empulsiv im Gespräch mit Moogulator im Rahmen des Rondo-Festivals in den Güterhallen.
empulsiv im Gespräch mit Moogulator im Rahmen des Rondo-Festivals in den Güterhallen.
empulsiv führte ein Video-Interview mit Rike und Erik im Rahmen ihres Auftritts beim Rondo-Festival in den Güterhallen.
Denjenigen, die Mathias Grassow vielleicht noch nicht (oder nicht so gut) kennen, möchte ich ihn gerne kurz vorstellen: Mathias wurde 1963 geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach ersten musikalischen Gehversuchen an Schlagzeug und Gitarre in den späten 70er Jahren wandte er sich der elektronischen, speziell der Ambient-Musik zu. Er veröffentlichte seine ersten Alben zunächst auf Cassette (in den 80ern gab es eine gut entwickelte Untergrund-Cassetten-Szene), bald aber auch auf LP und CD. International bekannt wurde er durch „El Hadra“ (1991), dem gemeinsamen Album mit dem ehemaligen Popol Voh-Musiker und Sufi-Mystiker Klaus Wiese, einem der Mitbegründer der ursprünglichen New Age-Szene (bevor deren kommerzielle Verwässerung einsetzte). Seither hat Mathias mit einem anhaltenden Strom von ausgezeichneten Veröffentlichungen sein ursprüngliches Konzept immer weiter verfeinert, vertieft und erweitert.
Mathias Grassow ist einer der Pioniere und herausragenden Vertreter des sog. Drone-Ambient, seine Spezialität sind ausdrucksstarke introspektive, oft auch dunkel anmutende minimalistische Klanglandschaften von besonderer spiritueller Intensität.
Am sehr beschaulichen Berliner Prenzlauer Berg residiert Andreas Krüger, den die meisten Elektronik-Fans, neben seinen weiteren unzähligen Projekten, wohl als den Dritten Raum kennen werden. Mein Besuch in seinem neuen, aber noch vorübergehend errichteten Wohnstudio zeigte wieder einmal, dass es eigentlich egal ist wo die versammelte Hardware aufgebaut ist, solange die Gesamtumgebung genügend Kreativoutput zu Tage bringt. Andreas gehört zweifelsohne zu einer der Gattung stromgeladener Synth-Enthusiasten denen es scheinbar selten an Basis-Spirit fehlt, um einen gelungenen Spagat zwischen minimalistischem Dance to Base und filigranen Sequenzer Momenten hinzubekommen. Dabei ist der finale und typische Charakter des dritten Raumes zumeist das entscheidende Bass-Element, welches so treibend beweglich seine Tracks voranbringt. Im ausführlichen Interview sprachen wir über Geräte, Musikmärkte und die individuellen Dinge des Musik-Machens. Wahrhaftig spannend!
Blickt man in die Vergangenheit synthetisch erzeugter Musik, so scheint es besonders in Deutschland eine Menge Pioniere gegeben zu haben, die nicht nur das heimische Geläuf stromgeladener Musiker inspirierten, sondern globusweit viele Fans, Künstler und Bands motivierten, die Elektronische Musik zum Urquell des eigenen Interesses zu erklären. Dass der Name Tangerine Dream nicht nur dazugehört, sondern sicherlich in der Liste ziemlich weit oben zu finden sein wird, wundert nicht. Die Berliner Band ist dabei über viele Jahrzehnte in den verschiedensten Konstellationen erfolgreich gewesen, wird aber sehr häufig auch über bestimmte Mitglieder definiert, die gerade in den frühen Jahren den Sound maßgeblich beeinflusst haben. Zwei von ihnen sind Johannes Schmoelling und Jerome Froese, die vor drei Jahren gemeinsam mit Robert Waters eine bedeutsame Symbiose eingegangen sind und das Projekt „Loom“ gründeten. Ursprünglich als Live-Konzept für das Niederländische E-Live-Festival initiiert, ließ Loom mittlerweile zwei Alben und zwei EPs folgen, die nicht nur die alte 80er-Jahre-Fangemeinde erfreuten, sondern auch neue Freunde gewinnen konnten. Loom hat tatsächlich etwas geschafft, was bisher wenigen Musikern aus damaligen Zeiten glückte, nämlich den ursprünglichen Spirit mit neuen und aktuellen Elementen zu vereinen, um sich eben nicht im alten Dino-Sound der Vergangenheit zu verlieren. Der musikalische Erfolg mag auch daran liegen, dass anscheinend jeder der drei Musiker seine Stärken in den loomschen Klangkosmos einbringt und sich das Projekt auf seine kompositorische Kompetenz verlassen kann. Das aktuelle Album The Tree hates the Forest klingt ein bisschen nach dem frühen TD-Sound, ganz klar, wenn zwei Ehemalige in die Tasten und Saiten hauen, besitzt aber jede Menge guter Ideen und grenzt sich damit deutlich von einer retrospektiven Kopie alter Sequenzerkunst ab.
Grund genug, dem neuen berlinerischen Glanz mal einen persönlichen Besuch abzustatten und Froese jr., Waters und Schmoelling zum Interview zu bitten. Dies fand im Viktoria-Park-Studio von Johannes Schmoelling statt, in dem es nicht nur ordentlich nach EM-Geschichte roch, sondern sehr so anmutete, als ob auch zukünftig noch Geschichtsträchtiges dort entstünde.
Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.