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10 Fragen an ... Mario Schönwälder

Heute stellen wir 10 Fragen an Mario Schönwälder, Inhaber von Manikin und ein Drittel von BKS (Broekhuis, Keller & Schönwälder).

1. Was war Deine erste Begegnung mit elektronischer Musik?

Das war 1974 oder 1975 im Radio. Kraftwerk´s "Autobahn". Allerdings nur die Single-Version. Der erste Schreck beim Hören der LP-Version war groß. Das "Popcorn" davor auch Elektronik war, wurde mir erst später bewusst. Weiter ging es mit Jean-Michel Jarre´s "Oxygene" und dann erst folgten die großen Namen aus Berlin. Das erste Album von Tangerine Dream war übrigens "Zeit" (und dass nachdem ich im Radio "Stratosfear" gehört hatte! Kann sich jemand den Schreck vorstellen? ;-)

2. Woher beziehst Du Deine musikalischen Inspirationen?

Aus einem Sound, den ich höre, aus Filmen, die ich sehe, aus dem echten Leben, vorallem die tollen Menschen um mich herum, mit denen ich Musik mache und zusammenlebe. Die inspirieren mich alle sehr. Das ist also sehr unterschiedlich und vielfältig. Gut, das es so ist! Und nicht zu vergessen die Kochkünste meiner Frau: Ihre Pasta ist immer eine Inspiration!

 

3. Wie hat sich Deiner Meinung das Musikgenre stilistisch über die letzten Jahre verändert?

Das Schlagzeug hat wieder Einzug gehalten. Leider wird es oft sehr statisch eingesetzt. Da liebe ich doch meinen Live-Trommler Bas.Schön ist auch, dass viele Leute nicht mehr die Ohren vor den Einflüssen der "Moderne" (Trance, Ambient etc.) verschliessen. Die "Berliner Schule" kann nur überleben, wenn sie sich weiterentwickelt.Die Elektronik insgesamt sollte sich nicht darauf reduzieren lassen, dass sie immer innovativ bis zum Anschlag sein muss. Das ist der Rock´n ´Roll auch nicht. Und der wird auch noch immer gemacht und gehört. Schließlich sehe ich die Entwicklung musikalisch wie instrumetentechnisch (Hardware und Software) auf gutem Wege.

4. Was ist der Unterschied zu BKS im Vergleich zu Deinen früheren Soloprojekten und Deinen anderen Kooperationen?

Das ist ein großes Kapitel, passt aber zu Frage der Inspiration. Bas und Detlef zusammen bringen andere Ideen hervor als das musizieren mit Detlef alleine. Thomas (Fanger) hat wieder eigene, tolle Ideen. Und mit Frank (Rothe) kann ich wieder andere Sachen realisieren. Der Unterschied ist, dass sie alle so erfrischend verschieden sind. Tolle Menschen dazu. Da ist keiner besser oder schlechter. Auch nicht im Vergleich zu früheren Partnern. Sie sind eben nur anders. Wichtig bei einer musikalischen Zusammenarbeit ist für mich, dass sich jeder im fertigen Produkt wiederfindet. Nur dann ist es etwas gemeinsames. Und wenn ich einen wirklichen Unterschied finden soll, dann ist es die Tatsache, dass BK&S am längsten zusammen sind. Aber das ist wohl nur der Zufall des zeitlichen Ablaufes. Das hätte auch für Fanger & Schönwälder zutreffen können.

5. Gibt es einen Künstler oder Band mit den/der Du gerne etwas mal machen würdest?

Och ja, da gibt es schon einige :-) Neugierig geworden? Letztendlich muss die Chemie stimmen.

6. Welche Neuerscheinungen und Neuerungen sind in nächster Zeit auf Manikin zu erwarten?

Ganz aktuell wird am 1.10.2011 die neue Keller & Schönwälder CD "Long Distances" erscheinen.Eine BK&S CD/DVD ist ebenso in Arbeit wie das Album "Red". Beide sind für 2012 vorgesehen. Das Duo Fanger & Schönwälder schraubt auch wieder an den Knöpfen für "Analog Overdose 5". das wird auch eine CD/DVD werden (Die DVD ist praktisch fertig) und ist wohl im Herbst 2012 zu erwarten. Die Freunde von Rainbow Serpent sind auch im Studio aktiv, der Spyra wird mal wieder.... Ja, es wird einiges an Releases geben. Na und "last but not least": Ab dem September 2011 wird Manikin Records in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch die DA Music (Deutsche Austrophon) vertrieben. Damit sollen dann die CDs im "gutsortierten Plattenhandel" erhältlich sein.

7. Wie bewertest Du die allgemeine Entwicklung in der EM?

Oh dazu habe ich schon unter 3. so viel geplaudert. Zwei Sätze vielleicht noch: Klaus Schulze hat in einem Interview mal gesagt: Wir machen Musik mit Instrumenten und nehmen den Computer zu Hilfe. Heute wird Musik mit dem Computer gemacht und man nimmt ein Keyboard zur Hilfe. Will sagen: PlugIns können eine große Bereichung der Musik sein, aber auf der Bühne sollte mehr als ein Laptop stehen. Zum Thema Veröffentlichungen: Die Möglichkeit, viel Musik auf CDR zu brennen oder als kostenlosen Download zur Verfügung zu stellen betrachte ich mit gemischten Gefühlen. Mit ist  dabei bewusst, dass ich dafür bestimmt Prügel einstecken werde.

8. Was hat Dich damals bewogen selbst als Label aktiv zu werden?

Das ist eine lange und alte Geschichte. Letztlich ist es gelaufen wie es gelaufen ist. Ich wollte meine Musik veröffentlichen und brauchte dafür ein Label (weil das ja besser aussieht ;-). Es wurde schließlich das eigene Label, was eine gewisse Unabhängigkeit bedeutete. Die genieße ich durchaus. Nennen wir es also die Lust auf Unabhängigkeit.

9. Hat die klassische CD in Deinen Augen noch eine Zukunft?

Ich denke, dass sie bestimmt überleben wird, weil es immer Menschen geben wird, die das physikalische Produkt in den Händen halten möchten. Es gibt auch noch - oder besser wieder mehr - Vinylproduktionen. Die waren auch schon totgesagt.

10. Welche drei CDs würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Himmel, was soll ich aus den 1.000 CDs im Regal raussuchen? Da bleibt mir nur folgendes:

  • Klaus Schulze - Mirage
  • Spyra - Meditationen
  • Tangerine Dream - Stratosfear

Links zum Thema

Website von Mario / Manikin

Das Interview führte Stefan Erbe

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