Jon Jenkins - Flow (Remastered)

An der spannenden Grenze zwischen 1998 und 2025 verortet, greift Flow (Remastered) auf den expansiven Spiritualismus klassischer Ambient-Musik, die strukturelle Dichte progressiver Instrumental-Rockmusik und atemberaubender cineastischer Elektronik zurück. Das Album schafft so eine Klangwelt, die unverkennbar Jon Jenkins ist – ein Bekenntnis zu tiefgründigen, multidimensionalen Aufnahmen. Mit Hilfe der Ambient-E-Gitarrenklänge von Jeff Pearce, David Helpling und Howard Givens nutzt Jenkins meisterhaft die Metapher des Wassers, von der Quelle bis zum Meer und vom Anfang bis zum Ende, um über das Wesen der Existenz nachzudenken. Flow wurde von Spotted Peccary Music atemberaubend remastered und präsentiert sich nun erneut als ein Album, das sich gekonnt jeder einfachen Kategorisierung entzieht.

Die Reise beginnt mit „From The Spring“, mit einem sofortigen Eintauchen in eine höhlenartige Welt voller Echos. Es ist eine Urszene, voller Wind und Dunkelheit, die schnell einem unerwarteten Schock aus hellem Licht weicht. Diese Intensität geht nahtlos in „Into A World Of Wonder“ über. Das Keyboardspiel ist sehr gedankenvoll und filmisch und wird zu einem Tänzer, der die Musik zum unvermeidlichen Höhepunkt im Titeltrack führt. „Flow” ist der emotionale und strukturelle Höhepunkt. Der Track erreicht einen Zustand spektakulärer Kontinuität, synchronisiert seine beweglichen Teile zu einem einzigartigen, kraftvollen Ziel und hinterlässt beim Zuhörer ein Gefühl von berauschender, sonnendurchfluteter Dynamik.

Eine Lösung der Spannung markiert den Beginn von „Night Drifting Through Black Canyon“. Der langsame, schwingende Puls eines Unterwasserchors schafft eine echte, friedliche Mehrdeutigkeit. Befinden wir uns unter Wasser oder in der Wüste bei Nacht? Hören wir zu oder träumen wir? Sanfte Streicher und eine entfernte, atmende Nymphe navigieren durch eine Szene unter der Milchstraße. Dies führt zum faszinierenden strukturellen Zusammenbruch von „Cross Over”, wo eine sich aufbauende, sich wiederholende Melodie ihren Höhepunkt erreicht und dann unweigerlich zerbricht, wodurch eine plötzliche, nachhallende Leere entsteht. Das Tempo ist langsam, tief und schwankend und baut in seinem eigenen gleichmäßigen Rhythmus, einem langsamen Pulsfluss, an Kraft auf. Die Percussion ist evolutionär und zeichnet den Verlauf auf, während die Musik sich ins Geheimnisvolle steigert.

Das sechzehneinhalbminütige Meisterwerk „Part Of The Solution“ liefert den strukturellen Kern des Albums. Es beginnt mit fließenden Farbflächen und schwebenden langen Tönen, die Lösung wird als flüssige Weite im Raum präsentiert, die sich allmählich aufbaut, bis die pochenden Trommeln sich dem Klavier anschließen und Energie und ein helles, aufsteigendes Gefühl des Fliegens vermitteln.

Flow mag zwar aus dem Ambient-Boom der späten 90er Jahre hervorgegangen sein, doch sein ambitionierter Umfang und seine authentische emotionale Anziehungskraft verleihen ihm eine überraschende Zeitlosigkeit. Dieses Album etablierte Jenkins erstmals als einzigartige Stimme – eine Stimme, die nicht nur ihren eigenen musikalischen Raum entdeckt, sondern auch den Zuhörer überzeugend dazu einlädt, ihn sich zu eigen zu machen. Die Stärke des Albums liegt in seiner Fähigkeit, unsere Ohren durch weitläufige Klanglandschaften zu führen, die von komplexen, fesselnden Rhythmen angetrieben werden und dann in Momente ruhiger Selbstbesinnung übergehen.

Jon Jenkins' „Flow (Remastered)“ ist eine triumphale Verschmelzung von Klassik, Ambient und Weltmusik. Jenkins hat sich nicht nur seinen eigenen einzigartigen Platz im Bereich der Ambient-Elektronik erobert, sondern auch einen Stil geschaffen, der so unverwechselbar und emotional bewegend ist, dass er zu einer vollendeten, filmischen Welt wird, die jeden belohnt, der bereit ist, sich von seiner Liebe zum Hören in Jenkins' fantasievollem Universum verzaubern zu lassen.

TRACKS
1 From The Spring (Remastered) 4:26
2 Into A World Of Wonder (Remastered) 4:09
3 Flow (Remastered) 5:24
4 Night Drifting Through Black Canyon (Remastered) 4:50
5 Cross Over (Remastered) 4:28
6 The Power / Washed Away (Remastered) 9:02
7 Breathing In The Deep (Remastered) 10:55
8 A Word With The Vine (Remastered) 2:35
9 Blood And Water (Remastered) 5:39
10 Part Of The Solution (Remastered) 16:31
11 Ebb (Remastered) 5:25
12 Into A World Of Wonder (Remastered Single) 3:54

Quellen:
https://spottedpeccary.com/shop/flow-remastered/
https://spottedpeccary.com/artists/jon-jenkins/
https://thejonjenkins.bandcamp.com/album/flow-remastered
https://youtu.be/pXoAJo_5Rg0?si=YEXv8ZD08LJa4CWs
Into a World of Wonder (track 2 from Flow)

Eine Rezension von
Astral Jim

(Aus dem Englischen, Original siehe unten)

Standing at a compelling intersection of 1998 and 2025, Flow (Remastered) draws on the expansive spiritualism of classic ambient music, the textural density of progressive instrumental rock, and breathtaking cinematic electronics, creating a sound world that is recognizably Jon Jenkins—a commitment to deep, multi-dimensional recording. Jenkins, with the aid of ambient electric guitar work from Jeff Pearce, David Helpling, and Howard Givens, masterfully uses the metaphor of water—from spring to sea, from beginning to end—to ponder the very fabric of existence. Flow has been given a stunning remaster by Spotted Peccary Music, re-introducing an album that expertly defies easy categorization.

The journey begins with "From The Spring (Remastered)" (4:26), an instant immersion into a cavernous, echolocating world. It's a primal scene, full of wind and darkness that rapidly gives way to an unexpected shock of bright light. This intensity transitions smoothly into "Into A World Of Wonder (Remastered)" (4:09). The keyboard work is highly speculative and cinematic, becoming a dancer leading the music toward the inevitable culmination in the title track. "Flow (Remastered)" (5:24) is the emotional and structural peak. The track achieves a state of spectacular blending continuity, synchronizing its moving parts towards a singular, powerful goal, leaving the listener with a feeling of exhilarating, sunlit momentum.

A release of tension marks the start of "Night Drifting Through Black Canyon (Remastered)" (4:50). It has the slow, swaying pulse of an underwater choir, establishing a genuine, peaceful ambiguity. Are we underwater or in the desert at night? Are we listening, or are we dreaming? Cautious strings and a distant, breathing naiad navigate a scene under the Milky Way. This leads to the fascinating structural collapse of “Cross Over (Remastered),” where a building, repeating melody climaxes and then inevitably breaks, leaving a sudden, reverberating void. The pace is slow, deep, and swaying, building strength in its own steady rhythm, a slow-pulse flow. The percussion is evolutionary, charting the course as the music rises with mystery.

The sixteen and a half minute masterwork, "Part Of The Solution (Remastered)" (16:31), delivers the core structural payoff. It begins as flowing sheets of color and suspended long tones, the solution is presented as liquid expansiveness in space, gradually building until the pounding drum joins the piano to bring energy and a bright, rising sense of flight.

Flow (Remastered) may have been born of the late '90s ambient boom, but its ambitious scope and genuine emotional pull give it a surprising timelessness. This album first established Jenkins as a unique voice—one who not only discovers his own musical space but convincingly invites the listener to make it theirs as well. The album's strength lies in its ability to lead our ears through sweeping sonic vistas driven by intricate, compelling rhythms, which then recede into moments of serene introspection.

Jon Jenkin’s Flow (Remastered) is a triumphant convergence of classical, ambient, and world music. Jenkins has not only carved out his own unique space in the Ambient Electronic realm but has created a style so distinctive and emotionally resonant that it becomes a fully realized, cinematic world that rewards anyone willing to become enchanted by their love of listening into Jenkins’ imaginative universe.

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.