Das Uwe Reckzeh bei vielen EM-Jüngern sehr beliebt ist, sollte sich nun bis in jeden Ecke der Republik herumgesprochen haben, liefert er doch in regelmäßigen Abständen Alben ab, für die wir in den 80ern noch hunderte Beschaffungs-Kilometer zurückgelegt hätten, denn auch das neueste Produkt "kontinuiert" Reckzehs virtuelle Gedanken derart erstklassig im TD-Retrosound, sodass es aber auch Niemanden geben wird, der Mangelware an dieser Nostalgie-Fortführung beklagen kann. Der Ostwestfale wäre sicher ein ganz heißer Kandidat für einen freiwerdenden Band-Posten gewesen, hätte man im Stile Logos, White Eagle und so weiter, neue Noten erzeugen wollen. Aber wenn juckts ob auf dem Cover TD oder Reckzeh steht, hauptsache es sequenzt ordentlich. Und das tuts wie immer gewaltig!
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Stefan Erbe
Es ist doch schön, wie Elektronikmusiker einen immer wieder überraschen können. In diesem Fall ist es Wolfgang Barkowski alias Alien Nature. Eine neue Alien-Nature-CD ist jedes Mal wie eine Wundertüte – man weiß nie, was einen erwartet. Bei Wolfgang bin ich mir allerdings auch relativ sicher, nicht unangenehm überrascht zu werden.
Mit einem auffallend ungewöhnlichen Cover versehen ist auf dem SynGate-Label das neue Album mit dem Titel „Who Goes There?“ erschienen. Das Bild zeigt ein wespenähnliches Insekt, das ein Raumschiff gepackt hat, wobei nicht klar ist, welches der beiden Objekte in natürlicher Größe abgebildet ist, und ob die Wespe das Raumschiff gefangen hat oder sich davon ziehen lässt... Wie auch immer, Thema dieses Albums ist die Science-Fiction-Literatur, für die Wolfgang Barkowski ein Faible hat. Sein Künstlername kommt ja auch nicht von ungefähr.
Die CD „Who Goes There?” beginnt mit Atemgeräuschen und Ambient-Atmosphäre. Nach gut drei Minuten auf der „Mind Bridge“ gibt es einen Schwenk, Schlagzeug setzt ein, und der Sound, den Wolfgang mit seinen Synthesizern kreiert, erinnert mich an TMA & Friends. Zu diesen Freunden gehört Wolfgang ja schließlich schon sehr lange, daher ist der Eindruck vielleicht gar nicht so abwegig.
Ja, Sie haben richtig gehört! Sollte Ihnen der erste Track dieser "SolarPhaserigen" Zeitreise irgendwie bekannt vorkommen, dann irrt der musikalische Sachverstand des Zuhörenden in diesem Fall nicht, denn nicht nur der Opener, des Trios um Matthias Rethmann intoniert mit Grund-Melodien diverser All-Time-Klassiker. Jacksons "Billy Jean" zum Beispiel, eröffnet die Produktion in einer ungewöhnlichen Club-Chill-Lounge Verpackung und spannend und bisher ungehört, folgen weitere Charteroberer der letzten Jahrzehnte. Im Ursprung sind sie zumeist aus der "Hochzeit" der 80er, in variablen Entspannt-Variationen rekonstruiert und rekomponiert , die den Konsumenten zumeist in eine Art des entschleunigten Identifizierens versetzen (Vorausgesetzt man ignoriert das Booklet vor dem ersten Hören). Wir wollen das sonnige Quiz nicht mit vorgezogenen "Lösungen" ruinieren und verheimlichen deshalb die Angabe der weiteren Hits, die sich erstaunlich gut als Chill-Out Basis eignen. Aber neben dem, finden sich auch eine Handvoll eigener Tracks die das Trio produziert hat und dem Redakteur ausnahmslos gefallen. Hier erkennt man die eigentliche Handschrift der drei Reisenden, von der es ruhig noch etwas mehr gedurft hätte. Vielleicht ist es ja aber auch der geschickte kleine Appetizer, der uns auf das nächste Album verweist, auf dem nur noch die Phasen der eigenen Reisen zu geniessen sind, die das Trio in die Zukunft führt. 
