Hallo liebe "über den Tellerrand-Hörer"! Diese EP ist auch für euch, denn Björn Jeppesen und Claus Holm Lynglund passen so exakt in die melancholische Tradition der Skandinavischen Elektroniker, wie man es von ihnen auch erwarten durfte. In bester Royksopp-Manier befeuern die beiden Dänen alle Klischees der etwas unkonventionelleren Musikharmonie, die man scheinbar nur jenseits der Flensburger Grenze erwarten darf. Aber nicht das wir uns falsch verstehen, diese kurze Achterbahnfahrt ist erfrischend und "gruselig" zugleich, je nachdem, welche Pforte die Kopenhagener gerade öffnen. Neben stilsicheren und sehr dunklen Trips, schickt uns die Reise durch einige Soundtracks, die gewaltiges Kopfkino erzeugen und auch in ein reales Cineastisches Event gepasst hätten. Die "Silhouettes" gefallen dabei besonders. (www.carboneids.dk)
Stefan Erbe
Der Hamburger "Exil-Franzose" Raphael Marionneau, seines Zeichens "Elektronik-Soundpilot", ist schon seit vielen Jahren eine feste Größe in der deutschen Chill- und Lounge-Szene. Seine Abstrait-Projekte sind vielfältig und beinhalten neben der allmonatlichen Musikshow im Hamburger Planetarium, eine cineastische Vertonungs-Serie mit Filmen aus der Stummfilmzeit, sowie diverse Djing-Events in der gesamten Republik. Letztendlich kennen ihn die meisten seiner Fans wahrscheinlich von den relaxten Programmangeboten seiner Radioshows und den Zusatzevents unter der Hamburger Sternenkuppel, zu denen Raphael regelmäßig besondere Gäste wie u.a. Schiller, Mousse T, Blank and Jones einlädt. Das nicht nur dadurch auch immer einige excellente CD-Veröffentlichungen entstehen, die den Spirit von Abstrait besonders gut transportieren, ist wohl durchdacht, denn alle Produkte die das Haus von Marionneau verlassen sind sowohl optisch als auch tonal zielsicher designed und bescheren das gleiche Glücksgefühl beim Hören, wie bei seinen Live-Events. Auch der aktuelle Silberling dieser Serie besticht durch eine kluge und hörenswerte Auswahl die Marionneau gemeinsam mit dem Duo Blank and Jones zusammengestellt hat. Die Kölner Musiker steuern natürlich auch eigene Tracks hinzu, gewähren aber auch anderen Künstlern den Zugang auf diese sehr gelungene Compilation. Die sehr chillige Reise vermengt sowohl Klassikelemente mit sehr ambienten Parts, aber auch "Dreamhouse" und "Loungiges" zu einem genüsslichen "Entschleunigungs-Stündchen" vor dem Kamin oder einem anderen Ort des Konsumierens. (www.abstrait.de)
Stefan Erbe
Der Recklinghäuser Torsten Abel scheint sich für 2012 einiges vorgenommen zu haben, ist er doch "gefühlt" so aktiv wie nie zuvor. Auch die Ambitionen seinen musikalischen Zenit zu erklimmen, scheint nun ein erreichbares Ziel zu sein, denn so gut wie "hier und heute" klang Abel noch nie. Vielleicht liegt es auch an der omnipräsenten Zusammenarbeit mit diversen Musikern und anderen Projekten, die Abels Output an toller Musik erklären. Dabei gehört Torsten schon zum "Alten Eisen" der EM und gäbe es nicht die längeren Kreativpausen, wäre er vielleicht schon vor einigen Jahren auf seinem Anspruchs-Treppchen ganz oben angekommen. Nun beglückwünschen wir ihn zu seinem besten Album, denn Synthorganics klingt durchdacht und gut produziert. Allerdings ist er immer dann am besten, wenn er die typischen "Berliner Schule-Pfade" verlässt und wie z.B. auf "Didge on the Ridge" eigene Wege beschreitet. Aber auch das Stück "Ghost Whispers" führt in die richtige Richtung, denn die mit "Vokalität angereicherte Haupstadtstilrichtungsmusik" vermengt noch eine Prise Steve Roach-Einfluss und zeigt, dass das BS-Genre noch einiges zu bieten hat. Zumindest bei Abel, denn geschickt bindet er dann noch den typischen Sound von "Gastseitenzupfer" Martin Rohleder ein, was dem Album dann noch die finale Note gibt.
Stefan Erbe
In den CD-Abspielern der empulsiv-Leserschaft wird Thomas Lemmer möglicherweise noch nicht so oft seine Runden gedreht haben, obwohl ein sehr großer Teil seiner Kompositionen den Geschmack der "EM-Jünger" treffen würde. Seine sehr entspannten und entschleunigten Tracks kombinieren einen sehr geglückten Querschnitt aus diversen Stilelementen aktueller Chill- und Lounge-Produkten und zeigen manch anderer Produktion, wie man auch mal über den Tellerrand der üblichen "Bossa Nova meets Omnisphere-Mixture" hinausschauen kann. Auch über die schlanke Anzahl der vocalen Tracks freut sich der Rezenseur, da sie diese Produktion sogar noch ein bisschen besser macht. Nicht "von ungefähr" ist deshalb auch zu erklären, dass der Osnabrücker ein gern gesehener Gast auf diversen Cafe del Mar- und Abstrait-Samplern ist und war. "Relieve"ist erst sein zweites Album und man mag sehr darauf hoffen, dass es musikalisch zukünftig kein "Schweigen des Lemmer" geben wird. (www.thomas-lemmer.com)
Stefan Erbe
Wie vertont man Physik? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Aber Bernd Kistenmacher kommt mit seinem neuen Werk „Antimatter“ der Sache schon recht nahe. Während man sich unter dem Weltall und den Sternen in „Celestial Movements“ und dem Meer in „Beyond the Deep“ noch etwas vorstellen konnte, ist die Welt der Quantenphysik und des CERN Teilchenbeschleunigers doch recht abstrakt.
„Von daher musste ich etwas anders herangehen. Die Musik etwas vom Konzept lösen und mehr für sich nehmen“. Die ist ja auch das wichtigste an einem Musikalbum. Und da wird man nicht enttäuscht. Seinen neuen Stil hat er seit Celestial Movements stetig weiterentwickelt und auch auf Antimatter merkt man wieder einen Sprung nach vorne. Die Stücke sind atmosphärisch dicht gespielt und bieten trotz des abstrakten Themas immer wieder Anknüpfungspunkte. Sei es durch ein Audiozitat eines CERN Wissenschaftlers oder den Soundeffekten in „Large Hadron Collider“.
Antimatter ist nicht nur für Physikfans zu empfehlen, auch alle anderen Freunde elektronischer Musik kommen voll auf ihre Kosten.
Jens Röcher