
Die Zeit ist schon eine merkwürdigste Sache in unserem Leben: Sie verrinnt unerbittlich, gibt den Takt vor, in dem wir Dinge tun oder tun müssen, und doch hat uns die Natur kein Sinnesorgan für sie mitgegeben. Aber gerade dies macht die Zeit zu einem Thema, mit dem sich Künstler immer wieder auseinander setzen, so auch Eric van der Heijden und René Splinter aka 'UNI Sphere' auf ihrem neuesten Werk 'TempUS'. UNI Spheres Album-Premiere liegt schon ein paar Jahre zurück, das Duo hat sich - um beim Thema zu bleiben - Zeit für den Nachfolger genommen. Gerade bei dem zweiten Album eines Newcomers oder einer neuen Formation besteht ja die Herausforderung, an den Überraschungs-Erfolg des Erstlings anzuknüpfen.
Das Warten und die Feinarbeit haben sich aber gelohnt: Schon seit einer Weile habe ich keine Klänge mehr gehört, die eine solche Energie, Dynamik und Lebensfreude versprühen. Wer die beiden Niederländer 2019 im Bochumer Planetarium erlebt hat, wird den einen oder anderen Track wieder erkennen. Das stört aber überhaupt nicht, denn auf "TempUS" hat man das Gefühl, die Teile hätten sich jetzt endlich in das Ganze eingefügt, in das sie schon immer gehört haben. Der Spannungsbogen reicht vom Anfang bis Ende, und Eric und René gönnen dem Hörer dabei nur wenige Atempausen. Um dabei ehrlich zu sein: die Fans klassischer Sequencer-basierter Musik kommen auf 'TempUS' nicht so ganz auf ihre Kosten. Aber vielleicht haben die dafür ihren Spaß dabei, all die mehr oder weniger versteckten Anspielungen und Wortspiele zu finden, die Eric so gerne in die Titel einbaut.
Wie bereits geschrieben, der Bogen reicht ohne Unterbrechung bis zum letzten Stück: "ReUNIfication" ist noch einmal ein richtiger Rausschmeisser, und baut mit dem Namen die Brücke ins echte Leben: "TempUS" wird am 23.10. auf E-Live veröffentlicht, wo sich große Teile der EM-Szene nach Lockdown und Corona-bedingter Event-Abstinenz wohl zum ersten Mal wieder sehen werden. Und wie das Leben so spielt: UNI Sphere wird in Eindhoven auch live spielen. Hoffentlich bringt Ron Boots genügend physische Exemplare von "TempUS" mit - ich bin sicher, die Nachfrage wird nach den Auftritt erheblich sein.
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Alfred Arnold




Die 6 Nasa-Missionen die das Duo Seifert/Steinbüchel auf ihrem aktuellen Album musikalisch beleuchten, stehen nicht nur für die vergangene Raumfahrtgeschichte, sondern vielmehr auch für die Ambivalenz in ihrer heutigen Betrachtung. Dies scheint auch eine kompositorische Grundlage des Duos gewesen zu sein, denn fast alle Stücke bedienen sich dem Klang-Kontrast der langsamen ambienten Entwicklung zu einem Übergang in schnellere Sequenzen und eindringlicheren Beats. Vertieft wird der historische Hintergrund und die Musik durch die typischen Funkkontakte zwischen den Beteiligten und alles erzeugt damit eine suggestive Stimmung, für die es keine echten Bilder mehr braucht. Wer genau hinhört, wird auch musikalische Adjektive finden, die der Zeit der Missionen zuzuordnen sind. Der Sound des Alls den Seifert und Steinbüchel hier erzeugen ist endlos, und besetzt mit besonderen Ereignissen, eben genauso wie es die Missionen auch erlebt haben.