Rezensionen
Bernd-Michael Land - Rodgau Field
Lockdowns und Reisebeschränkungen, wie man sie in den letzten zwölf Monaten kennenlernen durfte, werden uns wohl noch einige Zeit begleiten. Bernd-Michael Land hat auf seinem neuesten Album aus der Not eine Tugend gemacht: Für "Rodgau Field" ist er einfach vor die Tür gegangen und hat Klangideen und -samples in der nächsten Umgebung gesammelt. Diese einfach auf CD zu pressen, wäre dem Rodgauer Klangtüftler natürlich zu simpel gewesen, und so dienten die gesammelten Klänge den über zwei CDs verteilten, fast dreißig Tracks nur als auditive Grundlage und sind mal mehr, mal weniger deutlich erkennbar. In das Gesamtkonzept integriert, nicht auf epische Längen ausgedehnt, und mit den variierenden Stimmungen ergibt sich daraus ein abwechslungsreicher Mix
Es macht einfach Spaß, erst einmal selber zu erraten, welches Klangereignis denn welchem Titel als Ausgangspunkt diente, und nicht direkt auf die Track-Liste zu schauen. Bei dem vorbeifahrendem Zug oder dem Bienenstock ist das einfach, bei anderen Stücken wird sich das "Aha"-Erlebnis dann doch erst nach Studium des Booklets einstellen. Selbiges ist - wie immer bei Werken aus dem Hause Land - mit Liebe zum Detail gestaltet und hebt sich wohltuend von Faltblättern ab, die man in den letzten Jahren öfters gesehen hat und bei denen noch nicht einmal die Innenseite bedruckt war.
Selbst die Geokoordinaten der Aufnahmeorte sind dokumentiert worden. Wer will, kann sich also irgendwann einmal zu den Entstehungsorten der Klänge begeben. Das muss man natürlich nicht: "Rodgau Fields" ist auch ohne eine Vertiefung in das dahinter stehende Projekt ein gelungenes Stück atmosphärisch/ambienter bis experimenteller elektronischer Musik, das nach dem Genuss dazu einlädt, die eigene nähere Umgebung auch einmal mit offenen Ohren zu erkunden. Es muss ja nicht gleich ein eigenes Doppelalbum dabei herauskommen...
https://bernd-michael-land.com/
Alfred Arnold
Kontroll- Raum – Check in
Die Crew die der leitende Hauptsequenzer Mario Schönwälder im aktuellen Kontroll-Raum-Projekt um sich schart, ist tatsächlich bisher so noch nicht zusammen gereist und ist uns trotzdem wohl bekannt. Frank Rothe und Bas Broekhuis sind in den diversen Flugkonstellationen die das Label Manikin…
Weiterlesen ...Filterkaffee – 101
Die beiden Berliner Sequenzerbaristen Mario Schönwälder und Frank Rothe servieren mit ihrem aktuellen Angebot geachtelter Röstaromen eine sehr hübsche Auswahl handgekochter Retrotracks, die sowohl zum morgendlich gereichten Frühstücksbuffet, als auch zum Nachmittagshefeteilchen taugen. Natürlich ist die regionale Herkunft des lang gereiften Produktes nicht…
Weiterlesen ...Stan Dart - Basilica
Wenn Stan Dart alle paar Jahre ein Doppelalbum vom Kaliber „Ecclesia“ oder „Seaside“ veröffentlicht, dann darf der Musik-Konsument sich freuen. Denn das neue Werk „Basilica“ ist ebenfalls so ein Hörgenuss. Dass der Ruf des Österreichers Stan Dart immer noch nicht bis in…
Weiterlesen ...Matt Stock - Hunters and Revolutions
Wer in den letzten Jahren auch nur halbwegs regelmässig Konzerte der EM-Szene beigewohnt hat, der hat Ansgar Stock kennen gelernt, den wohl jüngsten Musiker der EM-Szene, der je mit seien Kompositionen auf der Bühne gestanden hat. Ansgars Begeisterung für elektronische Musik kommt nicht von irgendwo…
Weiterlesen ...Robert Schroeder - Pyroclast
Bei Vulkanologen ist ein "pyroklastischer Strom" ein Strom aus heisser Luft und Asche, der einen Hang herunter rollt und alles auf seinem Weg zerstört. Ähnliche Risiken muß man nicht befürchten, schiebt man das neueste Werk des Aacheners Robert Schroeder in den heimischen Player. Zum einen können…
Weiterlesen ...Max Melvin - Signals
Als die Chillout-Ära vor ca. 20 Jahren zunächst die mediterranen Beach-Bars und später die heimischen CD-Player eroberte, hatte das norddeutsche Electronic-Duo „Max Melvin“ seine „Peak of Time“ Die zwei Alben aus 2002 und 2003 („Seaside“ und „Satellite“) sind Meilensteine der Chilloutmusic. Heute…
Weiterlesen ...Maxxess – Reactivate
Es gibt (ganz) sicher nur eine Handvoll seitenziehender Elektromusiker wie Max „Maxxess“ Schiefele, die sowohl die Kunst des kreischenden Gitarrenschleuderns, als auch als exzellenter Tastenvirtuose ihr Handwerk beherrschen. Der vielgefragte Bayer kann einfach beides und schafft sich schon seit Jahren damit (s)ein…
Weiterlesen ...Klangstein –Viela
Torben Webers Strategie, spannungserzeugende Tracks ohne Hookline und Melodien zu erzeugen funktioniert erstaunlich gut, denn der hessische Klangkünstler wechselt geschickt zwischen diversen Electronic-Genres und beliefert uns damit eine universaltaugliche Beschallungsgrundlage, die sowohl als begleitendes Hörelement als auch Stimmungsgeber für bewegende Momente herhalten…
Weiterlesen ...Thomas Lemmer – Ambient Nights
Der Osnabrücker Thomas Lemmer gehört(e) nicht nur in den letzten Monaten zu der Kategorie der fleißigen Musiker. Noch kurz vor Jahreswechsel lieferte er noch ein weiteres echtes Ambient-Album ab und beschließt das Jahr mit einem Kontrastpunkt zu den vorherigen Produktionen. Die 11…
Weiterlesen ...Nattefrost - Secrets of the Universe
Alter Schwede. Nein falsch! Alter Däne, dieses Jahr feiert Björn Jeppesen alias Nattefrost sein 25tes Musikjubiläum und erzeugt ganz stilgerecht mit seinem aktuellen Album, eine selbstjustizierende Verbeugung vor sich selbst. Auch wenn einige Tracks an die Düsseldorfer Robotergang erinnern, seine Musik ist…
Weiterlesen ...SCHILLER - Summer In Berlin
Natürlich habe ich das neue 4fach Deluxe-Album in erster Linie wegen des „Live in Berlin“ gekauft. Schließlich war ich selber Zuschauer bei der Tournee 2019 in der Kölner Lanxess-Arena und allen Schiller-Skeptikern zum Trotz: Wer, wie ich Pink Floyd, Yes oder Depeche…
Weiterlesen ...René van der Wouden - Astromen
Falls man der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns einen positiven Aspekt abgewinnen möchte, dann ist es der mit der erzwungenen "Häuslichkeit" verbundene Produktivitäts-Schub bei einigen Musikern. René​ van der Wouden ist dafür ein gutes Beispiel: Ein gutes halbes Dutzend an Neuveröffentlichungen tragen einen 2020/21er-Datumsstempel. Aus…
Weiterlesen ...Computerchemist - The Fort
Für Dave Pearson, der als "Computerchemist" firmiert, ist "The Fort" eine Premiere, nämlich sein erster Film-Soundtrack. Auf CD veröffentlicht, sind Film-Soundtracks ein bisweilen schwer zu handhabendes Material, weil sie passend für die Szenen eines Films komponiert werden. Allzu oft hat man es in der Vergangenheit erlebt…
Weiterlesen ...Bernd-Michael Land – Das Lächeln der Bäume – Definitivum
Wann ist zu einem Thema alles gesagt? Bei Bernd-Michael Lands vierbändigem Werk "Das Lächeln der Bäume" war das offensichtlich noch nicht der Fall, denn nun erst hat er beschlossen, mit 'Definitivum' den Schlusspunkt zu setzen. Wer die Musik des Rodgauer Elektronik-Musikers kennt, der weiß, dass keine einfache…
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Magazin
Masken in der Dunkelheit

Nehmen wir einmal an, in ein paar Jahren ist die Covid-Pandemie Geschichte und das Leben wieder einigermaßen in seine normalen Bahnen zurückgekehrt. An was werden wir uns aus dieser Zeit besonders erinnern? In der EM-Szene sicher an diejenigen, die nicht die Flinte ins Korn geworfen haben und das möglich gemacht haben, was gerade eben noch möglich war. Martin Stürtzer aus Wuppertal wird für mich auf dieser Liste sicher ganz weit oben stehen. Nicht nur hat er Dutzende "Stay at Home" Konzerte aus seinem heimischen Studio in die Welt gestreamt, auch besitzt er den Mut, in einer Zeit anziehender Fallzahlen das... Weiterlesen ...
Viele kleine, helle (Laser-)Lichter in der Dunkelheit

Ein gutes halbes Jahr ist es her, dass ich zum letzten Mal Live-Musik gesehen habe, dann kam der Corona-Lockdown und eine Veranstaltung nach der anderen wurde abgesagt oder verschoben. Auch für Detlef Keller wurde es in diesen Monaten zur traurigen Routine, Donnerstag abends in seiner Radio-Sendung "Ad Libitum" wieder mal nur verkünden zu können, was alles nicht stattfindet. Weiterlesen ...
Raum für Vieles

Im letzten Jahr hatte sich das Solinger Künstlerpack eine kleine Auszeit genommen - ausnahmsweise einmal keines jener Festivals, die elektronische Musik mit Kunstausstellungen verbinden. Auch das Doppelkonzert mit Michael Brückner und Sequentia Legenda im letzten Herbst musste ich auslassen, man kann leider nicht an einem Abend gleichzeitig an zwei Orten sein. So wurde 2019 zu einem eher ungewöhnlichen Jahre, in denen mich der Weg nicht zu den Güterhallen am Solinger Westpark geführt hat. So wie der Zufall spielt, führt mich aber in 2020 der erste Weg ausgerechnet zu einem Konzert genau an diesen Ort - "Space" heißt das Motto in... Weiterlesen ...
Christopher von Deylen: Piano & Elektronik "Live"
Als die Nachricht im letzten Jahr erschien, Christopher von Deylen startet eine Solo-Tournee in 2020, hat sicherlich so mancher Schiller-Fan gerätselt, ob es jetzt…
Weiterlesen ...Alles außer Schnee!
Phil Booth gehört mit seinen Awakenings-Events zu den rührigsten Personen der britischen EM-Szene. Knapp ein halbes Dutzend Mal im Jahr gibt er Musikern in…
Weiterlesen ...Uni-Sphere: Das Comeback kurz vor Jahresende
Es soll Menschen geben, die die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr eher als "Feier-Stress" denn als besinnlichen Ausklang des Jahres empfinden. Nicht nur für…
Weiterlesen ...Bernd Scholl in der Höhle der Neandertaler
Bernd Scholl in Erkrath? Das hatten wir in diesem Jahr doch schon einmal! Das mag richtig sein, aber eigentlich ist der traditionelle Termin für…
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Kolumne
Kolumne - Land in Sicht?
Wir alle warten darauf! Konzerte, Festivals, Austausch, Leute treffen und endlich wieder Normalität. Aber wird es auch jemals wieder so sein können wie vor der Pandemie? Werden wir die Zeit und seine Gefahren überhaupt vergessen können? Was werden wir für Lehren aus der Zeit ohne Kunst und erlebare Musik ziehen können?
Nun, ich denke jeder wird feststellen, wir sehr uns alles gefehlt hat, aber eben auch nicht vergessen, dass es irgendwie auch ohne das Alles gehen kann. Ich hoffe wir werden einen echten Boom erleben und die Kultur, gerade auch die der elektronischen Musik, wird eine besondere Wiedergeburt erfahren und seine ersten Veranstaltungen können den Weg zu einer besseren "Normalität" eröffnen. Aber wir werden auch erleben wie wir uns Müde an die Zeit der Pandemie erinnern und an manchen Stellen nichts dazu gelernt haben. Der Mensch ist einfach sehr anpassungsfähig, sowohl im Positiven als auch mit seinen verdrängten negativen Gedanken. Trotzdem sollten wir positiv nach vorne schauen und an das, dass die Welt wieder ein bisschen mehr von dem bekommt, was sie vor 2020 hatte. Mehr Mitgefühl und tolle Live-Musik.
Stefan Erbe