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Frühlingsgrüße am Sonntagabend

Manchmal fallen Termine interessant zusammen, und man hat die Möglichkeit, am Freitag, am Samstag und auch am Sonntag zu einem Konzert zu fahren. Ein besonderer Zufall ist es dazu, wenn alle drei in einer Kirche stattfinden. Just an dem Wochenende, an dem in Repelen die Konzerte in der Dorfkirche über die Bühne gingen, spielt auch Bernd Scholl in der Heilig-Geist-Kirche in Erkrath. Das hat seit Jahren Tradition, nur eigentlich zu einer anderen Jahreszeit, nämlich im November. Terminliche Probleme haben dieses Mal dafür gesorgt, dass die eigentlich für 2018 geplante Auflage in den März 2019 gewandert ist. Passend zum bevorstehenden Frühlings-Anfang heißt das Motto dieses Mal "Call of the Spring", und sein neues Album "One Earth - One Sky" hat Bernd auch gleich mitgebracht. Die Kirche wird zwar nicht voll, ist aber immer noch gut besucht - gut genug, dass Bernd von seinem neuen Album nicht genug Exemplare dabei hat, um die Nachfrage zu befriedigen. Wer leer ausgegangen ist, schreibt seinen Namen auf eine Liste und bekommt die CD per Post in der kommenden Woche.

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Ein angenehmer Aspekt des Konzerts in Erkrath: Es fängt recht zeitig um 18 Uhr an. Zum einen müssen viele Besucher am Montag wieder arbeiten, zum anderen hat der Berichterstatter die Chance, noch einige Musiker-Fotos bei Tageslicht in den Kasten zu bekommen. Nicht ganz so gut ist das Tageslicht für die Projektionen, die Bernd Scholls Musik im folgenden begleiten werden. Timo Kremerius, wie immer der Organisator dieses Konzerts, bittet dafür um Verständnis, dieses Problem werde sich mit der Abenddämmerung von selber lösen. Auch an diesem Abend geht ein Teil der Eintrittsgelder an den Förderverein "MS-Treff Erkrath".

Einige Titel vom neuen Album werden natürlich heute gespielt werden, im folgenden Mix sind aber auch Tracks von dessen Vorgängern dabei. Und in der Tat, die eine oder andere vertraute Melodie erkennen wir im Verlauf des ersten Teils wieder, während wir immer wieder die dazu gezeigten Projektionen bestaunen. Dass die von Klaus Weber und einigen anderen Personen zusammengetragenen Bilder von fantastischer Qualität sind und auch auf der drei Meter hohen Leinwand immer noch gestochen scharf wirken, das ist man ja inzwischen fast "gewohnt". Neu ist in diesem Jahr, dass die Bilder von Landschaften, Tieren und Gebäuden durch Schwenks und Zooming lebendig werden - selbst der Mond bewegt sich am nächtlichen Himmel. Und immer passen Bilder und Klänge zusammen: Zu Dudelsack-Klängen wird Meeres-Brandung gezeigt, und rauscht und donnert es aus den Lautsprechern, schwenkt die Kamera durch den Dschungel während eines Gewitters.

Der absolut entspannte und atmosphärische Sound ist dabei Bernd Scholls Markenzeichen. Er kann aber auch anders: Als gegen Ende des ersten Teils Vulkane ausbrechen und Lava spucken, wird es dazu passend rhythmisch und dynamischer. Dieser "dramatische Höhepunkt" beendet den ersten Teil: "Bernd und Klaus machen 15 Minuten Pause", verkündet ein Standbild. Und bevor es nach der Pause weitergeht, nutzt Timo die Zeit noch für einen Appell: "Pflegt unsere Umwelt, damit man solche Dinge auch in Zukunft nicht nur auf einer Leinwand sehen kann!" Und um das gesagte noch einmal zu unterstreichen, beginnt der zweite Teil des Konzerts mit einer tickenden Uhr: sie zeigt fünf Minuten vor zwölf.

In diesem zweiten Teil spannen die Bilder einen größeren Bogen: Es geht in den Weltraum, die Erde wird von oben und als Ganzes gezeigt, wie Astronauten sie aus dem Weltall gesehen haben - eine blaue Oase im kalten und dunklen Weltall. Ein Flug zur Sonne und den Sternen schließt den zweiten Teil. Aber ohne Zugabe wird Bernd Scholl natürlich nicht aus dem Saal gelassen: Mit "Welcome Spring" hat er extra für diesen Abend ein Stück komponiert, und die Spiellaune ist so groß, dass mit "Watermoon" auch noch ein weiteres Extra drin ist. Ein eher stilles, meditatives und vielleicht auch nachdenklich machendes Konzert ist zu Ende, das sehr gut in die Umgebung einer Kirche passt. Ein paar helfende Hände aus dem Publikum sorgen noch dafür, dass Instrumente und Leinwand fix abgebaut und verstaut sind. Auch wenn der nächste Termin noch nicht feststeht, ist doch sicher, dass sie in nicht allzu ferner Zeit zusammen mit Bernd, Klaus und Timo wieder ihren Weg in die Heilig-Geist-Kirche in Erkrath finden werden.

Alfred Arnold

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