Es gab eine Menge guter und weniger guter Alben in den vergangenen Monaten zu hören, das hier besprochene gehört aber definitiv in die erste Kategorie. Jens H-Kruhl alias Wiesenberg schüttet in seinem Debüt-Silberling die ganze Breite seiner musikalischen Optionen aus und zeigt, dass es eine gute Idee ist, nicht nur auf einem EM-Genre zu verweilen. Auch wenn hier alte und neue Tracks zusammengefunden haben, so erfreut uns die Detailverliebtheit und die Bereitschaft auch über den üblichen Tellerrand hinauszuschauen. Sein Sound ist eigenständig, auch wenn sich hier und da ein paar bekannte Pionier-Schubladen öffnen. Eigentlich verrät uns nur das Artwork der CD, dass es sich um das Erstlingswerk handelt und man (zunächst erstmal) viel Wert auf Inhalte gelegt hat. Besser so als anders herum! Gelungerer Start.
Stefan Erbe
Langweilig wird es bei Stefan Erbe nie: Neben seinem Projekt mit Steve Baltes schafft er es auch immer noch, ein Soloalbum pro Jahr herauszubringen, und nie ist eines dieser Alben eine einfache Fortsetzung seines Vorgängers - Abwechslung ist angesagt.
Auf seinem neuesten Werk sind die Kompositionen Claude Debussys das Thema, bzw. ihre Erbe'schen Interpretationen. Ein mutiges Projekt, haben sich doch schon ganz andere Größen der EM an diesem Stoff versucht. Ob dieser Versuch gelungen ist? Ich meine ja! 'selectronique debussy' ist ein Album, das die klassischen Originale in ihrem Kern intakt lässt, aber gleichzeitig auch ein waschechtes Erbe-Album. Es transponiert die Vorbilder auf den 'typischen' Erbe-Sound mit seinen Piano-Klängen und setzt dabei eigene Akzente.
Als was man es primär sieht, bleibt dem Hörer überlassen: Man kann der Musik ganz konzentriert zuhören und dabei seine Vergleiche anstellen, man muss es aber auch nicht. Genauso gut kann man einfach einmal die Seele baumeln lassen und es einfach nur genießen. Nur eines sollte man auf jeden Fall tun: reinhören!
Alfred Arnold
Wenn Bernie Land ein neues Album präsentiert stellt sich immer die Frage, welches Equipment seines unglaublichen Fuhrparks hat er dieses mal genutzt. Nun, erstmalig ist auch realer Platikmüll als neuer Tonerzeuger implementiert worden, denn das Album besteht nicht nur aus endlos tiefen Ambientexponaten, sondern auch aus der tonalen Botschaft, sich als CD-Konsument mit der weltweiten Vermüllung zu beschäftigen. Dafür wurde tatsächlich der Klang des Platiks gesampelt und digital weiterverarbeitet.. Die Musik von BML ist hier dezent, teils beruhigend und bewusst beruhigt und lässt damit viel Platz zur eigenen Reflexion. Wer sich diesen Platz gönnt, wird sich auch nach einer Zeit in der Unterwasserwelt wiederfinden und die Schönheit der Meere vor Augen haben. Toll, wenn man zum Konzept des konsumierten Musikhörens, den eigenen Horizont zur Konsumreduzierung hinterfragen kann. Aber müssten wir jetzt nicht eigenlich eine Downloadversion von Meeregrund dem Hardware-Album vorziehen?
https://bernd-michael-land.com/
Stefan Erbe
Christian Ahlers macht wieder mal (fast) alles richtig, denn sein neues Album wird wohl sicher viele Geschmäcker von Chill-to-Ambient-Musikfans treffen. Die Songauswahl der Tracks ist schick, kommerziell toll inzeniert und schmiegen sich (wohl auch gewollt) ein bisschen an die Elektronik-Welle, die Schillermacher van Deylen aktuell anschiebt. Ist aber auch nicht schlimm, denn Ahlers lässt noch genügend Platz für eine eigene Handschrift und verfällt dabei nicht komplett dem Copy-to-Known-Elements-Syndrom. Allerdings fehlen dem Rezenseur ein paar Hooklines der früheren Alben, die diese CD dann tatsächlich hätten perfekt gemacht. Soundauswahl, Klangdesign und das restliche Konzept überzeugen dennoch und werden den Longplayer sicher zum verdienten Erfolg führen.
www.mellowjet.de
Stefan Erbe
Bernd Scholl alias moonbooter ist immer eine zuverlässige Quelle für elektronische Musik hoher Qualität. Und auch seine neue Scheibe Cosmoharmonics reiht sich hier nahtlos ein. Bernds Kompositionen bieten ein abwechslungsreiches Angebot an audiblen Vergnüglichkeiten, ohne zu sehr vergangener goldener Zeiten hinterher zu trauern oder sich einer aktuell vorherrschenden Modeerscheinung anzubiedern. Der sich wohltuend absetzende Stil seiner Stücke hat sicherlich immer den moonbooter eigenen Klang, aber wird nie langweilig oder sich wiederholend. Cosmoharmonics bietet 10 solcher Kostbarkeiten, von lebendiger moderner Elektronik, über balladenartige Klaviaturspielereien bis hin zu sehr tanzbarer Musik. Mal leichter gewoben, mal eindringlich präsentiert, und von Grund auf harmonisch.
Bezug: MellowJet
Stefan Schulz