming.

Nachdem GENE dieses Werk vollendet hat, kann sie sich wieder sich selber zuwenden, genauer ihrem eigenen 'Life-Forming'.  Gesicht und Augen nehmen menschlichere Züge an, und sie bekommt ein Herz.  Das ist der Höhepunkt zum Schluss, der mit den dramatischen Klängen von 'Ultimate' untermalt wird. Hat GENE das korrigiert, was sie an sich selber 'unperfekt' fand?

Damit könnte die Geschichte von GENE ein Ende erreicht haben. Zumindest für den heutigen Abend ist ist das so, und eine Zugabe wäre in diesem Finale auch nicht mehr angebracht. Musik, Bilder und Story konnten durchgängig begeistern. Die Besucher kommender Aufführungen in diesem Jahr - die eine oder andere ist schon 'gebucht' - dürfen gespannt sein, dieses Kapitel kennen zu lernen und zu erleben. Bisher ist nur die Audio-Spur als Download erhältlich; sowohl CD als auch BlueRay werden aber in den kommenden Monaten folgen.

Vereinzelte Stimmen fragen an diesem Abend bereits nach einem weiteren Kapitel. Aber das sollte man aus mehrerlei Gründen auf absehbare Zeit nicht erwarten. Da wäre der enorme Aufwand für so ein Projekt, und die anderen Projekte, an denen Stefan aktuell schon arbeitet. Die immer weiter verfeinerte Präsentation vom 'Metamorphosys' an diversen Orten wird auch ihren Tribut an Zeit fordern.

Also freuen wir uns einstweilen über das gelungene neue Werk von Stefan Erbe. Ein wenig Zeit für Gespräche und Abschied ist noch - niemand wird 'heraus gekehrt'. Aber irgendwann ist dann doch an der Zeit, den Weg wieder bergab zum Parkplatz zu gehen.  Hat man wie empfohlen an eine Taschenlampe gedacht? Es ist jetzt kurz nach elf Uhr, und das nächtlich erleuchtete Hagen ist vom dunklen Weg aus schön zu sehen - die 'Nachtlichter' eben. Die haben Stefan 2021 einen Schallwelle-Preis eingetragen. Es würde mich nicht wundern, wenn er im kommenden Jahr mit 'Metamorphosys' auch wieder ganz oben beim Wettbewerb darum mitmischt. Aber bis dahin wird noch viel Wasser Hagens Flüsse herunter fließen, während Stefan Erbe neue Projekte vollendet und Konzerte vorbereitet. Seit dreißig Jahren tut er dies jetzt, und ich habe keinen Zweifel, dass noch viele mehr dazu kommen werden!

Alfred Arnold

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Den Blick nach vorne - Hello 2025 im Planetarium Bochum

Wir befinden uns 'zwischen den Feiertagen'. Das letzte Stück Weihnachtsgebäck ist noch nicht vertilgt, aber die Vorbereitungen für die Silvesterfeier laufen schon auf  Hochtouren. In diese Zeit fällt das traditionell letzte Event im Kalender des EM-Fans. Mit 'Hello 2025' im Planetarium Bochum verabschiedet der Schallwende-Verein das alte Jahr und begrüßt das neue.

Hello 2025

Wie jedes Jahr, ist 'Hello' auch die (fast) letzte Show des Jahres im PlaBo, und die letzte am Silvester-Vortag. So ist es zu dieser Tageszeit schon dunkel, als ich mit dem Auto eintreffe, und der Beginn von 'Hello 2025' noch anderthalb Stunden in der Zukunft liegt. Die Parkplätze an der Lorenz-Rebert-Allee sind seit einiger Zeit gebührenpflichtig, aber es ist bereits spät genug, dass die Parkgroschen in der Geldbörse bleiben können.

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Weihnachtsbescherung in Oirschot

Wie die Zeit vergeht! Ein Jahrzehnt ist es her, dass ich Tangerine Dream ein letztes Mal mit Edgar Froese live gesehen und gehört habe. Das war in Köln, und auf der damaligen
Tour wurde das vierzig-jährige Jubiläum von 'Phaedra' gefeiert.  Mit diesem Album war Tangerine Dream 1974 der Durchbruch in England gelungen.

Tangerine Dream Oirschot 2024-12-21

Nun schreiben wir das Jahr 2024, und 'Phaedras' Veröffentlichung feitert ein rundes Jubiläum. Das leider nicht mehr mit Edgar, der 2015 seine kosmische Adresse verändert hat, aber mit denen, die das Projekt in seinem Sinne weiter führen. Und Ron Boots war der Coup gelungen, Tangerine Dream kurz vor Weihnachten noch einmal nach Oirschot zu holen, ins 'De Stoelendans', das vielen immer noch unter dem Namen 'De Enck' ein Begriff ist.

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.