Es geschieht nicht mehr allzu häufig, dass mich ein neues Album in physischer Form als Silberling erreicht. Sinkende Auflagen, praktischere Handhabung und ein genereller Technikwechsel sorgen auch in 'unserer EM-Szene' für einen langsamen, aber seit Jahren bestehenden Trend weg von der CD als Tonträger.
Ein Musiker, der in dieser Hinsicht gegen den Strom schwimmt, und der durch den ausschließlich physischen Vertrieb seinen Werken eine besondere Wertigkeit gibt, ist Bernd-Michael Land. Sein 2025er-Album, das ich vor wenigen Tagen (an Bernds Geburtstag!) erfreut in meinem Briefkasten vorfand, hört auf den Namen "Schwer | Metall". Auf eine allzu wörtliche Auslegung des Titels hat Bernd bei der Verpackung verzichtet, hier hat Standard-Porto gereicht. Gegenüber anderen CD-Releases erhöhtes Gewicht erklärt sich - wie immer bei Bernd - vor allem durch das dicke Booklet, dass das Fassungsvermögen eines Jewel-Cases voll ausnutzt.
Aber zum Inhalt: Bernd setzt dieses Mal das Thema 'Metalle' in Klänge um, und er schreibt im Begleittext, dass dieses Projekt - auch durch seinen eigenen handwerklichen Umgang mit Metallen - ihm eine Herzensangelegenheit war. Das kann man durchaus heraus hören: Auf "Schwer | Metall" zeigt Bernd sich weniger von der experimentellen, denn von seiner atmosphärischen und sphärischen Seite. Mir sind beim Hören mehr als einmal Erinnerungen an die "Transmitter 594 kHz" gekommen.
Natürlich hat jedes Metall seinen eigenen Charakter, und der wird in den Titeln mal mehr, mal weniger offensichtlich herüber gebracht. Mein persönlicher Tipp: Nicht in die Titelliste schauen und selber versuchen zu erraten, welches Metall gemeint ist. Wenn der Hammer auf den Amboss herunter saust, ist das noch einfach, und auch bei einer Glocke weiß man, woraus Bronze zum größten Teil besteht. Aber zum Beispiel bei Quecksilber kommt erst nach der Auflösung der 'Aha-Effekt', wie der fluiden Natur dieses Metalls nachgespürt wird.
Um dieses Projekt zu realisieren, hat Bernd sich noch etwas Hilfe dazu geholt: Tommy Betzler am Gong, und die Glockenschläge stammen vom Kasseler Künstler Udo P. Leis. Sie fügen sich mit ihren Beiträgen ins Gesamtkonzept ein: Niemals hat man das Gefühl, dass das eine das andere dominieren würde.
Beim Lesen des Begleittextes merkt man, wie wichtig Bernd-Michael Land dieses Projekt war. Und dann darf man die Idee auch gerne einmal etwas länger mit sich herum tragen - so wie eine Glocke in ihrer Form auskühlen muss, bis man sie daraus befreien kann. Bei "Schwer | Metall" ist der Guss auf jeden Fall gelungen!
Alfred Arnold