Lambert - Bon Courage

Fast ein Jahrzehnt hat sich Lambert mit einem Nachfolger zu seinen letzten Solo-Album 'Drachenreise' gelassen.  In dieser Zeit ist er aber alles andere als musikalisch untätig gewesen oder hat sich auf sein Label 'Spheric Music' beschränkt.  Auf diversen anderen Alben anderer Musiker, unter anderem Bertrand Loreau und Johannes Schmoelling, konnte man seinen Namen als Beitragender lesen. Und siehe da, auf 'Bon Courage' wird wiederum Johannes als Mit-Komponist gelistet. Wenn auch explizit nur bei einem der Tracks, so findet der Schmoelling-Kenner auch bei anderen Titeln vertraute Sounds und Strukturen wieder. Die langjährige Zusammenarbeit hat ihre Spuren hinterlassen, und das ist positiv gemeint.

BERLIN - A Tribute Album for Mark Shreeve

Im Spätsommer 2022 ist Mark Shreeve gestorben. Mark war einer der Musiker, die die analoge Technik in der Elektronikmusik hochgehalten hat und mit in seiner Musik unsterblich machte. Das hat er seit den 1980er Jahren unter seinem eigenen Namen, in den Formationen Redshift und ARC und in gemeinsamen Produktionen mit anderen Künstlern unermüdlich getan.

Man mag von Tribute-Alben halten was man will – „BERLIN – A Tribute Album For Mark Shreeve“ ist unbedingt empfehlenswert, aus verschiedensten Gründen. Sechzehn Gründe sind fein säuberlich in der Trackliste des Albums aufgeführt. Ein anderer Grund ist das unglaublich umfassende und umfangreiche Booklet: 43 Seiten, die nicht einfach „nur“ bebildert sind, findet man nicht alle Tage.

Colin Rayment - Time Dilation

Der in London ansässige Elektronik-Musiker Colin Rayment veröffentlicht bereits seit einigen Jahren Alben und hat dabei seinen eigenen, wieder erkennbaren Stil entwickelt, der Ambient, warme melodische Sounds und Elemente der Berliner Schule vereinigt. Auf seinem neuesten Album "Time Dilation" setzt er sich mit derm physikalischen Pänomen der Relativität auseinander.  Für einen sich (sehr, sehr...) schnell bewegenden Beobachter vergeht die Zeit langsamer, so dass theoretisch Reisen in die Zukunft möglich werden.

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[‘ramp] – arp-en-ciel

[‘ramp] – arp-en-ciel

Noch kein Jahr ist vergangen, seit „Happy Days Are Here To Stay“ erschienen ist, da veröffentlicht Stephen Parsick das nächste [‘ramp]-Album mit dem schönen Titel „arp-en-ciel“.

Eigentlich ist „arp-en-ciel“ nicht das neueste Album von [‘ramp], denn es sollte schon vor einem Jahr erscheinen, als plötzlich Klaus Schulze verstarb. Stephen Parsick, der in seinem musikalischen Schaffen stark von Klaus Schulze beeinflusst wurde, entschloss sich, „arp-en-ciel“ zu verschieben, um nicht auf den Zug der vielen KS-Tributes aufzuspringen. Stattdessen kam zunächst „Happy Days Are Here To Stay“ an die Öffentlichkeit. Ich kann diesen Entschluss bestens nachvollziehen, denn die Einflüsse sind deutlich auszumachen. Es ist aber eben kein KS-Tribute, sondern Parsicks Werk als [‘ramp].

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Computerchemist - Green Twilight

Computerchemist- Green Twilight

In der Chemie wird viel experimentiert, und nicht immer kommt bei den Experimenten das heraus, was man erwartet - mal sind diese unerwarteten Resultate nutzlos, aber ab und an führen sie auch zu neuen Erkenntnissen.

Ob das neueste Album von 'Computerchemist' Dave Pearson eine ähnliche Entstehungsgeschichte hatte, wissen wir natürlich nicht, aber überraschend war es schon, als "Green Twilight" nur wenige Wochen nach seinem Vorgänger veröffentlicht wurde. Dabei ist Daves neues Album alles andere als eine einfache Fortsetzung: Harte Fans der Berliner Schule, die von 'Mysterious Cave of Eternal Theta' begeistert waren, sollten vor dem Erwerb erst einmal probe hören. Denn direkt zum Einstieg auf 'Green Twilight' wandelt Dave wieder auf ähnlichen Pfaden wie auch schon zum Beispiel auf 'That which Prevails'. E-Gitarre und Schlagzeug versetzen uns in den Grenzbereich zwischen Elektronik und Progressive Rock, den Tangerine Dream schon Ende der 70er durchwandelt haben.

Schaltet man nicht sofort wieder ab und gibt auch den restlichen Titeln eine Chance, so kann man aber erkennen, dass auch hier die Berliner Schule das Konzept vorgab - sowohl was die (standesgemäße) Länge der sechs Tracks angeht, als auch das musikalische Grundgerüst. Sequenzen lassen sich eben nicht nur mit dem (elektronischen) Sequenzer machen, das haben ja auch schon andere große Musiker in der Vergangenheit demonstriert.

Auch die Reihenfolge der Titel auf dem Album scheint alles andere als ein Zufallsprodukt zu sein: besonders anhand der beiden Piano-dominierten Stücke lassen sich eine gewisse Symmetrie und ein Plan erkennen.

Auf 'Green Twilight' führt Dave Pearson wieder einmal vor, dass er in mehreren Genres beheimatet ist und sie miteinander zu kombinieren versteht. Der Titel "Green Twilight" hat also durchaus seine Berechtigung, auch wenn da

s Ergebnis alles andere als zwielichtig ist. Wer dieses Album mit offenen Ohren und Verstand hört, kann wieder einmal entdecken, wie vielfältig die Berliner Schule sich doch als Reagenz einsetzen lässt. Wir sind gespannt, welche Experimente Dave Pearson als nächste in seinen ungarischen Laboren gelingen werden!

https://computerchemist.bandcamp.com/music

Alfred Arnold

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.