
Für Dave Pearson, der als "Computerchemist" firmiert, ist "The Fort" eine Premiere, nämlich sein erster Film-Soundtrack. Auf CD veröffentlicht, sind Film-Soundtracks ein bisweilen schwer zu handhabendes Material, weil sie passend für die Szenen eines Films komponiert werden. Allzu oft hat man es in der Vergangenheit erlebt, dass die Musik-Schnipsel so, wie sie sind, auf eine CD gepresst werden und ohne die begleitenden Bilder Funktion und Sinn verlieren. In diese Falle ist man bei "The Fort" erfreulicherweise schon einmal nicht gelaufen: Gerade einmal sechs Tracks füllen die Spieldauer einer CD nahezu komplett aus, und können auch ohne begleitendes Bilder bestehen.
In "The Fort" muss sich eine versprengte Gruppe von Soldaten in einer alten Festung verschanzen und einrichten. Aber auch in dieser Refugium lässt sich die Realität eines Krieges nicht verdrängen. Eröffnet wird "The Fort" von einem melodisch-rhythmischen Track, der mit seinen Gitarren-Parts den rockigen Touch mitbringt, den man schon von einigen Studioalben von Dave kennt. Danach wird es aber extrem atmosphärisch: Über weite Strecken hört man nur noch den Wind, der um das Fort weht, nur kurz unterbrochen von Passagen, die etwas mehr 'Action' andeuten. Das lässt viel Raum für eigene Vorstellungen, was in diesem Teil des Films in und in dem Fort vor sich geht.
"The Fort" sollte eigentlich im Mai 2020 Kino-Premiere haben, diese ist aber wie bei vielen andere Filmen Opfer der Corona-Pandemie geworden. Einstweilen muss das eigene "Kopfkino" als Bühne für diesen Soundtrack herhalten. Und was das gute dabei ist: auf dieser Bühne muss nicht unbedingt ein Kriegsszenario der Hintergrund sein. Situationen, in denen Stille und Abgeschiedenheit Raum zur Selbstreflexion geben, gibt es überall, und der Soundtrack zu "The Fort" funktioniert auch, wenn man sich den Wind in den eigenen vier Wänden um den Kopf pfeifen lässt.
https://computerchemist.bandcamp.com/
Alfred Arnold


Vor acht Jahren saßen Ron und Michel am Strand in Dänemark und genossen ihren Urlaub gemeinsam mit der Familie. Abends setzten sie sich dann in eine Kammer im Ferienhaus und verarbeiteten ihren Tag mit musikalischer Improvisation. Natürlich hatten sie dafür einige Instrumente von daheim mitgebracht. Und das Ergebnis dieses Urlaubs kann sich definitiv hören lassen. Überarbeitet und aufpoliert in ihren Heimstudios kommt es nach langer Zeit endlich zur Veröffentlichung.
Wer die vertrauten Wege der traditionellen Elektronik-Musik mal verlassen und einen Blick über den allseits bekannten Tellerrand riskieren möchte, könnte bei EMOG genau richtig sein. Der in Vancouver/Kanada lebende DJ, mit bürgerlichem Namen Emile Vartanian, hat in seinem neuen Solo-Album alles in die Waagschale geworfen und einen spritzigen Electro-Cocktail mit erfrischenden Zutaten aus Downbeat, Chillout und Cosmicdub kreiert. Um nicht nur ein gänzlich entrücktes Publikum aus der Trance- und Psydub-Szene zu bedienen, hat der Künstler eine chartaffine Note diesem exquisiten Sound verpasst und alle Tracks mit satten, melodiebetonten Grooves ausgestattet. Auch ein smartes Saxophon oder orientalisch anmutende Instrumente verdichten das fulminante Konstrukt. Partiell eingestreute feminine Gesangsstimmen und die locker-leichte Spielfreude entwickeln eine sinnliche Atmosphäre. Doch EMOGs trippige Klangflächen mit steil auflodernden Ansätzen seiner Trance-DJ-Herkunft zeigen die Bandbreite dieser raffinierten Mixtur. Kurz und gut: wunderschöne Musik aus der Fremde.