[‘ramp] – arp-en-ciel

[‘ramp] – arp-en-ciel

Noch kein Jahr ist vergangen, seit „Happy Days Are Here To Stay“ erschienen ist, da veröffentlicht Stephen Parsick das nächste [‘ramp]-Album mit dem schönen Titel „arp-en-ciel“.

Eigentlich ist „arp-en-ciel“ nicht das neueste Album von [‘ramp], denn es sollte schon vor einem Jahr erscheinen, als plötzlich Klaus Schulze verstarb. Stephen Parsick, der in seinem musikalischen Schaffen stark von Klaus Schulze beeinflusst wurde, entschloss sich, „arp-en-ciel“ zu verschieben, um nicht auf den Zug der vielen KS-Tributes aufzuspringen. Stattdessen kam zunächst „Happy Days Are Here To Stay“ an die Öffentlichkeit. Ich kann diesen Entschluss bestens nachvollziehen, denn die Einflüsse sind deutlich auszumachen. Es ist aber eben kein KS-Tribute, sondern Parsicks Werk als [‘ramp].

War der Albumtitel „Happy Days Are Here To Stay“ noch reine Ironie und die Musik darauf ein wenig düster, eben „Doombient“, so ist „arp-en-ciel“ eher ein „back to the roots“. Stephen schreibt selber, dass er zur Einfachheit seiner frühen Werke zurück wollte, mal wieder etwas in der Schlichtheit der ersten eigenen Musik schaffen wollte.

Das hier verwendete Wort „schlicht“ sollte man auf keinen Fall mit „simpel“ gleichsetzen. Mit den „schlichten“ Soundscapes nimmt „weerlicht“ (niederländisch für Wetterleuchten) mich jedenfalls gleich gefangen. Die Klänge hüllen ein wie eine wohlige Decke, eher noch wie ein seidenes Tuch, so leicht wirken sie.

Das Titelstück, mit knapp 21 Minuten auch der längste Track des Albums, beginnt zwar, wie „weerlicht“ endet, aber sehr schnell tragen Sequenzen den „Regenbogen“ hinauf. Arc-en-ciel ist das französische Wort für Regenbogen, und da die ARP-Synths die wichtigsten Instrumente auf der ersten Hälfte des Albums sind,

entstand das Wortspiel „arp-en-ciel“. Bei diesem Stück kommt man schnell ins Schwärmen; Berliner-Schule-Freunde dürften ihre helle Freude daran haben.

Von anderer Art ist die zweite Hälfte der CD mit dem bemerkenswerten Titel „chunky cookies carpet ride“. Teil 1 wurde auch bereits vor 23 Jahren aufgenommen. Es ist gemeinsam mit Klaus Hoffmann-Hoock (Cosmic Hoffmann) in dessen Quasar-Studio in Sonsbeck entstanden. Das dreiteilige Werk ist in part one und part two herrlichste Ambientmusik - wie sie eben auch Cosmic Hoffmann geschaffen hat. Stephen Parsick hat derartiges auf seinem wunderschönen Album „Hoellenengel“ ebenfalls zu Gehör gebracht. Dass mich die „chunky cookies“ an „Hoellenengel“ erinnern, ist nach einem Blick auf das CD-Cover gar nicht verwunderlich. „Hoellenengel“ ist im Anschluss an die Aufnahmen zu „chunky cookies carpet ride part one“ ab November 2000 entstanden. - Der Ambientcharakter wird in Teil drei wieder von großartigen Sequenzersounds überlagert, bis sehr schöne melodiöse Mellotronklänge in den Vordergrund drängen.

Die CD beinhaltet die beschriebenen sechs Musikstücke. Kauft man das Album als Downloadversion, gibt es ein siebtes Stück: „arp-en-ciel excerpts” - gute neun Minuten Ausschnitte zu einem Track zusammengesetzt, der bei Bandcamp auch als “Teaser” schon im Vorfeld zu hören war.

Ich muss sagen, das neue [‘ramp]-Album „arp-en-ciel“ ist wieder ganz großes Kino. Auf Stephen Parsick ist Verlass.

https://ramp1.bandcamp.com/

Andreas Pawlowski

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