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10 Fragen an ... David Wright

Er ist einer der Großen in der elektronischen Musik aus Großbritannien: David Wright. Mit seiner Musik begeistert er schon seit über 30 Jahren die Fans der EM, sowohl mit seinen Solo-Werken als auch in den Formationen Code Indigo und Callisto. Darüber hinaus führt er das Label AD music, über das eine große Anzahl Künstler des Genré ihren Weg zu den Hörern finden. In unserem Interview erzählt er von seinen Anfängen, seinem Wirken und den Schwierigkeiten und Glücksmomenten, die das Leben und die Arbeit für ihn bereithielten.

1. Du siehst wahrlich auf eine recht lange Karriere in der elektronischen Musik zurück. Wie hast du diese Art der Musik entdeckt und wer waren damals deine Helden?

Ich "entdeckte" die elektronische Musik Anfang der 1970er Jahre durch die frühen Werke von Pink Floyd: Echoes, Atom Heart Mother, usw. Ich war gelangweilt von der Pop-Musik jener Zeit. Ich hielt immer Ausschau nach etwas Anderem, insbesondere ideenreiche instrumentale Musik. Auch hatte ich ein Faible für Bands wie Cream, Taste, Santana und allem mit improvisierten, instrumentalen Passagen. Die erste elektronische Musik, die ich kaufte, waren Tangerine Dreams Phaedra und Klaus Schulzes Picture Music. Ich wurde augenblicklich Fan von beiden und zog los, um viele weitere Künstler zu entdecken, darunter Vangelis, Kitaro, Jarre und Tomita. Ich erinnere mich in diesen frühen Tagen auch Künstler zu entdecken, die als noch obskurer angesehen wurden, wie Can, Popol Vuhs, Deuter, Roedelius, Don Robertson, Synchestra, Absolute Elsewhere und mehr.

Die Musik von Klaus Schulze mochte ich jedoch am Meisten und identifizierte mich selbst mit den starken, Gefühle weckenden Elementen seiner Musik. Ich schrieb ihm als Fan erstmalig im Jahr 1978, nachdem mich X, welches wohl eines der herausragendsten Album der elektronischen Musik aller Zeiten ist, von den Socken haute - und ich lade es gerade in mein i-Tunes während ich antworte! Als K. D. Müller Interesse an meinen frühen Arbeiten zeigte, hatte ich das Privileg, Klaus Schulze öfter zu treffen und mit ihm über Musik und Instrumentarium auf entspannter eins-zu-eins Ebene zu reden, das war wirklich ein Ding, eine große Ehre für mich. Ich schätze man kann sagen, dass Klaus Schulze für mich eine Art Held der elektronischen Musik war und immer noch ist. Ich kaufe immer noch seine Alben und spiele seine Musik sehr oft, sie spricht immer noch zu mir. Erst neulich, während ich mein Studio-Upgrade vollendete, spielte ich die komplette Silver Edition das ganze Wochenende lang - großartig! Auch muss ich hinzufügen, dass er ein wirklich netter Typ ist.

Die anderen Musiker, die mich beeinflusst haben und deren Musik ich sehr schätze, sind die offensichtlichen. Vangelis, nahezu alles, was er produzierte, war oberste Klasse, aber ich liebe Voices. Tangerine Deam, speziell bis in die späten 1980er (ich habe kein TD seit Melrose gekauft), und Kitaro, bis Silver Cloud. Musikalisch, denke ich, habe ich eine Menge an Einflüssen, einschließlich klassischer Musik. Meine wahrscheinlich liebste Musik ist von The Beach Boys und Brian Wilson.

2. Ein Musikfan zu sein, ist die einfache Seite. Was brachte dich dazu, selbst Musik zu spielen, und wie kam es dazu, dass du anfingst, eigene Kompositionen zu erstellen?

Als Jugendlicher war ich Schlagzeuger in einer lokalen Rockgruppe, wir spielten Canned Heat, Cream und Credence Clearwater Revival Stücke. Als ich von zuhause auszog und heiratete, übernahm das "Leben" und ich machte Karriere im Staatlichen Gesundheitsdienst (Groß Britannien). In den frühen 1980ern ergatterte ich ein paar Keyboards und fing an, Musik zu komponieren, nur für mich. Ich schrieb einige "Alben" und fühlte, dass ich mehr wollte, aber meine oberste Priorität galt immer meiner Arbeit und meiner Familie. Es war noch nicht einmal ein Traum, dies professionell zu tun, daran habe ich überhaupt nicht gedacht, ich genoss einfach einige Stunden in der Woche die Keyboards zu spielen, wenn es die Zeit erlaubte.

Als meine Frau 1988 starb, änderte sich mein Leben auf dramatische Weise, wie du dir vorstellen kannst. Mein Sohn Steven war gerade 4 Jahre alt, und ich wollte sicherstellen, dass ich jederzeit für ihn da bin.  Es war ein mein Leben veränderndes Ereignis! Es bestätigte nicht nur, wie anfällig das Leben ist, sondern auch, wie wichtig es ist, einem Traum zu folgen. Das mag jetzt schmalzig und kitschig klingen, aber bevor meine damalige Frau starb, bat sie mich, weiterhin Musik zu machen. Daher war ich fähig, dies zu tun und gleichzeitig zu gewährleisten, dass ich für meinen Sohn da sein konnte, während er aufwuchs - er ist jetzt 30!

Ich schrieb Reflections, was ich immer als mein erstes ernstzunehmendes Werk betrachte, in 1988/89 während der 12 Monate in denen meine Frau mit Krebs kämpfte und in den Monaten nach ihrem Tod. Das halte ich für den Zeitpunkt, an dem ich wirklich anfing zu "komponieren". Es ist technisch sehr einfach und definitiv nicht Berliner Schule. Es ist mehr ein Auskippen von Herz und Seele, und es ist dieses Gefühl, das KDM unmittelbar aufgegriffen hat. Ich erinnere mich, mit Klaus Schulze darüber gesprochen zu haben, weil ich bei bestimmten seiner Alben ebenfalls eine solche Gefühlstiefe verspüre, insbesondere bei Mirage. Und ich war nicht überrascht, als er mir von seiner Trauer während der Aufnahme von Mirage erzählte. Es ist eine unglückliche Tatsache, dass einige tief bewegende und großartige Musiken aus Herzschmerz und Leid geboren wurden! Wie auch immer, Reflections wird immer etwas Besonderes für mich sein und ich plane, das komplette Album für eine CD-Veröffentlichung in naher Zukunft neu aufzunehmen.

3. Gleichzeitig zu deiner musikalischen Karriere gründetest du das Instrumentalmusik-Label AD Music. Wofür steht AD und was war für dich die Motivation, ein eigenes Label zu führen?

Im Jahr 1988 gründete ich AD Music mit meinem Bruder Andy. Er schreibt ebenfalls großartige Musik, folgte aber einem ordentlichen Karriereweg - er ist heute ein erfolgreicher, staatlich geprüfter Immobiliensachverständiger. Er meinte, es solle DA Music heißen, weil ich der ältere Bruder bin, aber, nun ja, es klang nicht richtig und deshalb nahm ich AD, weil es ebenso den offensichtlichen Datumsbezug hat. Nachdem KDM Reflections aufnahm, konnte er mir keinen Plattenvertrag besorgen, und deshalb dachte ich mir, nun, warum betreibe ich nicht einfach mein eigenes Label? Ich hatte ja keine Ahnung, was für eine Mammutaufgabe das sein würde!

KDM war mir sehr hilfreich mit geschäftlichen Ratschlägen, und zu jener Zeit traf ich auch Robert Fox, wir legten unsere Kataloge unter der AD Music Flagge zusammen, nannten unseren Verlag FX Media nach Roberts altem FX Label. Dann sicherte ich 1995 eine Veröffentlichungsabmachung für das Label mit der gerade neugebildeten Notting Hill Music, und dann hob es einfach ab. Aber ich verdanke KDM eine Menge, für seine anfängliche Hilfe, seinen Rat und seine Beteiligung.

4. Neben deiner Soloarbeiten veröffentlichst du auch zusammen mit Gruppen wie Code Indigo und Callisto. Kannst du die Unterschiede in Stil und Herangehensweise beim Komponieren von Songs für eigene und gemeinschaftliche Werke beschreiben?

Nun, Code Indigo ist grundsätzlich Electro-Rock, eine Mischung der Stile der an der Gruppe beteiligten Künstler. Die Absicht war immer, etwas zu schaffen, das "größer als die Summe der Teile" ist. Eine Möglichkeit Musik zu schaffen, die ich als Solokünstler nicht aufnehmen würde.  Gleiches gilt für Callisto, außer, dass hier der bewusste Weg eingeschlagen wurde, Spaß zu haben und eine moderne, Tangerine Dream-artige Sequenzermusik zu schaffen. Diese Projekte sind sehr unterschiedlich und erfordern jedes Mal eine andere Herangehensweise.

Code Indigo ist dabei am schwersten, weil fünf Musiker involviert sind, und alle mit zulässiger Meinung und wertvollem Beitrag. Allerdings muss der Schwerpunkt immer auf "der Musik" liegen, und nicht auf den Egos. Doch oftmals helfen gesunde Zwistigkeiten dabei, gute Musik zu produzieren. Callisto ist einfacher, weil es mehr ein Spaßprojekt ist, einfach um sequenzergetriebene EM zu machen.

All diese Projekte produzieren unterschiedliche Musikstile, so dass ich an jedes dieser Projekte mit der Art der Musik im Kopf herangehe, ebenfalls unter der Berücksichtigung der Dynamik des Schreibens und des Aufnahmeprozesses mit den Mitgliedern des jeweiligen Projekts. Sie sind alle unterschiedlich und es geht im Wesentlichen um praktische, häusliche Arrangements, die für einen reibungslosen Ablauf erforderlich sind. Der kreative Prozess ist immer der gleiche, egal welches Projekt. Ideen werden von den Einzelnen auf den Tisch gebracht und in der Gemeinschaft umgesetzt, und die Musik entwickelt sich einfach.

Manchmal gibt es einen Plan, so wie bei Code Indigo, wo sich ein Thema entwickelt und die Musik um dieses Thema herum wächst. For whom the Bell, zum Beispiel, war über das Leben und die Beschaffenheit des Menschen, also war es einfach, eine Menge Samples zu finden, und diese der Musik als eine Art Erzählung hinzuzufügen. Das Album entwickelte sich aus einer Zusammenarbeit zwischen Robert Fox und mir hinein in eine Band mit Vaughn Evan und Nik Smith. Es war auch die Vorlage für die zukünftigen Code Indigo Alben Uforia (SciFi), Timecode (Zeit) und Chill (globale Erwärmung). Das neue Album mit geplanter Veröffentlichung im April 2013 und hoffentlich uraufgeführt am E-Day in Holland, ist MELTdown, und hat die Finanzkrise zum Hintergrund. Wir sehen es auch als logische Fortsetzung von Chill.

Code Indigo bietet mir die Plattform, Dinge zu tun, die ich als Solokünstler sonst nicht angehen würde. Offensichtlich schwappt manchmal der Stil Code Indigos in meine Solowerke über, das ist sicherlich natürlich, aber ich versuche es so weit wie möglich zu vermeiden. Insofern es den Schaffensprozess angeht, gibt es einen bewussten Plan sicherzustellen, dass meine Beiträge nicht zu sehr "David Wright" sind. Das mag merkwürdig klingen, aber oftmals, wenn ich Musik komponiere, lege ich bestimmte Tracks zur Seite, weil ich denke, sie passen besser für Code Indigo oder Callisto (Robert Fox verfolgte die gleiche Herangehensweise). Dementsprechend versuche ich ein Projekt mit einer leeren Leinwand anzugehen, sowohl was Ideen als auch Klänge betrifft, und gebe mir alle Mühe, die Musik des Projekts zu respektieren und es nicht zu übernehmen und ein David Wright Album daraus zu machen (nicht, dass die anderen Mitglieder dies erlaubt hätten. Ha, Ha).

5. Die EM Szene hat sich in den vergangenen 30 Jahren ganz schön verändert. Wie hast du die Entwicklung der elektronischen Musik wahrgenommen, was waren deine Höhe- und deine Tiefpunkte, und wohin geht die Szene deiner Ansicht nach?

Ich glaube die Szene hat sich stark entwickelt in den letzten 30 Jahren. Aus Hardware-Synthies wurden "Workstations" und dann gab es einen Trend zurück zu den klassisch gestyleten Synthesizern. Die Synthesizer fanden ihren Weg in die moderne Popmusik, was zu einigen interessanten, einfallsreichen (und manchmal Mist!) Pop-Titeln führte, und half bei der Entwicklung von Trance und Tanzmusik. Für mich hatten die alten Analog-Synthies nie eine größere Bedeutung. Klar, ich besaß einige in meiner Zeit, aber ich bevorzugte schon immer die größere Flexibilität und das kompositorische Potential der Workstation-artigen Synthies und Keyboards. Deshalb habe ich Dinge wie den Kawai K4, den 01Wfd, EX7 und JV90 behalten und deshalb liebe ich große Masterkeyboards wie den Kurzweil PC3x. Natürlich habe ich Lieblings-Synthies für Live-Auftritte wie den JD800 oder den JP8000. Ich muss zugeben, dass ich all diese Instrumente dem Herumspielen an einem Mini-Moog bevorzuge.

Dann gibt es da natürlich den Computer und die Unmenge an Software-Synthesizern! Diese haben offensichtlich eine Menge an kreativem Potential gewonnen und es gibt einige großartige da draußen. Meine persönlichen Favoriten sind Omnisphere und Alchemy. Außerdem mag ich Albino und habe eine Menge anderer Soft-Synths wie von Arturia und ich nutze deren Mini-Moog live. Ich mag auch den Mellotron Pro live.

Ich glaube, ein Teil des Problems mit der EM Szene ist, dass die guten alten Tage nicht "vergehen werden"! Nichts bleibt, wie es ist, und Musik sollte sich immer entwickeln und reifen, dies ist die natürliche Ordnung der Dinge. Ich bewundere Tangerine Dream dafür, sich über die Jahre verändert und angepasst zu haben. Ich verlor Interesse an der Richtung, in der sie in den frühen 1990er Jahren gingen, aber das bedeutet nicht, dass ich ihre Weiterentwicklung zu schätzen weiß. Ich glaube, das Problem ist, dass diese Jungs, wie auch Schulze, Vangelis, Kraftwerk, Jarre, usw., die "Originale" waren. Sie sind Teil unserer musikalischen Geschichte und jeder wird quasi mit ihnen verglichen. Es liegt an der neuen Musikergeneration zu versuchen, ihre eigene Interpretation der Szene zu finden, die Musik fortzuführen, auf  ihr aufzubauen, anstelle zu versuchen ihr nachzueifern. Ich denke, da gibt es eine Menge Musik in der EM Szene, die lediglich versucht etwas nachzubilden, was bereits viele Male zuvor erstellt wurde. Solange dies bestehen bleibt, wird die Szene weiter schrumpfen.

Das klingt so, als stünde ich der Szene kritisch gegenüber, was ich nicht tue. Für jene von uns, die damit aufgewachsen sind, ist die Musik tief in unserer Psyche verwurzelt. Aber Musik muss weitergehen und ich denke, sie hat die EM hinter sich gelassen. Was ebenfalls nicht geholfen hat ist die Tatsache, dass so viele Leute nun in der Lage sind, Musik daheim mit dem Computer und Soft-Synthies zu machen. Entsprechend ist die Szene mit Musik gesättigt. Nimmt man illegale Downloads dazu, nun, dann könnten wir uns über Stunden unterhalten. Es ist andererseits witzig, weil ich im letzten Jahr zurückgegangen bin und mehr Hardware-basierte Synthies und Klänge nutze. Ich nutze sogar wieder Hardware-Verarbeitung und -Mastering. Connected wurde auf diesem Weg geschaffen.

Persönlich habe ich die technologische Revolution genossen. AD Music war beim Start des Internet und Download-Markts dabei und diese Dinge haben dabei geholfen, dass das Label überlebte. Ich bin wahrscheinlich in einer wirklich guten Position mit der Musik-Technologie, etwas, das ich realisierte, während ich Connected aufnahm. Ich mache dies nun schon eine lange Zeit und während ich weiß, dass meine frühere Musik technologisch nicht so toll war, habe ich nun das Gefühl, dass meine Musik und meine technischen Fertigkeiten über die Jahre soweit gereift sind, dass ich sicher und recht glücklich mit dem bin, was ich tue.

Wohin die Szene geht? Ich weiß es nicht, ich habe keine Kristallkugel! Man könnte sagen, dass sie schon längst in die Richtungen Trance, Dance und Techno Musik gegangen ist, Musik für die neue, jüngere Generation. In diesem Fall ist möglicherweise nur der originäre Gedanke an Sequenzer-basierte Space-Musik in seinen verschiedenen Formen übrig geblieben. Ich glaube, Fans müssen akzeptieren, dass die CD langsam stirbt und dass kleine Label mit dem Verkauf von 200 CDs pro Titel nicht im Geschäft bleiben können. Downloads bieten eine großartige Lösung. Persönlich habe ich viel lieber eine CD, aber schlussendlich wird die Ökonomie den Weg weisen.

Mein Tiefpunkt? Nun ja, ich denke das war als Code Indigo die Gelegenheit hatte, in die USA als Teil eines großen, verkaufsfördernden Events, der die Gruppe hätte groß herausbringen können, aber wir gingen nicht, weil wir persönliche Zwistigkeiten innerhalb der Gruppe hatten. Ansonsten habe ich mich nahezu 20 Jahre daran erfreut, meinen Lebensunterhalt mit dem Komponieren von Musik verdienen zu können - wie cool ist das denn? Wie könnte ich mich beschweren? Höhepunkte dabei waren, meine Musik auf Sky Sports zu hören, oder zu wissen, dass sie Teil der London Planetarium Sternen-Show für mehrere Jahre war. Aber ich glaube, jenseits dessen war der Höhepunkt, vielen großartigen Musikern zu begegnen und so viele Freund im Verlauf dieser Reise zu machen.

6. Mit Bungay Bash bist du dabei, einen wiederkehrenden EM Event in Suffolk zu etablieren. Warum denkst du, ist es so schwer, solche Events erfolgreich zu organisieren und woran machst du den Erfolg von Bungay Bash fest?

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie lange dieser Event weitergeführt wird! Es wird immer schwerer solche Events in Großbritannien zu veranstalten. Die Besucherzahlen sind wesentlich geringer als noch vor 20 Jahren und man kann einfach kein Geld mehr damit verdienen.  Natürlich bin ich mir bewusst, dass es da diese Leute gibt, die meinen, Geld sollte keine Rolle spielen oder nicht der treibende Faktor hinter der Musik und dieser Events sein. Trauriger Weise sind diese Leute verblendet und leben nicht in der Wirklichkeit! AD Music hat noch nie Geld mit diesen Events verdient und die letzten beiden brachten Verluste, weil wir versuchten, die Ticketpreise so niedrig zu halten. Als wir den Preis vor drei Jahren auf £30 (ca. 37 €) für einen geplanten Ganztag-Event in Derby erhöhten, erhielt ich E-Mails von Leuten, die sich beschwerten, und das machte mich stinksauer. Die Leute meckern, dass keine Events stattfinden, aber dann stöhnen sie über Ticket-Preise und nörgeln darüber wer auftritt. Ich denke ernsthaft darüber nach, meine Beteiligung an solchen Events hier und dort zu beenden. Beim nächsten Bungay Bash liegt der Ticket-Preis bei £25 (ca. 31 €), was doch sehr vernünftig für nahezu 8 Stunden Musik von 5 Acts ist.

Der Bungay Bash war unzweifelhaft ein künstlerischer Erfolg und ebenfalls ein Erfolg für das Zusammenkommen von Fans. Es ist ein sehr schöner Veranstaltungsort, alle haben eine tolle Zeit und die Atmosphäre ist ausgezeichnet. Aber finanziell erfolgreich? Auf keinen Fall! Wir führen es als "Arbeit aus Liebe" fort, und hoffen, die Kosten zu decken und das "nächstes Jahr mehr Leute kommen". Tatsächlich sind die Besucherzahlen jedes Jahr gestiegen, aber es sind immer noch sehr wenige. Ich bin mir natürlich bewusst, dass der Veranstaltungsort überdenkenswert ist. Wir sind ein wenig "am Arsch der Welt" in Ostanglien!

2013 haben wir mit Code Indigo, Ron Boots, Eric van der Heijden, FD Project und Geigertek ein wirklich gutes Line-up. Auch für 2014 ist ein Event geplant, aber zum aktuellen Stand nicht als Ganztags-Event, aber das GB Schönwälder, Keller, Broekhuis & Wright Konzert. Zur ungefähr gleichen Zeit sind Events in Deutschland und den Niederlanden geplant. Diese 3 Konzerte Zusammenarbeitsidee ist etwas, das wir seit einigen Jahren diskutieren, und wir sind überein gekommen, das 2014 dieses Jahr sein wird! Also könnte 2013 wohl das letzte Ganztages-Bungay Bash sein, wir werden sehen.

7. Dein neuestes Album Connected ist gerade erst im Oktober erschienen. Von John Diliberto von Echoes hoch gepriesen. Was ist der Gedanke hinter dem Album?

Nun ja, da steckt nicht wirklich eine Überlegung dahinter. Ich mag es, jedes Jahr ein neues Album aufzunehmen, und jedes Mal versuche ich, etwas anderes zu machen wie beim Album zuvor. Meine Inspiration mag die Bebilderung sein oder einfach nur musikalische Ideen in meinem Kopf, die von allem möglichen kommen kann, eine Reise, ein Ereignis, dem Hören anderer Musik. Die Tracks entfalten sich üblicherweise aus einem Funken der originären Idee über viele Stufen hinweg. Manchmal ist die Entwicklung der Musik leicht, ein anderes Mal belastet mit Schwierigkeiten. Stell dir vor, du nimmst einen Marmorblock und beginnst daran herum zu meißeln. Etwas beginnt aus dem Marmor herauszutreten und allmählich erscheinen Details, je mehr des Marmors langsam und vorsichtig weggemeißelt wird. Etwas Schönes entsteht, hoffentlich, aus dem "wegmeißeln", aber es ist immer ein Prozess, der mit einem schlichten Schlag beginnt und aus dem man etwas erschafft. Wie lange es braucht, hängt davon ab, was aus dem Marmor heraustritt. Manchmal jedoch wird zu viel vom Marmor abgetragen und die Idee wird zugunsten eines neuen Stücks Marmors verworfen.

Connected entwickelte sich über 2012 aus dem Keim der Idee, Synthesizer, Gitarre und Stimmstrukturen zu mischen, und tatsächlich stammen die ersten 45 Minuten, also die Tracks 1 bis 8, von dem Live-Stück Constant Perceptions, aufgeführt beim Bungay Bash 2012 mit Carys Swinger (Gesang) und Lee Morant (Gitarre). Es gab einige technische Probleme in dieser Nacht und es wurde nicht so, wie wir es geplant und geprobt hatten. Es bedurfte vieler, vieler Änderungen hinterher im Studio bevor es zur endgültigen Album Version wurde. Die Tracks 9 bis 11 waren ursprünglich ein Stück aus der In Search of Silence Session. Das Stück sollte dessen abschließendes Lied werden, bevor ich Worlds Beneath schrieb, und es somit aus dem Album herausfiel. Aber ich mochte das Stück sehr und es passte gut zu Connected.

Eigentlich wollte ich das Album Constant Perceptions nennen, aber es war schwer, die grafische Verpackung zu erstellen und ein visuelles "Gefühl" für den Titel zu bekommen. Als ich schließlich das Bild zum Album fand, die Idee der "Wahrnehmung", das Netz und "verbunden" zu sein, fügte sich eins zum Anderen. Ich wählte die Titel absichtlich, um die Psychologie der Wahrnehmung wieder zu spiegeln und auch mit dem World Wide Web verbunden zu sein - und die Titel sind auch alle ironisch gewählt, um absichtlich bombastisch zu sein! Der Grund, die langen Tracks in kürzere Titel aufzuteilen, ist rein für den kommerziellen Download-Markt gedacht (ein Stück muss unter 10 Minuten für individuellen Download sein). Natürlich blieb die Musik verbunden, als ein großes Stück.

8. Am 30. Dezember spielst du bei Hello 2013 in Bochum, ein Neujahr Willkommenskonzert. Und du bist auch nicht alleine. Was wird das Publikum zu hören und sehen bekommen?

Ja, da freue ich mich schon drauf! Elaine und ich werden Weihnachten und Neujahr mit Klaus und Dagi Hoffmann verbringen. Klaus und ich planen auch bei den Stücken des anderen zusammen zu spielen, wie auch schon zuvor. Wir werden auch neue, gemeinsame Musik darbieten. Ich arbeite immer noch an meinem Set für den Abend und ich weiß nicht, wie Klaus' finale Setliste aussieht. Wir stimmen uns just in diesem Moment ab. Wir werden über Weihnachten hinweg proben - wir kommen am 22ten Dezember in Deutschland an.

Die Musik für den Abend wird sehr abwechslungsreich sein, ein spaciges Set das zum Planetarium passt. Ich habe verschiedene Ideen im Moment. Ich werde womöglich eine brandneue Live Version von Walking with Ghosts spielen, einen Track, den Klaus gerne mit dem Memotron begleitet, und ein Track, den die Besucher immer wieder gerne hören. Darüber hinaus habe ich ein paar Ideen, die die Grundlage für ein improvisiertes Set bilden, den ich im September in den USA aufführte, deshalb denke ich darüber nach. Ich habe auch eine Idee, um ein Stück namens Beyond the Airwaves Part 3 zu spielen, aber das steht noch nicht fest. Der Veranstaltungsort wird seine über Sternen-Show als Begleitung zur Musik darbieten. Wir hoffen außerdem, die Boddy, Hoffmann-Hook und Wright 2009 Aufführung beim Electronic Circus auf DVD für den Verkauf verfügbar zu haben.

9. Du planst sicherlich auch schon für 2013, was deine eigenen musikalischen Ziele und die des Labels angeht, bezüglich Konzerte und Veröffentlichungen. Bungay Bash Nr. 3 ist ein solches Event. Was sonst wird es von David Wright und AD Music im nächsten Jahr geben?

Im Moment ist das Ziel des Labels in 2013 auf Library Musik fokussiert und eine neue Library Musik und Produktionsmusik Webseite wird gerade erstellt. Es wird eine Anzahl neuer Releases geben, von Bekki Williams und Robert Fox, und auch von neueren Künstlern wie Claudio Merlini, Dead Beat Project, und anderen. Genau wie zum Bungay Bash hoffe ich, dass Code Indigo im April auf dem E-Day spielt, um das neue Album MELTdown zu starten, an welchem ich gerade mit der Band hier im November arbeite. Es geht gut voran und ich denke die Fans werden es lieben. Wir versuchen gefühlsmäßig mehr an erste Album For Whom the Bell anzuknüpfen. Es ist jedoch eine neue Besetzung, was die kompositorische Seite der Dinge angeht. Früher komponierten Robert Fox und ich den Großteil der Musik. Robert ist schon länger nicht mehr dabei, dadurch fällt mir mehr Verantwortung zu. Es ist ziemlich schwer, nicht "ich" zu sein, wenn das Sinn macht. Die Dynamik der ursprünglichen Besetzung bedeutete, dass wir alle schoben und zogen und den jeweils anderen kontrollierten, und daher kam dann die Musik - aus einem guten Gleichgewicht. Wie auch immer, so weit laufen die Dinge ganz Okay, aber es ist anders, offensichtlich.  Außerdem haben wir einen neuen Gitarristen, weil uns Andy Lobban letztes Jahr verlassen hat. Der neue Gitarrist DJ ist großartig und seine Gitarre klingt genau wie Andy.

Was meine Soloarbeit angeht, nun, ich habe einige Ideen für eine DVD Veröffentlichung, die Live-Musik zu Dave Masseys Grafiken darbietet. Dieses Projekt ist schon eine Weile unterwegs und hoffentlich kommt die DVD nächstes Jahr heraus. Ich plane mein erstes Album Reflections im nächsten Jahr neu aufzunehmen und, wenn es gut genug wird, werde ich Romancing the Moon und Waiting for the Soundtrack angehen, aber das wird vermutlich eine längere Weile dauern. Alte Musik zu überdenken ist nie leicht! Im Übrigen wird es definitiv ein David Wright Solokonzert im September in Großbritannien geben, Details dazu werden demnächst verkündet.

10. Die obligatorische Schlussfrage: welche 3 Alben (außer jenen, an denen du beteiligt warst) würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

1. Beach Boys - The Smile sessions
2. Klaus Schulze - X
3. Pink Floyd - Meddle

Links zum Thema

Blog von David Wright
Internetseite des AD Music Labels

(Das Originalinterview wurde in Englisch geführt.)

Stefan Schulz

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.