Level PI - Dunkelstunde

levelpi dunkelstunde Während diese Zeilen geschrieben wurden, benötigte es keine Mullbinden und Pflaster um das virtuelle Headbanging zu verarzten, denn Uwe Cremers Dunkelstunde schallt für den traditionellen EM-Jünger doch ziemlich rockig herüber. Die Mehrzahl seiner Songs sind spürbar Gitarrenlastig und man scheint anfänglich als EM-Konsument etwas überfordert, wenn das Verhältnis von saitengezupfter Elektronik deutlich zugunsten der Verstärker-Fraktion ausgeht. In diesem Fall wäre es aber wirklich ungerecht dies zu kritisieren, denn das Album funktioniert sehr wohl auch mit der Dominanz des Gitarrenanteils, denn Cremer gibt allen Hörer die Möglichkeit in seine Songs "herein zu finden". Geschickt und sehr Atmosphärisch beginnen die Tracks, zumeist mit Keys-Sounds und bringen damit auch die tastenorientierten User auf den richtigen Weg, die darauffolgende Symbiose beider Tonerzeugung zu verstehen und zu mögen. Schön, dass sich die Themen nicht wiederholen und jedes der 7 Stücke einen Kontrast zum vorherigen darstellt. Somit benötigt es auch beim mehrmaligen Hören, "keine Frage an den Arzt oder den Apotheker" und ist garantiert Nebenwirkungsfrei.

Stefan Erbe

Grauglanz - Spurensuche

grauglanz spurensuche Ralf Grauglanz, Einwohner der Stadt Essen wirkt wahrhaftig nicht wie ein Newcomer. Aber man staunt, die Tracks seiner "Spurensuche" sind tatsächlich sein Erstling-Silberling. Inspiriert von den üblichen Verdächtigen, traut sich Grauglanz nun endlich an die Öffentlichkeit und präsentiert nach 3 Jahrzehnten des "einsamen Musizierens" eine Vereinigung diverser Kompositionen. Auch wenn es manchmal noch ein bisschen mehr "Hookline" vertragen hätte, der analoge Sound gefällt und zeigt, dass der Ideengeber einen eigenen Stil nicht nur gesucht, sondern auch gefunden hat. Manchmal schrauben sich die Sounds derart "eckig" ineinander, dass man beim zweiten Hören nochmal genauer die geografische Anordnung der tonalen Verschachtelung analysieren möchte. Dabei fehlt nicht wirklich viel, um vielleicht beim nächsten Longplayer nochmal eine Schüppe drauf zu legen, um damit die Newcomer-Ecke zu verlassen und die Spurensuche zukünftig der steigenden Anzahl der Fans zu überlassen. Bitte weitermachen!

Stefan Erbe

Claudio Merlini - Enchantment

Ein Italiener der auf einem britischen Verlag gelabelt wird, ist prinzipiell schon mal eine Seltenheit in der hiesigen Musikwelt und dem Rezensenten wich die erste Skepsis recht schnell, ob den ein mögliches südländisches "EM-Catenaccio" in das Royale Programm von AD passen könnte. Nun, die ersten Noten der 16 Tracks zeigen aber, dass die von David Wright co-produzierte CD eine gelungene Mischung der unterschiedlichen Regionalen Erzeugern ist. Mystisch, mal Choral und sehr verperlt kommt Merlini daher und schafft mit der großen Anzahl verschiedener Tracks ein ansprechende Abwechslung im Reich der sonst 10minütigen EM-Epen. Dabei weiß auch das Grundthema zu gefallen, denn kein Stimmungsbruch stört die Geschichte dieser Produktion und die Story führt uns über die virtuellen Highlands, der Mythen und Sagen und man freut sich am Ende der Reise auch zum Kreise derjenigen zu gehören, die in den musikalischen Armen diverser "EM-Elfe" länger verweilen durfte. Und wem es dann nicht gereicht hat, drückt einfach die Repeat-Taste.

Stefan Erbe

Rene Splinter - Singularities

renesplinter singularitiesWer den Niederländer Rene Splinter (noch) nicht kennt und seinen aktuellen Silberling in die Schublade des CD-Players legt, wird sich wundern und nochmal stirnrunzelnd die CD-Hülle nach einer der führenden Berliner EM-Bands absuchen. Aber weit gefehlt, was so traditionell nach TD klingt ist das perfekte Ergebnis einer Stilweiterführung, mit denen die Ursprungs-Altmeister Anfang/ Mitte der 90er aufgehört haben. Wahrscheinlich hätte man damals Rene gleich von der Bühne weg in die ehrfürchtigen Reihen der "Mandarinenträumer" "rein-engagiert", den Splinter klingt so, wie sich viele der damaligen Fans eine musikalische Fortführung gewünscht hätten. Wer ganz genau hinhört findet aber auch eine eigene Handschrift des Holländers, die immer dann am deutlichsten wird, wenn Rene die Sequenzer Autobahn nach Berlin doch mal kurzzeitig verlässt um den Album eine andere Note zu verpassen. Die 7 Stücke verfolgen aber scheinbar das Ziel, den eigenen Fangeschmack von Splinter zu perfektionieren, in dem er die Musik die er gerne hören möchte, einfach selbst komponiert. Gut so für den Moment, aber hoffen wir doch darauf, dass er vielleicht in der nächsten Produktion noch mehr den eigenen Sound suchen will und vielleicht die "A2" Richtung Berlin wieder verlässt. Der Weg muss ja nicht gleich wieder direkt zurück nach Oranje gehen, sondern darf ruhig noch über viele europäischen Grenzen führen. Das Potential der Vielfältigkeit hat Rene allemal, eine stark wachsende Fangemeinde sowieso und wir die Gewissheit, dass noch einiges zu erwarten sein dürfte. 

Stefan Erbe

Carboneids - Anthems to the twilight

carboneids anthemstothetwilightHallo liebe "über den Tellerrand-Hörer"! Diese EP ist auch für euch, denn Björn Jeppesen und Claus Holm Lynglund passen so exakt in die melancholische Tradition der Skandinavischen Elektroniker, wie man es von ihnen auch erwarten durfte. In bester Royksopp-Manier befeuern die beiden Dänen alle Klischees der etwas unkonventionelleren Musikharmonie, die man scheinbar nur jenseits der Flensburger Grenze erwarten darf. Aber nicht das wir uns falsch verstehen, diese kurze Achterbahnfahrt ist erfrischend und "gruselig" zugleich, je nachdem, welche Pforte die Kopenhagener gerade öffnen. Neben stilsicheren und sehr dunklen Trips, schickt uns die Reise durch einige Soundtracks, die gewaltiges Kopfkino erzeugen und auch in ein reales Cineastisches Event gepasst hätten. Die "Silhouettes" gefallen dabei besonders. (www.carboneids.dk)

Stefan Erbe

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.