Gleich als Doppel-CD kommt Bertrand Loreaus neues Album daher, und stattliche vierzig Tracks sind auf diesen beiden Scheiben versammelt. Das ist eine ungewöhnliche Zahl, kannte man Bertrand Loreau doch bisher eher als Vertreter der Berliner Schule mit wenigen langen Tracks. Auf "Finally" zeigt er sich von einer anderen Seite, hier ist eine Reihe melodisch-warmer Titel versammelt, die in den letzten Jahrzehnten seines musikalischen Schaffens entstanden sind. Teilweise sind diese schon an anderer Stelle veröffentlicht worden, teilweise erblicken sie auf diesem Album zum ersten Mal das Licht der Öffentlichkeit.
Wer ein kunterbuntes Sammelsurium von Einzel-Tracks oder gar Stückwerk befürchtet, wird aber angenehm überrascht. Die Zusammenstellung ist gelungen, die einzelnen Titel passen so gut zusammen, dass dieses Album wie aus einem Guss wirkt. Das künstlerisch gestaltete Cover, das eine Mischung akustischer und elektronische Instrumente zeigt, passt zur dieser liebevollen Gestaltung - es würde sich auch sehr gut als Bildschirm-Hintergrund für den Musikfreund machen.
Für mich ist "Finally" ein Album, um sich dabei mit einem guten Buch im Sessel zurückzulehnen oder einfach nur abzuschalten. Freunde harmonisch-warmer Musik mit einer nicht zu überhörenden Prise klassischer Elemente werden daran ihre Freude haben. Wer bisher in erster Linie den "Berliner Bertrand" gekannt und geschätzt hat, sollte vielleicht erst einmal probe hören, ob man sich auch mit dieser Seite von Bertrand Loreaus Schaffen anfreunden kann.
Bezug: Spheric Music
Alfred Arnold
				
Als ich die ersten Klänge dieses Albums hörte, musste ich mir erst einmal die Ohren reiben. Tatsächlich handelt es sich nicht um ein Album von Kraftwerk, die sich der populären Musik zugewandt haben. Sondern es ist das brandneue Album von Orchestral Manoeuvres in the Dark, oder kurz OMD. Mit The Punishment of Luxury erscheint am 1. September ihre dreizehnte Scheibe. Die beiden Bandgründer Andy McCluskey und Paul David Humphreys sind Kraftwerk-Fans der ersten Stunde. Und dem neuen Album hört man dies durchweg an.
Eine oft zu hörende Kritik in der traditionellen elektronischen Musik ist, dass es sich bei neueren Werken ja nur um nachgemachte Musik handelt. Mit Touch The Sky von Rudolf Heimann jedoch liegt ein Original aus 1992 vor, das für die Wiederveröffentlichung neu gemastert und mit zwei Bonus-Tracks versehen ist. Natürlich merkt man der Musik ihr Alter an. Die Sounds klingen teilweise recht angestaubt, wurden durch das neue Mastering von EROC klanglich jedoch hervorragend aufbereitet, so dass die Stücke glasklar und aufgeräumt rüber kommen. Kompositorisch ist das Album somit auch in Gänze genießbar, ohne Kratzer oder Drops. Jedes Stück ist ein kleines Juwel, mit harmonischen und ansprechenden Melodiebögen. In der Beschreibung zum Album ist von Alan Parsons Projekt und Mike Oldfield die Rede. Tatsächlich kann man zumindest be Skywalker und View From A Hill dem Gitarrenspiel eine große Nähe zu Oldfield wahrnehmen. Insgesamt höre ich jedoch an vielen Stellen klangliche Referenzen an Tangerine Dream heraus, die der Melrose Ära zugeordnet werden könnten.
Als o.g. Longplayer die Redaktion erreichte, ergab sich glücklicherweise gleich eine längere CD-Begleitende Autofahrt die als Grundlage für diese Rezension herhalten würde. Torsten Sudler-Mainz, Mastermaind der Bandcombo offeriert die ganze Bandbreite der elektronische Genrezunft und vermengt in den 9 Tracks sowohl Pink Floydeske als auch Scoreelemente a la Vangelis. Immer wieder werden die Stücke von Sängerin Ann Karen Mainz mystisch mit seichten Gesangsphrasen ergänzt. Daraus entsteht eine gute Mischung aus Stilmittel und Spannungselement, auch wenn wir uns an einigen Stellen etwas mehr Variationen gewünscht hätten. Dennoch ist das Album geprägt voller guter Ideen und seiner professonellen Beteiligten. Nur das Artwork will nicht so recht "zünden", scheint doch die gewollte Zeichnnung irgendwie als unscharfes Foto durchgehen zu wollen. Man muss halt genauer hinsehen, genauso wie man auch genauer hinhören sollte, um die Geschichte des Albums zu verstehen.
Gut Ding will Weile haben - das haben sich Steve Baltes und Stefan Erbe wohl für ihr zweites Album "Electric Garden" gedacht.  Das war vielleicht auch gar nicht verkehrt, sind die Erwartungen nach dem Erstling "s-thetic²" doch alles andere als niedrig.