Lag es an meiner letzten Rezension, wo ich mich als Fan auch von etwas "abseitigerer" elektronischer Musik geoutet hatte, dass mir "The Incident" von Klangwelt in die Mailbox geflattert ist? Ich weiß es nicht, aber bereut habe ich es auf jeden Fall nicht. Um was für einen "Vorfall" es in diesem Album geht, habe ich nicht herausgefunden. Bilder brennender Pilze auf dem Cover, sowie in die Tracks eingestreute Notfalldurchsagen und Sirenen lassen bei einem Aachener Gedanken an gewisse Atommeiler auf der anderen Seite der Grenze zu.
Aber vielleicht sollte man auch nicht allzuviel hinein interpretieren, und stattdessen einfach mal die Musik auf sich wirken lassen. Und ich finde, das lohnt sich, weil Gerald Arend aka Klangwelt hier sehr souverän und alles andere als orthodox mit den Elementen elektronischer Musik umgeht. Das Ergebnis ist ist ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Werk, das nie langweilig wird und an dem man auch nach dem soundsovielten Hören neues entdeckt - sei es ein kreativ eingesetzter Sound, orchestrale Einlagen oder ethnische Anflüge. Und sie fallen eben deswegen nicht auf, weil sie nicht aufgesetzt wirken, sondern sich ins Gesamtkonzept einfügen. Well done!
Alfred Arnold
Und wieder einmal haben sich die synthetischen 4 von EFFS zusammengefunden, um der Nachwelt ein 7-trackiges Album zu hinterlassen. Der EM-Fachmann weiß sogleich, dass sich die Herren Erren, Fleissig, Schöttler und Steffen dafür vorher in die benachbarten Niederlande begeben haben und im heimeligen Küstenstädtchen Ouddorp ihre Ideen in Live-Sessions aufzunehmen. Wie auch bei den vorherigen Alben entstand so erneut die urlaubsreife Synergie, die dieses mal ab Track 3 so richtig Fahrt aufnimmt und anders als sonst, eine besondere rhythmische und perkussive Note erhalten hat. Die ausgefeilten Beats erzeugen einen Charakter, der sich (so empfindets der Rezenseur) von den bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet. Aber keine Sorge, EFSS bleiben ihrem restlichen und sequenzierten Berlin-School-Sound treu und variieren gekonnt den grosszügigen Spannungsbogen in gewohnter Qualität. Wie immer Ein- und ausladend!
Man kann es sich einfach machen und immer nur die Musik von Künstlern kaufen, die man kennt und bei denen man mehr oder weniger weiß, was einen erwartet. Spannender ist es aber, auch mal etwas links und rechts vom ausgetreten Pfad des eigenen Geschmacks zu wandern. Für mich ist "Double Climax" von Thomas "Globotom" Albertsen so ein Fall. Viele bekannte Namen wie Bernd-Michael Land, der leider inzwischen verstorbene Wolfgang Gsell oder Harald Bertram finden sich auf der Liste der Beteiligten, dieses Album ist nämlich das Ergebnis einer Reihe von Kooperationen in den letzten Jahren. Die Befürchtung, dieses "Name Dropping" wäre in erster Linie geschehen, den eigenen Namen etwas prominenter zu machen, bewahrheitet sich nicht. Vielmehr ist die lange Liste Garant für ein außerordentlich vielfältiges und abwechslungsreiches Werk. Klassische Elektronik findet sich hier ebenso wie Ausflüge zu orchestraler Filmmusik, Jazz, Ambient und Progressive Rock. Also ein Album, das nicht weiß, wohin es will? Nein, eher ein Album von einem Musiker, der offensichtlich das dadaistische Prinzip verinnerlicht hat, dass der Kopf rund ist, damit man in alle Richtungen gleich gut denken kann. Man muss nicht alles mögen, was sich auf diesen zwei CDs findet, aber mehr als einen Lauf im CD-Player ist es auf jeden Fall wert, um für sich die eine oder andere Perle zu heben. "CD-Player" ist übrigens wörtlich zu nehmen, denn "Double Climax" gibt es nur in physischer Form bei Globotom selber und nicht als Download.
Mit Meridian erscheint bereits das dritte gemeinsame Werk der Ausnahmekünstler Ian Boddy und Erik Wøllo nach Frontiers und EC12. Und auch diesmal zeigt sich, wie sich perfektes Zusammenwirken anhört. Auf Meridian vereinen sich der Klangfarbenreichtum Ian Boddys und die melodiöse Leichtigkeit Erik Wøllos zu einem harmonischen Gesamtwerk. Dabei führen die facettenreichen Soundgebilde und das gefühlvolle Spiel mit Gitarre zu einem Kopfkino größter Güte. Die 11 Tracks des Albums bieten ein abwechslungsreiches, aber insgesamt homogenes Bild von sehr ambienten Klangwelten bis zu melodischem Downtempo, mit teilweise meditativem und hypnotischem Charakter.