Level Pi - Elektronische Klänge

Schon eine ganze Weile habe ich kein neues Album von Uwe Cremer alias Level Pi gehört. Umso mehr freue ich mich über „Elektronische Klänge“.

Nun könnte man gleich wegen des Albumtitels einwenden, dass der nicht gerade einfallsreich wäre. Allerdings gibt der Titel genau das wieder, worum es Uwe Cremer bei seinem neuen Werk geht: Elektronische Klänge. Nicht unbedingt um Melodien oder bestimmte Stile, sondern um das, was ihn persönlich fasziniert, nämlich die Klänge und deren unendliche Möglichkeiten. Der Albumtitel sollte also wörtlich genommen werden. Trotz der klaren Benennung der verwendeten Instrumente im Booklet und obwohl Uwe keinen Hehl aus seiner Liebe zu bestimmten Synthesizern und deren Klängen macht, ist dabei aber glücklicherweise keine reine Demonstration von Geräten und ihren Möglichkeiten herausgekommen. Schließlich ist Level Pi ein gestandener Musiker und Künstler. Die für ihn sonst obligatorische E-Gitarre blieb diesmal jedoch außen vor, was bei „Elektronischen Klängen“ naheliegend ist.

Steven Halpern - Music For Microdosing

Wegweisende elektronische Space Music für psychische Beruhigung, sensorische Entspannung und positives Bewusstsein. Diese 14 Tracks sind für den professionellen therapeutischen Einsatz gedacht, eignen sich aber auch perfekt zum Stressabbau im Alltag. Steven Halpern leitet das Projekt, oftmals unter Einsatz eines Rhodes-Keyboard, mit den Gästen Jorge Alfano auf Track 4 "Whisper on the Wind", Michael Diamond auf Track 6 "Mindful Microdosing" und Richard Horowitz auf Track 9 "Inner Space Outer Space". "Music For Microdosing (432 Hz)", sagt der legendäre Komponist Steven Halpern, "ruft eine synchronisierte, hemisphärische Reaktion in den tiefen Alpha- und Theta-Gehirnwellenzuständen hervor. Diese Zustände sind sehr förderlich, um Einsichten aus der eigenen, angeborenen Weisheit zu erhalten. Und ebenso bei der Arbeit mit einem ausgebildeten Therapeuten."

Die Vorteile der Musik erfordern keine Einnahme von psychedelischen Substanzen. Bei der Verwendung von Psychedelika ist es wichtig, mit einem ausgebildeten Therapeuten zusammenzuarbeiten, um bestimmte Ziele zu erreichen. Der Klang ist eine ungewöhnlich wirksame Form von entspannungsfördernder Musik für den Tiefschlaf oder ganz allgemein, um der Schlaflosigkeit zu entkommen. 432-Hz-Musik bezieht sich auf Musik, die auf eine Frequenz von 432 Hertz gestimmt ist. Sie wird von vielen Hörern als harmonischer und natürlicher empfunden als der moderne Standard von 440 Hertz. Man glaubt, dass diese Frequenz, die auch als Verdis A bekannt ist, ein angenehmeres Hörerlebnis schafft und sich aufgrund ihrer Verbindung mit natürlichen Frequenzen positiv auf Geist und Körper auswirkt.

['ramp] - havoc

Anfang Mai 2024 erschien das Album „havoc“ von ['ramp], wieder als Solowerk von Stephen Parsick. Stephen vermerkt dazu, dass der Großteil der Musik zur gleichen Zeit entstand wie die Titel der letzten beiden erschienenen Alben „happy days are here to stay“ und „arp-en-ciel“. Die Fertigstellung von „havoc“ wurde überschattet vom Tod Mark Shreeves.

Optisch ist das Album „havoc“, was soviel wie Verwüstung, Unheil oder Chaos bedeutet, im gewohnten Stil von Stephen Parsick gehalten, wie auch die beiden Vorgängeralben: schwarzer Hintergrund, darauf ein Schwarzweißfoto von einer verlassenen Lagerhalle oder ähnlichem, das Bild etwas „kratzig“, der Schriftzug „RAMP“ ist zu erkennen. Ein direkter Bezug zu der Musik oder den Titeln des Albums scheint auch hier nicht zu bestehen. Aber es wirkt halt düster - Stephen nennt seine Musik und das Label nicht umsonst „Doombient“. Die Titel der einzelnen Musikstücke des Albums vermitteln eine entsprechende Düsternis: „Fallen Giants“, „Wreak“ (zu deutsch: anrichten, zerstören, angreifen) und „Havoc“ (Verwüstung, Unheil). So brutal, so drastisch und dunkel empfinde ich die fast 80 Minuten Musik von ['ramp] allerdings nicht. Das geht mir zugegebenermaßen aber auch so mit den meisten ['ramp]-Alben, die ich kenne.

David Helpling & Eric "the" Taylor - The Precious Dark

"The Precious Dark" ist das neueste Werk des Ambient-Visionärs David Helpling, der hier mit dem Klangalchemisten Eric „the“ Taylor zusammenarbeitet, um die Grenzen zwischen Licht und Schatten bzw. Atmosphäre und Melodie zu feiern und sie aufzulösen. Es ist ein cineastisches, langsam brennendes Eintauchen in einen leeren Raum, wo kristalline Strukturen für einen Moment schimmern, bevor sie in einer tiefschwarzen Leere verschwinden.

Vom ersten Stück "The Space Between Atoms" an, scheinen Helpling und Taylor weniger an traditionellen Kompositionen interessiert zu sein, als daran, Gravitationsfelder zu erschaffen, die zu Zonen des Drucks, der Intimität und der Befreiung werden könnten. Das Stück beginnt in einer weiten, gedämpften Stille, einer Leere, in der eine latente Energie schlummert. Wenn der Beat einsetzt, ist das Gefühl kinetisch, erhebend und euphorisch. Es fühlt sich weniger wie ein Tropfen und mehr wie eine Ausrichtung an. Es gibt einen Puls, ja, aber er ist organisch, wie ein rotierender Planet oder eine sich mit Atem füllende Lunge.

Der Titeltrack "The Precious Dark" ist das gravitätische Herzstück des Albums. Klaviertöne verteilen sich wie Kerzenlicht über einen samtenen Hintergrund, Gitarrentexturen schweben ein und aus wie Phantome, und ein gespenstisches Orchester taucht an den Rändern der Wahrnehmung auf. Es gibt hier eine tiefe emotionale Strömung, eine Ehrfurcht vor der Stille und dem Unbekannten, die an die introspektiven Momente eines Max Richter oder von Hammock erinnert, aber mit einem deutlich dunklem, elektronischem Zentrum.

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Klangwelt - Second Nature

Klangwelt - Second Nature

Gerald Arend aka 'Klangwelt' ist ein Musiker, der sich für seine Alben Zeit lässt. Regelmässig vergehen mehrere Jahre zwischen zwei Veröffentlichungen, und das ist bei seinem neuesten Werk 'Second Nature' nicht anders: Dessen Vorgänger erschien 2022.

Umso mehr lohnt es sich, Klangwelts Alben etwas genauer zu betrachten, und vor allen Dingen zu hören. Denn auch bei 'Second Nature' stellt man schon beim ersten Kontakt fest, wieviel Liebe zum Detail und Feinarbeit in jedem einzelnen Track stecken.

Gerald Arend versteht es, all die Stile, Konzepte und Sounds, die die EM in den letzten Jahrzehnten hervor gebracht hat, kreativ zu etwas eigenem zu verweben. Piano-Parts und Gitarrenriffs finden in dem runden Dutzend Titel genauso ihren Platz wie Sprach-Samples oder traditionelle EM-Sequenzen.

So vielfältig wie die eingesetzten Mittel werden dann auch die Titel: Kein Stück ist auf 'Second Nature' so wie das andere, stimmungsmässig hält dieses Album seinen Spannungsbogen bis zum Schluss und es wird nie langweilig. Zum Einstieg werden in 'Empress' elektronische Klänge mit einem weihevollen Touch versehen, der es dem EM-Fan ganz warm ums Herz werden lässt - nur um in 'Molecules' das Tempo mächtig anzuziehen.  Ab dann wartet man förmlich darauf, welche Überraschung im nächsten Track wartet, wie zum Beispiel die zu Musik gewordene 'Rush Hour'. Auch bei nochmaligem Genuss sind immer wieder neue Details zu entdecken.

'Second Nature' ist ein Album, das in bester Tradition zu seinen Vorgängern steht, ohne sich zu wiederholen. Zu seiner hohen inhaltlichen Qualität gesellt sich auch eine ebenso gelungene Abmischung: Der Sound ist dynamisch und voll, aber ohne mit schierer Lautstärke erschlagen zu wollen. Das macht 'Second Nature' in der Summe für mich zu einem der bisherigen Highlights des (nicht mehr ganz so jungen) EM-Jahres 2025!

http://www.klangwelt.info/

http://www.sphericmusic.de/

Alfred Arnold

 

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.