Harald Gramberg und Gerrit Vos haben es geschafft: Das "Dutch Electronic Masters" Festival geht in diesem Jahr in die vierte Runde und hat sich seinen Platz erobert. Das gilt nicht nur für den Platz im EM-Terminkalender, sondern auch für die Location: Das t'Tejaterke in Best war eine Empfehlung von Ron Boots, und es hat genau die richtige Größe für diese Veranstaltung. Wer regelmäßig zum E-Day oder zu E-Live kommt, der kennt auch schon den Weg: Auf die Autobahn Richtung Eindhoven, und wenn man aus alter Gewohnheit in Oirschot abgefahren ist...dann fährt man einfach wieder in anderer Richtung auf und eine Ausfahrt bis nach Best zurück. Selbiges ist den Verfasser dieser Zeilen auch schon einmal passiert...
Das t'Tejaterke liegt am Rande eines Wohngebietes. Die wenigen Parkplätze direkt am Gebäude lässt man am besten für die Musiker und anderen Aktiven frei, von der Querstraße sind es ebenfalls nur ein paar Schritte bis zum Eingang. Auch wenn es eine Tageskasse für kurz Entschlossene gibt, sollte man sein Ticket wenn irgend möglich im voraus erworben haben. Hier in Best wie auch andernorts gilt: Je besser der Vorverkauf läuft, desto mehr Planungssicherheit haben die Veranstalter. Die Absage eines Festivals
wegen schlechten Vorverkaufs, wie vor wenigen Wochen in Bocholt, sollte sich nicht wiederholen!
Das t'Tejaterke hat zwar eine eigene Webseite mit Kartenvorverkauf, die dort angebotenen Bezahlwege setzen aber ein niederländisches oder belgisches Bankkonto voraus. Für Besucher aus anderen Ländern hatte Harald eine eigene Reservierungsseite auf EM-Podium.de aufgesetzt. Bezahlen konnte man dort entweder im voraus per Überweisung, oder man tauscht - so wie ich jetzt - das reservierte Ticket vor Ort gegen 25 Euronen ein.
Die nächste Station nach der Kasse sind zwei Kisten mit CDs, die Ron Boots gleich daneben abgestellt hat: Er kauft des öfteren CD-Sammlungen an, und die sind nicht immer nur 'rein elektronisch'. Was nicht in das Sortiment seines Groove-Shops passt, landet dann hier zur freien Bedienung. Und viele EM-Fans hören ja auch gerne einmal andere Musik!
Der kleine Zeiger auf der Uhr hat gerade die Eins überschritten, und bis zum ersten Konzert ist es noch eine knappe Stunde, also geht der Weg statt in den Saal ins Foyer. Groove, Deserted Island Music und einige der heute auftretenden Musiker haben hier ihre CD-Stände aufgebaut. Auch wenn ich in letzter Zeit nur noch selten Alben in physischer Form erwerbe: Ein Blick auf die Neu-Veröffentlichungen liefert wichtigen Input für die Download-Einkaufsliste, und hier berät der Chef oder die Chefin des Labels auch gerne persönlich.
Alleine mit dem Sichten dieses Angebots könnte man bequem die Zeit bis zum ersten Konzert verbringen, aber es treffen auch nach und nach weitere Bekannte als Gesprächspartner ein. Am Ende des Tages werden es übrigens gute 80 Besucher sein. Das ist natürlich weniger als in Oirschot, für ein solches Event aber eine sehr respektable Zahl. Insgesamt böten die Sitzreihen des t'Tejaterke etwa doppelt so vielen Besuchern einen Platz. Der Vorteil davon, das sie heute nur halb genutzt sind: Die Platznummern auf den Tickets darf man als unverbindliche Empfehlung betrachten.
So kann Gerrit die Besucher in entspannter Atmosphäre begrüßen und den ersten Act des Tages ankündigen. "A73" ist ein Projekt, das mir bisher noch nicht geläufig war, und hinter dem sich Roel Janssen sowie Domien Paul Bastiaans verbergen. Wer bei dem Projekt-Namen an Schnellstraßen denkt, liegt genau richtig: Die A73 verläuft grob von Nijmegen bis Maasbracht im Südosten der Niederlande und ist eine der dortigen Verkehrs-Lebensadern. Und so wie der Verkehr auf einer Autobahn fließt und pulsiert, so steigt Roel - vorerst solo - auch ein: Rhythmisch und eher moderner Elektronik zugeneigt. Auch sein Werkzeug ist aktuell: Eine Keyboard-Burg sucht man vergeblich, ihm reicht das Notebook plus einige wenige Controller, um die Software darauf zu bedienen. Das ergibt aus Sicht des Zuschauers eine etwas reduzierte 'Live-Erfahrung', aber das entscheidende ist ja, was am Ende aus den Lautsprechern kommt. Und wir lernen schnell, dass Roel auch anders kann: So wie auf einer Autobahn der Verkehr auch einmal - unfreiwillig - ausgebremst werden kann, so wechselt er im dritten Track vom Rhythmus auf Flächen. Die bleiben allerdings nicht lange alleine, denn nun kommen Gitarre und Drums hinzu und aus dem Solo wird ein Trio. Mit 'klassischer Elektronik' a la Berliner Schule hat das weniger zu tun, es wirkt eher wie eine elektronische ProgRock-Session, auf der einfach einmal geschaut wird, wohin sich die Sache entwickelt. Es ist quasi eine Fahrt ins Blaue, und auf diese Weise gar nicht so weit von dem entfernt, was TD & Co. ganz zu Anfang der 70er-Jahre gemacht haben. So sprunghaft wie auf "Electronic Meditation" wechseln sich hier auch Solo-Parts mit gemeinsamen Passagen ab. Langweilig wird es dabei nicht, und man könnte auch wieder die Parallele zu einer belebten Autobahn ziehen, wo sich die Hektik der Rush-Hour und die Ruhe in der Nacht abwechseln.
Wer gehofft hatte, den Tag in Best mit gefälligen Sequenzen beginnen zu können, der wird bei "A73" nicht so ganz auf seine Kosten gekommen sein. Man sollte den Machern dieses Festivals aber Respekt dafür zollen, dass sie so einen nicht ganz so leicht 'verdaulichen' Act gleich zu Beginn des Tages auf die Bühne bringen. Und die Pausen zwischen den Konzerten sind reichlich bemessen: Eine ganze Stunde kann man sich über das eben gehörte austauschen.
In diese erste davon fällt auch die erste Session des 'Pausen-Acts': Ansgar Stock ist zwar kein Niederländer, aber um den Nachwuchs zu fördern, darf die gedachte Landesgrenze für heute auch einmal bis nach Osnabrück verschoben werden. Denkt man zu seinem ersten Auftritt in einer Ahlener Scheune zurück, dann ist die Entwicklung schon bemerkenswert. Anders als sein Vater tendiert Ansgar eher zur 'klassischen' Berliner Schule mit Sequenzen, und in diesem ersten Pausen-Set beweist er, dass er einen Titel von fünfzehn bis zwanzig Minuten mittlerweile so gestalten kann, das er nicht langweilig wird. Auch im Vergleich zum Auftritt Ende letzten Jahres sehe und höre ich noch einmal eine deutliche Entwicklung. Da macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil in der abendlichen Pause!
Nicht lange nachdem die letzten Sounds verklungen sind, ist es auch schon wieder Zeit, vom Foyer zurück in den Saal zu gehen. Arjen Schat kommt aus Arnheim, und offenbart im 'Einstiegs-Interview' mit Gerrit diverse wohl bekannte Namen als Vorbilder. Aber die sind in den meisten Fällen ja nur der Aufhänger für einen eigenen musikalischen Weg, und so dürfen wir gespannt sein, wohin Arjen der seine geführt hat. Es ist ein gänzlich anderer als beim ersten Act des Tages, aber die Resultate sind nicht minder beeindruckend. Wurden wir bei "A73" in die Betriebsamkeit und Hektik einer Autobahn versetzt, so steigt Arjen ganz vorsichtig und leise ein. Vor meinen geistigen Augen habe ich eine nächtliche Szene, vielleicht die letzten Minuten bevor man in das Reich hoffentlich angenehmer Träume hinüber gleitet. Angenehm und fließend ist auch, wie er die Sequenzen zum Einsatz bringt. Was Arjen hier präsentiert, ist Berliner Schule in ihrer schönsten und rundsten Form. Die Sequenzen sind vielschichtig und perlend, und das Ergebnis ist wunderbar homogen. Auch wenn es zwischen den einzelnen Tracks kurze Pausen gibt, die Übergänge sind nie abrupt. So werden die Sequenzen im dritten Titel ein wenig dunkler und zurückhaltender, um danach wieder aufzudrehen.
In Arjens Klänge lässt sich so schön eintauchen, dass man als Zuhörer aufpassen muss, nicht in Morpheus' Armen zu versinken. Auch Arjen wird von seiner eigenen Musik hinfort getragen: Ein Blick auf die Uhr verrät, dass die für sein Konzert geplante Zeit ausgeschöpft ist. Gerrit zeigt sich in seinen abschließenden Worten begeistert, und damit ist er nicht alleine. Arjen habe ich heute zum ersten Mal live gehört, und es ist für mich die positive Überraschung des Tages. In der nun folgenden großen Pause wird er mehr als einmal gefragt werden, wo man das eben gehörte in Albenform erwerben kann.
Für viele ist die große Pause die Gelegenheit, sich in der Umgebung des t'Tejaterke nach einem Abendessen umzuschauen. An dessen Theke sind nur Getränke und kleinere Knabbereien zu haben, die Küche bleibt heute kalt. Wer sich vor Ort nicht auskennt, kann aber von Ron Tipps für umliegende Restaurants bekommen. Ron selber gehört zu den Aktiven des Tages und darf sich am aufgebauten Buffet stärken. Dieses Mal steht er wohl nicht auf der Bühne, sondern sitzt am Mischpult und sorgt für den guten Ton im Saal. An seinen 'Spontanauftritt' mit Frank Dorittke im letzten Jahr denke ich aber noch gerne zurück, ebenso an sein 2023er-Solokonzert hier in Best.
Die große Pause dauert knapp zwei Stunden, und als die sich dem Ende zuneigen, dürfen wir uns auf den Auftritt eines Niederländers freuen, der seine Meisterschaft auf der Bühne schon diverse Male unter Beweis gestellt hat: Ricardo Verschut tritt als "Tectonia" auf und und ist für mich eine der großen Entdeckungen der letzten beiden Jahre. Sein Modularsystem hat hohen Wiedererkennungswert, genauso seine Art und Weise, es zu bedienen. Er ergänzt es neuerdings aber auch mit ein oder zwei Keyboard-Synthies, und lässt melodische Elemente in seine Musik einfließen. Das gemeinsame "Usquam Ventus" mit Skoulaman vor wenigen Wochen war ein Beispiel dafür.
Auch heute ist das Modularsystem erweitert worden. Das Thema des Auftritts sind aber nicht die irdischen Winde, es wird ins Weltall gehen. Der heutige Tag ist der Release-Tag
von Tectonias neuem Album "Luna (The Moon)", das für Freunde physischer Tonträger auch wieder auf CD erhältlich ist. Stolz hält er ein Exemplar während Gerrits einführender Worte hoch, und zwei Titel aus diesem Album sollen heute auch live gespielt werden.
Der Mond und die erste Landung von Menschen darauf sind ein für Elektronik-Musiker alles andere als neues Thema. Ricardo hat es zum Anlass genommen, seinem bekannten, von Modular-Sounds dominierten Stil ein wenig zu erweitern: Lediglich einige wenige Funksprüche am Anfang vermelden ein "Ready for Take-Off", dann gehen Sequenzen, Rhythmus und Melodie eine für ihn neue, aber sehr gelungene Mischung ein. Der Einstieg ist flott und beinahe tanzbar, und ein ruhiges Zwischenspiel gibt uns eine Verschnaufpause, bevor er die zweite Stufe zündet. Im zweiten Track kommt eine Basslinie hinzu, die perfekt zum Rest passt.
Titel Nummer drei fängt still und besinnlich an. Das gibt Raum für Chöre und eine nachgerade zauberhafte Stimmung. In die hinein deutet Ricardo mit dem Zeigefinger nach oben: Eine Anweisung an die Lichtregie, das Saallicht soweit als möglich zu dimmen. Zusammen mit dem Bühnennebel kommt jetzt der Laser zur vollen Geltung. Ricardo wird von dessen Strahlen beinahe eingehüllt, und als auch die Sounds an einen großen Franzosen erinnern, ist die Assoziation mit Jean-Michel Jarres Laserharfe komplett. Ricardo lässt sich von der Stimmung mittragen und fordert zum Mitklatschen auf. Was für ein geniales Finale eines gelungenen Premieren-Konzerts! Ricardos neues Album landet natürlich direkt auf der 'Kaufliste', wenn auch bei mir nur virtuell als Download bei Bandcamp. Die Konditionen auf dieser Plattform sind ja so, dass der Musiker an einem Download ähnlich viel verdient wie an einem physischen Album, ganz im Gegensatz zu den Streaming-Plattformen.
Man könnte meinen, dieses Konzert hat auch Ansgar Stock beflügelt, der in der folgenden Pause sein zweites Set spielt. Es ist ähnlich lang wie das erste, und legt qualitativ auf das erste noch einen drauf: Spacig, rhythmisch und flott ist Ansgar auf dem Weg zu seinem eigenen Stil. Für dieses Jahr stehen noch ein oder zwei Termine an, wo Ansgar nicht nur als Pausen-Act auftritt. Falls die Entwicklung in ähnlich großen Schritten weiter geht, dann darf man auf die nähere Zukunft sehr gespannt sein.
Was uns beim nächsten Act im Saal erwartet, das weiß man im Gegensatz dazu recht genau. Die Elektronische Maschine ist seit einigen Jahren eine Bank, wenn es um druckvolle EM geht, die ihre Ursprünge im Düsseldorf der 70er Jahre nicht verleugnet, aber so modern und frisch wirkt, dass das Quartett um Richard de Boer auch regelmäßig für Events gebucht wird, deren Besucher mit dem Begriff "Berliner Schule" kaum noch etwas anfangen können dürften.
Gerrit darf sich direkt entspannt zurück lehnen, denn für das vierte Konzert des Tages im Saal hat Ron Boots seinen Platz hinter dem Mischpult kurz verlassen und macht die Einleitung. Viele Worte sind aber gar nicht vonnöten, insbesondere wenn man regelmäßiger Besucher des Dutch Masters ist: Dies ist bereits das dritte von vieren, bei dem die Elektronische Maschine mit von der Partie ist. Man könnte alleine anhand dieser Auftritte nachvollziehen, wie sich der Mix aus Bühnenshow und Musik in den letzten Jahren weiter entwickelt hat. Aber wie bereits erwähnt, die Elektronische Maschine spielt auch an vielen anderen Orten live, und von solchen Auftritten in letzter Zeit erzählt Ron, und wie begeistert er davon war.
Auch heute wieder findet sich zwischen den Setups von Richard, Sonja, Wilco und Michael ein Pärchen Congas, an denen Dirk Nusink den perkussiven Anteil der Stücke noch verstärken wird. Was bei jedem Auftritt spannend bleibt, ist deren Auswahl. Auch wenn man nur die bekannteren Titel aller Alben zusammen nimmt, landet man bei mehr als der knappen Stunde, die für den heutigen Auftritt in Best eingeplant ist. Lassen wir uns also überraschen, in welcher Form der Spannungsbogen heute seinen Weg nehmen wird:
Den Einstieg macht "Electro Feelings", ein Titel vom Anfang des Jahrtausends, dem man seine Wurzeln bei Kraftwerk noch deutlicher anmerkt, und mehr in Richtung klassischer EM tendiert als die Titel vom aktuellen Album "Life goes On". Doch die Art und Weise, wie er präsentiert wird, unterstreicht, welche Botschaft von der Bühne ausgeht: Kraft, Energie, und Aktivität. Wenn Sonja oder Wilco ihre Drums bearbeiten, Michael zwischen dem Keyboard-Spiel Posen einnimmt, die in ihrer Ausdrucksstärke an einen erregten Klaus Kinski erinnern, dann sucht das seinesgleichen. Auch Richard hat in den letzten Jahren seinen Anteil an dieser Show deutlich ausgebaut: Wirkte er früher die meiste Zeit eher im Hintergrund und behielt die Fäden in der Hand, so ist er mittlerweile fast genauso aktiv wie Michael, und liefert sich mit ihm in "Elec-Tek" ein regelrechtes Keyboard-Duell.
Unbestrittener Höhepunkt eines jeden Konzerts der Elektronischen Maschine ist für mich aber "The Art of Percussion", in dem alle vier in einer perfekt eingeübten Choreographie als 'menschliche Drum-Roboter' agieren. Dann noch einmal das Thema "Energie" in "Kampfmaschine", und wir haben uns alle eine kurze Verschnaufpause verdient. "Intermezzo" vom aktuellen Album, ein Titel gänzlich ohne Drums, erlaubt uns kurz Luft zu holen, bevor dessen Titelstück "Life Goes On" die zweite Hälfte des heutigen Sets eröffnet. In dem geht es genauso druckvoll weiter, und es ist alleine schon erstaunlich, was für eine physische Kondition hier unter Beweis gestellt wird.
Fast auch schon eine Tradition: "Tanzen mit Computer" beschließt die zweite Hälfte und den heutigen Auftritt. Ähnlich wie beim Einsteiger geht er hier nicht ganz so aggressiv zur Sache, und wir haben eine Chance, ohne harten Schnitt wieder auf 'Normaltempo' herunter zu kommen. Im heutigen Konzert hat die Elektronische vielleicht wenig Neues gezeigt, aber sie hat bewiesen, dass man sich jederzeit auf sie verlassen kann. Während alle fünf ihre abschließende Verbeugung machen, übernimmt Gerrit die Abmoderation. Der Zeitplan sieht dieses Mal nur eine kurze Pause vor, zehn Minuten sind eigentlich eingeplant.
Damit der folgende, letzte Act des Tages diese Zeit optimal nutzen kann, wird trotzdem darum gebeten, den Saal zu verlassen, und sich die Zeit im Foyer oder an der frischen Luft zu vertreiben. Es ist Spätsommer und angenehm frisch um diese Zeit, den Kopf etwas 'durchzulüften', ist also gar keine falsche Idee. Von der Schallwelle her kenne ich das aber: Aus auf zehn Minuten geplanten Pausen wird meistens deutlich mehr. Umbau und Soundcheck dauern doch ein wenig länger als gedacht, und bis alle Besucher wieder ihre Plätze eingenommen haben, vergehen weitere Minuten. Die Ausweitung der Pause hat aber auch ihr gutes: Die Setups der vorigen Konzerte sind alle abgebaut, der finale Act des Tages hat die Bühne ganz für sich. Bei dem handelt es sich um "La Lune Noire", eine Band, die eigentlich schon im letzten Jahr hier in Best spielen sollte. Krankheitsbedingt musste das aber um ein Jahr verschoben werden, und so darf das Quartett aus Victor Verzijl, Sven Vogelezang, Eddie Meulmeester und Paul Kusters die 2025er-Ausgabe des Dutch Masters beschließen und abrunden.
Auch hier baut Gerrit in seine Einführung ein kleines Interview zur Geschichte der Band ein. "La Lune Noire" hat seine musikalischen Wurzeln in den 80er-Jahren, bei Synth-Pop und Wave, wofür Namen wie Depeche Mode, Gary Numan und die frühen Simple Minds stehen. Victor erzählt in dem Kurz-Interview, dass er einige Keyboards aus der damaligen Zeit heute wieder gesehen hat, und wie er sich freut, dass sie heute noch genutzt werden. Und noch eine andere Verbindung hat er heute gefunden: Wie Michael von der Elektronischen Maschine im vorigen Konzert agiert hat, das hat ihm besonders gefallen.
Wie wir im folgenden sehen werden, ist Victors Performance auf der Bühne nicht minder ausdrucksstark. Es ist gut, dass man sich die Zeit genommen hat, die ganze Bühne freizuräumen, denn den 'Auslauf' braucht Victor auch, während er die Songs performt. Mit der Diskographie von "La Lune Noire" kenne ich mich bisher nicht aus, und so lasse ich einfach die Gesamt-Performance auf mich wirken.
Die Musik ist so, wie man es bei den Vorbildern erwartet: Druckvoll, Gitarren- und Keyboard-lastig und mit den kurzen Songs immer auf den Punkt. Wie auch schon beim Einsteiger des Tages kommen Fans der Berliner Schule nicht wirklich auf ihre Kosten. Aber die EM ist ja ein weites Feld, und viele EM-Fans haben wie ich ihren 'elektronischen Einstieg' in den 80er-Jahren gefunden, und darüber dann die geistigen Mitväter aus den 70ern entdeckt. Es ist ein symbolischer Brückenschlag, als Victor dem in der ersten Reihe sitzenden Michael Malais die Hand reicht.
Und so findet auch "La Lune Noire" Gefallen beim Publikum des heutigen Tages - so viel, dass eine Zugabe gefordert und gewährt wird. In die von diesem energetischen Auftritt noch aufgeladene Atmosphäre hinein kann Gerrit seine abschließenden Danksagungen richten: Dank gilt den heute aufgetretenen Musikern, dem ganzen Team von t'Tejaterke, verstärkt um Ron Boots am Mischpult, und - last but not least - dem Publikum, das seinen Weg nach Best in einer Zahl gefunden hat, die dieses Event erst möglich gemacht hat. Das "Dutch Masters" hat - wie bereits eingangs geschrieben - sich seinen Platz im Kalender erobert, und es wird eine Neuauflage im nächsten Jahr geben. So wie es aussieht, am gleichen Ort, und zu ähnlicher Jahreszeit. Genaues Datum und die Acts stehen (natürlich) noch nicht fest. Ich bin aber sicher, Harald und Gerrit werden wieder ein ähnlich gutes Händchen bei der Auswahl haben, wenn es heißt: "Dutch Electronic Masters 2026", im t'Tejaterke in Best!
Alfred Arnold