Ok. Es ist natürlich elektronische Musik, und es gibt (ein paar) Tangerine-Dream-Sounds. Das war es aber auch schon mit dem elektronischen Traditionsbewusstsein von eCe Boas. Das Nordlicht von der Ostsee hält sich ansonsten mehr an an die Moderne, weiß wie man eingängige Rhythmen aufbaut, eine knackige Kick formt, patzt leider manchmal an der Charlestonmaschine, kommt aber ansonsten ganz ordentlich mit den Soundgenre im Jahr 2015 klar.
Wobei ich die ihm typischerweise angehängten Label wie »House« oder »Techno«, oder gar »Ambient« hier entschieden zurückweise. Fischland ist natürlich das alles, und trotzdem nichts von dem. Und das meine ich entschieden positiv. Fischland ist mehr. Das Album, um es mal flapsig auszudrücken, hat's drauf. Während die Masse der House oder Techno-Musiker von eigenen Gnaden Stunden über Stunden darüber brüten wie sie ihre Tracks verschlimmbessern können, oder so klingen lassen wie der an diesem Nachmittag total angesagte Act, liefert eCe Boas sauber produzierte moderne Musik die man sich anhören kann, und will. Wer will darf dazu auch tanzen.

Wenn man der „elektronischen Musik in der Tradition der Berliner Schule“ mal den Staub von den Moog- und ARP- und Sequential-Sounds bläst, aus den Arrangements den allgegenwärtigen Sequenzer etwas zurück nimmt, und kühne Experimentierfreude und Anleihen aus der aktuellen Elektro-Szene einfließen lässt, dann kommt am Ende ein Album heraus, dass nicht nur dem Kenner das Wasser im Munde zusammen laufen lässt, sondern im positivsten Sinne des Wortes „Mainstream“ wird. Ein Album für jeden, der mehr von Musik erwartet als Umtata, Umtzeumtze oder „Atemlos durch den Wahnsinn“.
Ambiente Musik kann man auf zweierlei Art hören: entweder ihrem Ursprung nach, als beiläufige Musik im Hintergrund, oder intensiv, was zum einen ein gewisses Maß an Konzentration erfordert und zum anderen unweigerlich zu einem Gedankenfilm führt. Tribal Ambient ist dabei eine Besonderheit, denn unweigerlich führt ihr Stil zu Bildern aus einer anderen, älteren Welt. Hier mischen sich moderne Klänge und Flächen mit jenen vergangener und fremder Zeiten, spielen elektronische Instrumente im Einklang mit eingängigen aber nicht unbeding aufdringlichen Rhythmen und kulturell verbreiteten Klangerzeugern.
Kellerkind Berlin ist ganz groß im Kommen. Überall ploppen Postings und Beiträge über ihn im Web auf, in denen steht dann so was wie „hast Du schon gehört", „das lohnt sich da mal reinzuhören", „ganz neu und richtig gut". Dabei ist Christian Gorsky schon seit Jahren als Musiker im Web unterwegs, hat 10 Alben produziert, und ist auf weiteren Samplern zu hören.
Ich habe Kellerkind Berlin zu den Sounds und den Arrangements befragt, und was sie über ihn aussagen. Er sagt: „Nun ich bastle gerne noch ein wenig daran herum, z. B. ob ich mir das selber anhören würde. Und ganz wichtig: meine Muse. Die muss jedes Stück über sich ergehen lassen und dazu eben auch Kritik oder Lob bringen. Ansonsten versuche ich meine Grundeinstellung zum Leben vielleicht wieder zu spiegeln. Entspannt (wenn möglich), genießen was grad da ist, und sich in der Musik einfach laufen lassen. So in etwa ..."
Die Musik von Mythos der letzten Alben war schon ein wenig abgedreht und teilweise experimentell, insbesondere was Sounds und Instrumenteneinsatz angeht. Mit seinem neuen Album um Jules Verne Forever jedoch zeigt sich der Berliner Musiker Stephan Kaske von einer melodische-faszinierenden Seite. Die 10 Stücke der CD erzählen jedes eine kleine musikalische Geschichte, angelehnt an die zugehörigen Veröffentlichungen Jules Vernes, und legen sich dabei mit wohlfeilen Klängen und Harmonien wie rhythmische Poesie in die Ohren. Dabei kommen die Strukturen der Songs mit einer erstaunlichen Leichtigkeit daher und bieten eine herrliche Atmosphäre, die einen durchaus in die literarische Reisen Vernes hineinziehen. Ein wahres Hörerlebnis.