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Mit Musik auf dem Lande - das Schallwende-Grillfest

Die virtuelle Tinte des Berichts vom letzten Grillfest ist kaum trocken, da geht es auch schon zum nächsten: Dieses Mal lädt der Schallwende-Verein nicht nur zu Würstchen und Salat, sondern auch zu elektronischer Live-Musik ein.  Und auch die Richtung ist grob die gleiche: Vom Westzipfel der Republik führt der Weg ins Westfälische - dieses Mal aber
nicht ganz so weit in den Osten. Am Kamener Kreuz biegen wir dieses Mal nicht Richtung Bielefeld ab, sondern fahren noch ein paar Kilometer weiter auf der A1. Danach ist es noch ein gutes Stück Landstraße bis nach Ahlen und zum Oestricher Landwehr, wo der Hof der Glanemanns liegt.

Die Anreise mit dem eigenen Automobil ist die einzige praktikable Variante. Zwar hat der Hof eine eigene Haltestelle, und mit Strandkorb als Wartehäuschen ist die auch sehr schön gestaltet. Am Wochenende hält hier aber kein Bus, und auch unter der Woche ist die Anbindung eher sporadisch. Parkplatz für Fahrzeuge ist aber reichlich vorhanden, auch gerne ein Wohnmobil, so man hier über Nacht bleiben will. Eine alte Bergwerks-Lore dient Wegweiser, und erinnert daran, dass hier in Ahlen auch einmal Kohle gefördert wurde.

Schallwende Grillfest 2025

Der offizielle Beginn ist für 16 Uhr angesetzt, wir sind aber bewusst früher gekommen. Helfende Hände könnten überall gebraucht werden, insbesondere bei der Technik: Dieter Klimaschewski, der wie schon in den Vorjahren für Licht und den guten Ton sorgt, hatte sich kurz zuvor den Arm gebrochen. Die Regler kann man so noch bedienen, das Tragen und Aufbauen von Lautsprechern und Spots verbietet sich aber. Rudi Melchert, der unweit von Dieter wohnt, ist als Fahrer und 'Roadie' eingesprungen, und so ist dieser Teil der Arbeit bereits erledigt. Wir können noch etwas beim 'Catering' und Aufbau des CD-Stands mithelfen. Wie immer bei Veranstaltungen des Schallwende-Vereins werden dem Verein gestiftete CDs angeboten.

Gleich neben dem 'Vereins-Tisch' haben die heute aufspielenden Musiker auch ihre Tonträger ausgebreitet. Wie auch im Vorjahr, sind es derer drei: Arjan und Eelco van Elst sowie Hans 'Skoulaman' van Kroonenburg sind aus den Niederlanden angereist, und Stefan Erbe hatte es von Wetter an der Ruhr aus nicht ganz so weit.  Er wird am heutigen Tag zuletzt spielen, und weil die in der Scheune aus Holzpaletten konstruierte Bühne nicht für alle drei gleichzeitig gereicht hätte, ist sie im Moment fest in niederländischer Hand.  Irgendwelche ernsthaften Probleme scheint es nicht zu geben, und so können wir noch einmal nach draußen auf die Wiese gehen.

Die ganz große Hitze vom Anfang der Woche ist vorüber.  Das Thermometer zeigt angenehme Werte knapp über der 20 Grad-Marke, und es geht ein kräftiger Wind - beinahe schon zu viel für eine Drohne, aber genau richtig für ihren 'analogen Vorgänger'. Rund um den Hof der Glanemanns ist genug Platz, um einen Drachen steigen zu lassen. Das Wetter soll für den Rest des Tages so bleiben; Regenschauer sind erst für den späteren Abend vorher gesagt. Dementsprechend kann man es riskieren, den Grill nach draußen und nicht unter das Vordach zu stellen. Weder Würstchen noch Frikadellen sollten knapp werden: Die meisten haben die Option genutzt, sich im Voraus anzumelden, und so konnten die einzukaufenden Mengen im Voraus kalkuliert werden.

Die Voranmeldung war mit einer (eher symbolischen) Gebühr von fünf Euro verbunden. Kurz Entschlossene können sie aber auch noch hier bezahlen, zusammen mit einem ersten Schwung Wertmarken für Speisen und Getränke. Der Grill ist zwar noch nicht angeheizt, in Kaffee und Kuchen können sie aber jetzt schon umgesetzt werden. Und die Zeit vergeht wie im Fluge, bis der aller-erste Programmpunkt des Tages ansteht:

Wie schon in früheren Jahren wird das Grillfest mit der Mitgliederversammlung verbunden. Eine halbe Stunde ist dafür angesetzt, und die reicht gerade so eben für die Tagesordnung aus. Der Bericht des Vorstandes, wie immer vorgetragen vom Vorsitzenden Klaus Sommerfeld, lässt noch einmal die Aktivitäten des letzten Jahres Revue passieren. Schallplatte, Preisverleihung, Planetariums-Konzerte, das EM-Breakfast - als langjähriges Mitglied kennt man sie natürlich alle, aber es ist gut, sich bei dieser Gelegenheit noch einmal daran zu erinnern. All das kostet auch Geld, und so sind die Berichte von Kassenwart und Kassenprüfern zur finanziellen Situation des Vereins ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung. Die gute Nachricht: Der Verein hat ein finanzielles Polster, und die Kassenführung gibt keinen Grund zur Beanstandung. Der bisherige Vorstand kann seine Arbeit fortführen, und Klaus gibt eine kleine Vorschau auf die nächste Station des 'Schallwende-Jahres': Die Produktion der "Schallplatte 28" ist in vollem Gange, und die Mitglieder dürfen sich auf eine Extra-Beilage freuen. Michael Allert, die eine Hälfte des Duos "Martha Rabbit", hat einen großen Stapel CDs seines Solo-Projekts "Maralewo" dem Verein gestiftet - groß genug, dass jedes Mitglied demnächst ein Doppelpack Silberlinge in der Post haben wird.

Für das EM-Breakfast im Dezember konnte EM- und Gitarren-Legende Lutz Graf-Ulbrich, auch als "Lüül" bekannt, gewonnen werden, und am Ende des Jahres wird wieder einmal Rom Boots das Planetarium Bochum mit seinen Sounds füllen - dieses Mal zusammen mit Frank Dorittke, für den die Bühne unter dem Kuppelrund ebenso ein vertrauter Spielort ist.  Also alles unter Dach und Fach? Der Blick geht natürlich noch weiter in die Zukunft, aber jetzt wäre es erst einmal an der Zeit, insbesondere Klaus für seine geleistete Arbeit zu danken - am Vorsitzenden bleibt nun einmal der Großteil davon 'hängen'. Diese Aufgabe übernimmt Andreas Pawlowski, seines Zeichens zweiter Vorsitzender. Großer Applaus bezeugt, dass alle Anwesenden das genauso sehen. 

Mit dieser Bestätigung seiner Arbeit fällt es Klaus leicht, ein schönes Fest zu wünschen - und zuvorderst einen guten Appetit, denn am Grill sind jetzt die ersten Frikadellen und Würstchen gegen Bons abholbereit. Einwegbesteck und Pappteller sind übrigens schon seit einigen Jahren out. Am besten ist es natürlich, man hat selber Geschirr sowie Messer und Gabel mitgebracht. Aber wie das so ist, hat man es einfach vergessen, oder den Hinweis überlesen.  Das ist aber auch kein Beinbruch: Teller und Besteck kann man sich auch ausleihen, und besonders beliebt macht man sich bei den Gastgebern, wenn man sie gleich nach Benutzung abspült. Die andere Bitte von Steffi und Bernd: Wer rauchen will, sollte das bitte auf der betonierten Fläche tun. Wie auch anderswo hat es in den letzten Wochen wenig geregnet, und es wäre nicht der erste dadurch in Brand geratene Rasen!

Nikotin gehört bei mir nicht zu den Dingen, nach denen ich süchtig bin, elektronische Klänge schon eher. Und Arjan und Eelco van Elst, die mittlerweile als "AE van Elst Projects" in der Szene bekannt sind, sind jetzt bereit, diesen Hunger zu stillen. Einem größeren Publikum dürften die beiden Brüder durch ihren Auftritt beim letzten E-Live bekannt geworden sein. Und in der Tat hatte Klaus sie auf Empfehlung von Ron Boots ausgewählt, "wenn es etwas gutes sein darf". Und haben wir auf dem Grillfest schon jemals etwas gehört, was nicht gut war? Neben Titeln von den drei bisher veröffentlichten Alben soll heute auch ein neuer dabei sein.

Arjan und Eelco haben ein Herz für die 80er, das konnte man schon neulich in Oirschot feststellen. Lange, von Sequenzen getragene Tracks sind nicht ganz ihr Metier, die Spieldauern pendeln eher um fünf Minuten herum. Das gibt Raum für Abwechslung, und besonders, wenn man dabei zwischen den Alben hin- und herspringt. Der Einstieg ist rhythmisch, mit einer guten Prise Jarre, und steigert sich zu einem ersten bombastischen Höhepunkt. Da ist es ein guter Kontrast, wenn Titel Nummer drei im Vergleich zu den Vorgängern deutlich ruhiger daher kommt. Aber in der Ruhe liegt die Kraft, und man kann hören, dass die Beiden auch Vangelis zu ihren Vorbildern zählen.

Kurz kehrt das niederländische Duo zum Rhythmus vom Anfang zurück, dann wird es beschaulich. Ein kurzer Blickkontakt: Wofür wird hier gerade die akustische Bühne bereitet? Chöre, und jetzt auch ein paar Sequenzen, aber eben eher im '80er-Stil'. Und nach Frankreich und Griechenland wird Japan gegrüßt: Diese Sounds könnten auch von Herrn Sakamoto-San stammen. Viel zu schnell kommt das Finale des es ersten Konzerts: Noch einmal ein großes Finale, das auch einen Film beschließen könnte, und lang anhaltender Applaus. Der ist - wie nicht anders zu erwarten - mit dem Wunsch nach einer Zugabe verbunden. Die wird gewährt, die Auswahl aus drei Alben ist ja groß genug. Ein weiterer neuer Titel ist Arjan und Eelco dabei aber doch nicht zu entlocken. Nichtsdestotrotz dürften sie sich mit ihrem abwechslungsreichen und kurzweiligen Stil heute einige neue Fans erworben haben.

Mit denen zusammen dürfen sie beim folgenden zweiten Konzert vor der Bühne Platz nehmen. Die Pause bis dahin ist nicht allzu lang, denn dafür ist bereits alles aufgebaut. Hans van Kroonenburg, der als "Skoulaman" auftritt, spielt nicht zum ersten Mal hier in Ahlen, und wer seine Musik kennt, der weiß, dass uns jetzt eine ganz andere, aber nicht minder gekonnte Spielart der elektronischen Musik erwartet. Klaus macht nicht viele Worte und gibt das Mikrofon an Hans weiter. Gerade ist sein Album mit Mitschnitten vom Dutch Electronic Masters im letzten Jahr erschienen (selbstverständlich hinten am CD-Stand zu haben), und viel von diesem Material wird auch den heutigen Auftritt einfließen.

Der Einsteiger entstammt original einem Album, das vom argentinischen Label "Cyclical Dreams" veröffentlicht wurde. Der "Aconcagua" ist der höchste Berg Argentiniens. Seinen Gipfel stelle ich mir als einsamen und stillen Ort vor, und das spiegeln die ersten zehn Minuten dieses Auftritts auch wieder. War das erste Konzert des Tages etwas 'für die Beine', ist das jetzt etwas für den Kopf. Die Klänge fordern zu Versenkung und Kontemplation heraus, zum Innehalten und Reflektieren. Gute zehn Minuten hält Hans uns in dieser Stimmung, dann wechselt er zu den Sequenzen und Arpeggios, für die er bekannt ist. Er behält dieses Mal eine schöne Basslinie bei, und die trägt uns bis in den nächsten Abschnitt, in dem es wieder atmosphärisch wird. Ob wir in Gedanken wieder irgendwo auf einem Berg sind, oder in einem anderen einsamen Fleckchen Natur, das bleibt uns überlassen.

Auf dem Dutch Electronic Masters hat Hans Material aus verschiedenen Alben gespielt, und die lassen sich dann doch nicht immer sanft in einander überleiten - ganz besonders, wenn eine kleine Umbaupause erforderlich ist. Mit dem nächsten Stück geht es in die Jahre der Pandemie zurück. Im Alltagsleben ist sie schon fast wieder vergessen, aber die damals unter den besonderen Umständen entstandene Musik bleibt.  Hans hatte für die Streaming-Version des Raumzeit-Festivals ein Video aufgenommen, und als Spiel-Ort ein stillgelegtes Kohlekraftwerk gewählt. Minimale Effekte und Piano-Soli füllen die jetzt stille Maschinenhalle, die heute noch mehr als damals für den Hörer nur in der Imagination existiert - das Kraftwerk wird gerade abgerissen. Die Sequenzen werden vielschichtiger, und nach einem Schnitt bringen dumpfe, drohende Töne den Raum in Resonanz - sind das die anrückenden Abrissbagger?

Eine federleichte und viel beschwingtere Sequenz bläst die dunklen Gedanken hinfort. Wir bleiben aber noch etwas in der Zeit der Pandemie: Viele Musiker haben damals - in Ermangelung von Auftrittsmöglichkeiten - Streaming-Konzerte in Byss-Studio bei Bas Broekhuis veranstaltet.  Hans' Kommentar zu dem Titel, der bei Bas entstand: "Title says all - Everything is an Illusion". Surreal könnte man das Intro nennen, vielleicht aber auch einfach nur spacig. Hans lässt uns aber nicht lange auf die Sequenz warten, und auch sein Piano-Spiel enthält er uns nicht vor. Der Ausstieg ist so still und zurückhaltend, wie das Konzert begonnen hat, und das Ende kommt etwas überraschend. Sollte es das schon gewesen sein? Auch wenn dieses zweite Konzert so ganz anders war als das erste, eine Zugabe wird mit dem gleichen Nachdruck gefordert. "Vielleicht habe ich noch etwas", meint Hans, und schlägt sein Buch auf.  Für ein Ende des Monats anstehendes Festival in den Niederlanden hatte er sich schon ein paar Ideen zurecht gelegt. Klappen die schon? Ja, sie sind schon so weit ausgearbeitet, dass man sie spielen kann, und wir bekommen noch einmal zehn Minuten 'Skoulaman at its Best': Sphärische Flächen, Sequenzen, und Piano-Soli, alles in dem Stil, für den wir ihn mögen. Und danach kommt auch Klaus Sommerfeld nach vorne, um Hans für diesen Auftritt zu danken, und uns in die Pause bis zum dritten und letzten Konzert zu verabschieden.

Diese Pause wird deutlich länger als die erste sein, denn jetzt ist Ab- und Aufbauen angesagt. Für alle drei Setups wäre kein Platz gewesen, und so brauchen Arjan, Eelco und Hans jetzt ein wenig Zeit, um ihre Gerätschaften abzubauen und wieder im Auto zu verstauen. Die eine oder andere helfende Hand ist dabei gerne gesehen. Auch das wieder sicher eingepackte Keyboard in Richtung Kofferraum zu befördern, hilft schon ungemein.

Unter Zeitdruck aufzubauen und dabei keine Fehler zu machen, erfordert schon eine gewisse Routine. Bei Stefan Erbe kann man sich aber sicher sein, dass die vorhanden ist. Die Leinwand hatte er bereits heute Mittag zusammen gebaut und nur auf Seite gestellt. Was noch fehlt - Beamer, Notebooks, zwei Keyboards, und Mixer - ist beeindruckend fix und ohne Probleme aufgebaut und verkabelt. Ein kurzer Test reicht, und alles ist bereit für das letzte Konzert des Tages.

Das ist quasi eine 'Ergänzung' zur ersten Hälfte des Auftritts in Hagen vom Februar. Dort hatte Stefan dreißig Jahre seines musikalischen Schaffens Revue passieren lassen. Die sind reich an Highlights, und die Retrospektive war eigentlich auf zweimal eine Stunde angelegt.  Die zweite Hälfte hatte Stefan seinerzeit aber kurzfristig zurück gestellt, um uns stattdessen eine erste Live-Version seines neuen Albums "Metamorphosys" zu präsentieren. Das war zwar eine sehr begrüßenswerte Entscheidung, aber seitdem wartet eben eine weitere Stunde Erbe-Highlights samt aktualisierter Visuals auf ihre Präsentation.

Das wird heute nachgeholt, und damit die Visuals auf der großen Leinwand so richtig zur Wirkung kommen, macht Stefan es richtig dunkel in der Scheune - so dunkel, dass man sich fast im Planetarium wähnt. Mit der Assoziation liegt man nicht ganz falsch, denn der Einsteiger "Merkur" stammt von seinem 2012er-Album "The Sounds of my Comfort`sone", auf dem er Titel seiner Sound of Sky-Shows versammelt hatte. Die Klänge sind vertraut, die Visuals neu und in der Qualität den Fähigkeiten aktueller Projektionstechnik angepasst. Das gilt auch für "Du und Ich", und mit dem Album "Nachtlichter" ist auch schon wieder die Erinnerung an die Corona-Zeit da. Ohne Stefans Arbeit hätte der Verein damals die erste (und bisher einzige) Streaming-Version der Schallwelle nie realisieren können, und wie das Leben so spielte, konnte er auf der einen der begehrten Pokale einheimsen.

Die Zeitreise geht weiter zur "Reflect", auf der Stefan mit den Titeln einmal ungewohnt deutlich Bezug auf das genommen hatte, was in unserer Welt alles nicht wirklich gut läuft. "Here comes the News" ist der Auszug, und es ist (leider) auch heutzutage nicht schwierig, dazu passende aktuelle Nachrichtenbilder zu finden. Falls das die Stimmung etwas drückt: Es geht direkt mit dem neuesten preisgekrönten Album "Genesys 23" weiter, einem echten Höhepunkt der letzten Jahre, weil es Stefan hier gelungen ist, Musik, Visuals und die Story dahinter zu einem audiovisuellen Gesamtkunstwerk zu verschmelzen. Nicht ohne Grund ist "Genesys 23" auch als BluRay erschienen.

Die Visuals zu "Genesys 23" markierten auch den Einstieg in die Nutzung von KI. Sowohl die KIs selber, als auch die Erfahrungen im Umgang damit, haben in den letzten zwei Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Stefan hat dies genutzt, auch einige der älteren Titel mit neuen, KI-erzeugten Bildern zu hinterlegen. Das funktioniert sowohl bei den 'Lost Places' zur "Serbenity", als auch den Weltraum-Motiven zur 2017er-Version von "Genesys".

Bei einem Titel ist Stefan aber bei den Original-Visuals geblieben: Das Video von Tänzern, die von Schlingpflanzen überwuchert werden oder sich in Sand verwandeln, begleitet weiterhin die Originalversion von "s'thetic". Das ist nicht ohne Grund so, denn es war eben jenes Video, das ihn zu diesem Titel inspirierte, und der in veränderter Form der Aufhänger für das erste Baltes&Erbe-Album wurde. Einige Jahre war das der Schlusstitel von deren Konzerten. Gerüchteweise arbeitet Stefan mit Steve ja wieder an neuem Material, und so weist diese Retrospektive - wenn man so will - auch in die Zukunft.

A propos Schlusstitel: Das war bereits der letzte Titel vom zweiten Teil dieser Zeitreise. Man hatte seinerzeit nach dem ersten Teil gedacht, das war doch eine schöne, runde Sache. Aber diese zweite Stunde hat uns alle daran erinnert, wie reichhaltig Stefans Werk der letzten 30 Jahre ist, und was es da alles noch gab und nicht unterschlagen werden sollte. Und auch diese beiden Teile zusammen können letzten Endes nur einen summarischen Überblick geben, dafür ist das Erbe-Portfolio einfach zu groß. Da ist doch bestimmt noch eine Zugabe drin! Und in der Tat: Zwei Titel zaubert Stefan noch aus dem Hut, und die sind vom 2022er-Album "Distopia". Von seinem thematischen Anspruch geht es in eine ähnliche Richtung wie die "Reflect", aber die heute gewählten Visuals vermitteln einen positiven Ausblick: Wenn wir zusammenhalten, wird das Böse nicht (wieder) die Oberhand gewinnen!

Für diese Erkenntnis war auch das heutige Grillfest ein schönes Beispiel, das sich mit dem Ende des dritten Konzerts selber auch dem Abschluss zuneigt. Viele Hände haben heute angepackt und mitgeholfen, damit es gelingt: Zuvorderst natürlich unsere Gastgeber, die Glanemanns, die ihren Hof für das Fest zur Verfügung gestellt und hergerichtet haben. Dann natürlich die Musiker, die sich auf den Weg nach Ahlen gemacht haben, und Dieter Klimaschewski, der trotz gebrochenem Arm die Technik unter Kontrolle gehalten hat. Und natürlich die vielen anderen Helfer, die sich im voraus oder spontan angeboten haben: Am Grill, am Tresen, an der Kasse, beim Umbauen...ohne sie wäre dieses Fest nicht möglich gewesen.

Wo das Grillfest im kommenden Jahr stattfinden wird, das steht noch nicht fest. Vielleicht wieder einmal im Gruga-Park, auch an diesen Ort gibt es zahlreiche und schöne Erinnerungen? Aber man wird sehen - jetzt stehen bei den meisten erst einmal die Sommerferien an. Das nächste Schallwende-Event ist das EM-Breakfast am Ende des Jahres. Aber auch in der Zwischenzeit wird das Vereinsleben weitergehen. In diesem Sinne: Weiter Glück auf, Schallwende!

Alfred Arnold

 

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.