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10 Fragen an ... Harald Grosskopf

Die erste Fragerunde geht an den derzeit sehr aktiven Harald Grosskopf.

1. Was/ Wann war Deine erste bedeutende Begegnung mit elektronischer Musik?

Die erste Begegnung, so um 1971 herum, war nicht sonderlich spektakuär. In meiner Rockband Wallenstein benutzten wir die ersten Synthies eher als Ersatz für nicht vorhandene Instrumente. Hauptsache war, dass sie wie herkömmliche, klassische Instrumente klangen. Richtig beeindruckt hat mich Klaus`s (Schulze) Blackdance Album. Das hatte eine Groove der mich als Drummer ansprach. Dazu  diese weiten Räume in der sich alles abspielte..... Ich war damals fasziniert von Echomaschinen und hatte mir das legendäre "Copycat" von WEM zugelegt.

2. Was hat Dich über Deine aktive Zeit am meisten musikalisch beeinflusst oder geprägt?

H.G.:Die ersten Jahre nachdem man sich von zu Hause verabschiedet hat sind die intensivsten. Man saugt alles Neue gierig auf. Das fing bei mir 1964 mit den Beatles an, die ja mit ihrem Sgt. Pepper Album die ersten psychodelischen Klang-Welten aufgemacht hatten. Über Cream und Jimi Hendrix ging es dann zu Pink Floyd, die ich dann aber zunehmend langweiliger fand. Die amerikanischen Minimalisten fand ich immer sehr inspirierend. Ich spreche von Steve Reich, Phil Glass und Terry Riley, dem ich Anfang der Achtziger in Berlin persönlich begegnet bin.

3. Gibt es oder gab es Vorbilder für Dich?

Nein, aus dem Alter bin ich entwachsen. Vor meinem 20igsten Lebensjahr natürlich schon. Die habe ich ja mit der Beantwortung Deiner letzten Frage genannt. ich liebe in erster Linie meine eigene Musik.

4. Siehst Du die technische Entwicklung der Instrumente, Aufnahme eher als Segen oder Fluch und wie sehr hat sie Deine Musik verändert?

Weder Fluch noch Segen. Es kommt immer auf denjenigen an der sie benutzt. Das heisst welchen Spirit er damit rüberbringt. Musikinstrumente waren, sind und werden immer technischer Ausdruck Ihrer Zeit sein. Ich kann mit der technischen Entwicklung zur Zeit sehr viel anfangen. Sie kommt meiner Art Musik zu machen sehr entgegen. Dennoch sind Instrumente, ob analoge oder digitale nur unbelebte Werkzeuge. Genie und Emphatie muss man in sich entwickeln. Es spielt nicht die geringste Rolle welche Art von Instrumentarium man dafür nutzt.

5.  Wie betrachtest Du Deine und die allgemeine Situation speziell im Bereich der Elektronik?

Das musst Du ein wenig genauer ausdrücken. Was genau meinst Du mit meiner Situation, einer Allgemeinen und mit Elektronik?

6.  Welche Musiker, Bands findest Du aktuell selbst spannend?

Ich höre so gut wie keine Musik von anderen.

7.  Was sind Deine kommenden Projekte?

Einen Filmscore für einen Science Fiction Film von Philippe Mora. Unsere Filmdokumentation GERMAN SONS auf internationalen Festivals vorstellen. Zuletzt sehr erfolgreich auf dem Nowy Horizonty Film Festival in Wroclaw / Polen. Viel Live spielen!

8. Mit wem würdest Du gerne mal zusammenarbeiten?

Mit Underworld.

9.  Wie wird sich Deiner Meinung nach, der Musikmarkt und speziell das Genre der Elektronik zukünftig entwickeln?

Der Markt für EM-Musik, falls Du das mit Elektronik meinst,  die sich an ihren traditionellen Vorbildern TD und KS orientiert ist so gut wie tot. Zumindest wird sie im Vergleich immer unbedeutend bleiben. Es wird aber weiterhin erfolgreiche neue Strömungen elektronisch erzeugter Musik geben die erfolgreich sein werden. Das Medium CD wird mehr oder weniger in den nächsten 10 Jahren vollkommen verschwinden. Musik wird sich generell mehr und mehr unmittelbar über das Internet verbreiten und hoffentlich zunehmend auch live an Bedeutung gewinnen.

10. Welche Drei Alben / CDs würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen (eigene Alben ausgeschlossen)?

Die Arie "Nessun Dorma" aus der Oper "Tirandot" von Giaccomo Puccini. "A Hundred Days Off" von UNDERWORLD und Gustav Mahler`s 9. Sinfonie

Links zum Thema

Website von Harald Grosskopf

Das Interview führte Stefan Erbe

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