DASK - Aether

dask aetherEs ist immer wieder schön zu sehen und zu hören, wenn ein Musiker sich weiterentwickelt oder eine andere Facette seiner künstlerischen Identität zeigt. DASK kannte ich bisher als Macher ambienter, dunkler und auch etwas bedrohlicher Klänge - selbige sehr gekonnt, aber sie konnten auch ein wenig depressiv machen, wenn man davon zu viel hört.

Mit "Aether" schlägt David Marsh, der für sich den Namen von Dänemarks erstem Computers als Pseudonym gewählt hat, ein neues Kapitel auf. Er selber bezeichnet die Musik als "cinematic" - im Sinne von Weite passt das auch perfekt zu den Tracks auf diesem Album. Es ist immer noch ein Ambient-Album, und die DASK-typischen dunklen Klangfarben findet man auch hier. Die dunklen Passagen werden aber des öfteren von helleren, kräftigeren oder fast lieblichen Abschnitten unterbrochen, und dazu liegt über alle Tracks eine Spannungsbogen, so dass sie trotz ihrer Länge und des durchgängig atmosphärischen Charakters nicht ins Langweilige abgleiten.

"Atmosphäre" ist auch das richtige Stichwort, denn die Titel sind nach ihren Schichten benannt, angefangen vom Regen unter den Wolken in der Troposphäre bis in den Äther des Weltalls. Man kann "Aether" als ein Konzeptalbum sehen, das einen gedachten Aufstieg mit einem Ballon bis in höchste Höhen begleitet. Auf jeden Fall ist es für mich ein gelungenes gelungenes Ambient-Album mit majestätischen Klängen.

Der Künstler schreibt im Begleittext, er hätte dieses Album beinahe gar nicht veröffentlicht. Dazu ist es zum Glück nicht gekommen, und ich lasse mich überraschen, welche Seiten David in Zukunft noch an sich entdeckt.

Alfred Arnold

Robert Schroeder - nEW fREQUENCIES Vol.3

38 newfrequencies3Auch im dritten Teil von Robert Schroeders neuen Frequenzen werkelt wieder alldas, was dem Altmeister synergetischer Syntheticals so unter die Finger gekommen ist und ein bisschen Abseits der typischen EM zuhause war. Roberts Vocal-Samples, Lounge-Elemente als auch Retrosounds lassen uns oft an die Zeit der 80er und 90er erinnern, denn einige Hooks und Riffs entspringen dem Muster der damaligen Tunes. Macht aber nix, denn Freunde dieser EM-Epoche erfreuen sich über eine Fortführung, die das Beste von Gestern und Heute zusammenbringt. Eben einfach zeitlos, diese Frequenzen.

https://www.news-music.de

Stefan Erbe

Mario Hammer and the Lonely Robot "Je L'ai Calissee La“

robotIn manchen Fällen ist man wirklich dankbar, dass man zur schreibenden Fraktion der Musik-Bewerter gehört, denn wäre der aktuelle Rezi-Release Bestandteil (m)einer Radiosendung, würde ich mich wohl gleich aller emotionaler Impressionen des Longplayers bedienen müssen, denn die Titelnamen der auserwählten Stücke versprechen nicht nur unaussprechliche komplexe Inhalte, sondern  sie umfassen auch verschiedene Sprachen und spezifische Bezeichnungen für menschliche Gemütszustände.  "Je L'ai Calissee La“ von Mario Hammer and the lonely Robot erschien bereits schon im Jahr 2017, wird aber sicher noch weitere Analog-Enthusiasten finden, die sich den gewagten Soundfraktalen von M.H. hingeben werden können. Der reduzierte Plot der VÖ fasziniert, keine Frage, ob er aber jede imaginäre Emotionalität getroffen hat, werden wir erst dann wissen, wenn man sie selbst beim Zuhören durchleben konnte.

https://kompakt.fm/releases/je_l_ai_ca_lisse_e_la

Stefan Erbe

Klangwelt - The Incident

Lag es an meiner letzten Rezension, wo ich mich als Fan auch von etwas "abseitigerer" elektronischer Musik geoutet hatte, dass mir "The Incident" von Klangwelt in die Mailbox geflattert ist? Ich weiß es nicht, aber bereut habe ich es auf jeden Fall nicht. Um was für einen "Vorfall" es in diesem Album geht, habe ich nicht herausgefunden. Bilder brennender Pilze auf dem Cover, sowie in die Tracks eingestreute Notfalldurchsagen und Sirenen lassen bei einem Aachener Gedanken an gewisse Atommeiler auf der anderen Seite der Grenze zu.

Aber vielleicht sollte man auch nicht allzuviel hinein interpretieren, und stattdessen einfach mal die Musik auf sich wirken lassen. Und ich finde, das lohnt sich, weil Gerald Arend aka Klangwelt hier sehr souverän und alles andere als orthodox mit den Elementen elektronischer Musik umgeht. Das Ergebnis ist ist ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Werk, das nie langweilig wird und an dem man auch nach dem soundsovielten Hören neues entdeckt - sei es ein kreativ eingesetzter Sound, orchestrale Einlagen oder ethnische Anflüge. Und sie fallen eben deswegen nicht auf, weil sie nicht aufgesetzt wirken, sondern sich ins Gesamtkonzept einfügen. Well done!

Alfred Arnold

EFSS – Tidal Shift

tidalUnd wieder einmal haben sich die synthetischen 4 von EFFS zusammengefunden, um der Nachwelt ein 7-trackiges Album zu hinterlassen. Der EM-Fachmann weiß sogleich, dass sich die Herren Erren, Fleissig, Schöttler und Steffen dafür vorher in die benachbarten Niederlande begeben haben und im heimeligen Küstenstädtchen Ouddorp ihre Ideen in Live-Sessions aufzunehmen. Wie auch bei den vorherigen Alben entstand so erneut die urlaubsreife Synergie, die dieses mal ab Track 3 so richtig Fahrt aufnimmt und anders als sonst, eine besondere rhythmische und perkussive Note erhalten hat. Die ausgefeilten Beats erzeugen einen Charakter, der sich (so empfindets der Rezenseur) von den bisherigen Veröffentlichungen unterscheidet. Aber keine Sorge, EFSS bleiben ihrem restlichen und sequenzierten Berlin-School-Sound treu und variieren gekonnt den grosszügigen Spannungsbogen in gewohnter Qualität. Wie immer Ein- und ausladend!

https://efss.bandcamp.com/

Stefan Erbe       

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.