Robert Schroeder - C´est Magique

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 Ich kenne wenige Künstler in der Szene, die seit so vielen Jahren mit so einer Konstanz Alben hoher Qualität herausbringen - für ein oder zwei Veröffentlichungen pro Jahr ist Robert Schroeder eigentlich immer "gut". Das gilt auch für sein neuestes Werk "C'est Magique". Auf ein allzu großes Wechselbad der Stimmungen verzichtet der Aachener, stattdessen stehen alle Tracks unter einem übergreifenden Thema und sind in einem gemeinsamen Stil gehalten. Die Stimmung auf "C'est Magique"  bleibt durchgängig melodisch und entdpannend. Das heisst nun aber nicht, daß alles auf diesem Album gleich klingen würden, Robert Schroeder versteht es einfach nur, seine vielfältigen Ideen in einen gemeinsamen Rahmen zu fassen. Dazu kommt selbstverständlich die von ihm gewohnte perfekte Qualität der Ausführung, die einen "alten Hasen" im Geschäft auszeichnet.  Wer zum Beispiel nicht nur das Ohr, sondern auch für die Augen erfreuen möchte, findet auf YouTube ein von Robert gestaltetes Video zu "Glowing Energy".

Wer will, darf über 60 Minuten nachspüren, welche Ideen zu Titeln wie "Black Magic" oder "Mysterious Science" geführt haben. "C'est Magique" ist aber auch gerne auch ein Album für den entspannten Nachmittag oder Abend, an dem man einmal den Alltagsstreß abwerfen kann - auch wenn der in diesen Zeiten bevorzugt auf dem heimischen Balkon stattfindet.

Robert Schroeder: https://news-music.de/

Vertrieb über Spheric Music, http://www.sphericmusic-shop.de

 Alfred Arnold

 

Volker Rapp - Carbon Dioxide CO2

rappSpätestens nach den ersten Takten des aktuellen Longplayers von Volker Rapp wird jedem klar sein, wohin die akustische Reise für die nächsten Minuten hingehen wird. Auch wenn schon das CD-Cover einen deutlichen Hinweis darauf gibt, Rapp macht sich eines seiner Vorbilder zu Nutze und homaginiert dem französischen Großmeister, Jean Michel Jarre.
Seine 6 Titel verwenden dabei sämtliche retrorelevanten Soundklischees der ersten Alben und vermengen es zu einem eigenen Reagenzglas vermischter Teilchen, aus denen Heldenmusik der 70er gemacht werden. Allerdings entwickeln sich die richtigen Highlights aus den Rappschen Formeln, die eher das Terrain von Weißwein und Baquette verlassen und die Herkunft des germanischen Künstlers verraten, auch wenn es weiterhin ganz franko-audiophil zirpt, blubbert und CR-78like herumperkussiviert.

www.volker-rapp.de

Stefan Erbe

Martins Garden - Avalon

Cover AvalonEs gibt Elektronische Musik … und es gibt: Martins Garden. Wieder präsentiert der Meister der exorbitanten Klänge eine musikalische Reise der Superlative. Es geht in die Vergangenheit - oder auch ferne Zukunft - ganz nach Belieben. Es geht nach „Avalon“.

Der in der Schweiz lebende Künstler hatte schon immer eine eigene musikalische Sprache. Inspiriert durch die Symbiose aus irischer Volksmusik und keltischer Kultur führt die Reise in die Arthus Saga. Doch von Anfang an überzeugen wieder die elektronischen Sounds, die Martins Garden wie kaum ein anderer auf dieser Welt beherrscht. Wie aus einem Urknall entwickeln und vermischen sich organische Ambientmusic, warme Downbeats, Psychedelic Dub, charmante Hooklines ... und als wäre das alles nicht genug, wirft der Künstler seine verblüffenden Soundeffekte ein, fügt einen gewaltigen Chor hinzu und die eine Götterdämmerung in Avalon ist perfekt. Die wahre Kunst jedoch besteht darin, dass die Musik keinesfalls überladen ist. Martins-Garden-Musik klingt pathetisch und filigran zugleich, weil perfekt ausbalanciert. Alles wirkt experimentierfreudiger als in seinen früheren Alben aber kompakter. Als würde ein komplettes Orchester partizipieren. Manchmal prasseln Trommelgewitter, Streicherkaskaden und Harfenklänge durch die Membranen. Wenn diese Authenzität gelingt, hat ein Elektronik-Künstler per se eine höhere Ebene erreicht. Manche Titel führen den Hörer in mächtige Klosterhallen, in botanische Gärten, in Tanzpaläste oder zum Heiligen Gral. Doch bei all den abenteuerlichen Geschichten bleibt das gesamte 75-Minuten-Opus unterm Strich tanzbare Ambientmusik - verpackt in exzellenter Audioqualität. Für Fans der anspruchsvollen Klänge: Unverzichtbar!

https://eucalyptusnetwork.bandcamp.com/album/avalon

Will Lücken

IcingWolf - From Inside

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Wie bei allen Künstlern sind bei Musikern ihre Werke immer auch Ausdruck ihrer inneren Gefühle und Stimmungen. Ganz explizit hat das Monika Freerk alias Icing Wolf auf ihre zweite "echte" CD-Release geschrieben: "From Inside". Fast ein bisschen unbemerkt ist es herausgekommen, und das ist schade, denn drinnen sieht es alles andere als eisig aus. Die Klänge sind gefühlvoll, melodisch und warm. Den Spannungsbogen spannt Monika dieses Mal ganz lang: die Titel steigern sich  kontinuierlich bis zur Mitte, wo Mitglieder des Schallwende-Vereins einen Track finden, den sie von der letzten "Schallplatte" bereits kennen, und der mit seiner Dramatik auch als Film-Score taugen würde. Aber auch danach verflacht das Album nicht, und der letzte (längste) Track ist noch einmal ein schöner  "Rausschmeisser".

Das ergibt ein schönes Gesamtbild ohne Durchhänger, und man hat den Eindruck, Monika hat "ihren Stil" gefunden. Der enthält vieles, was man von ihren frühen, "Download-only" Alben schon kennt und für die sie vor zwei Jahren verdientermassen zur Entdeckung des Jahres gekürt wurde. Wer melodische und gefühlvolle EM schätzt, der sollte hier auf jeden Fall einmal reinhören - er wird den Blick "Inside" nicht bereuen.

 

Downnload-Version: https://icingwolf.bandcamp.com/album/from-inside

CD-Version: Groove Unlimited, http://www.groove.nl/cd/g/gr-289.html

 Alfred Arnold

 

Stefan Erbe - Nachtlichter

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Stefan Erbes neuestes Werk "Nachtlichter" ist das dreissigste Solo-Album in seiner musikalischen Laufbahn. Aus diesem Anlass darf der Blick auch gerne mal ein klein wenig zurück gehen, und mit einem halben Auge tut Stefan das auch. Der mit Erbes Werk vertraute Hörer wird auf "Nachtlichter" dezente Anspielungen an den einen oder anderen markanten Sound oder Titel aus früheren Veröffentlichungen wieder erkennen: hier eine Prise "Sound of Sky", dort ein Beat, den man von einem Vorgänger kennt, und auch bei den (dieses Mal deutschen) Titeln wird der Erbe-Kenner mehr als nur eine Anspielung finden. Doch wie immer verwendet Stefan Erbe Bekanntes nur als eine der diversen Zutaten, aus denen dann etwas Neues, vorher noch nie Gehörtes entsteht. Auf "Nachtlichter" fallen die einzelnen Tracks wieder kürzer und Radio-tauglicher aus, nachdem er im Duo mit Steve Baltes in den letzten Jahren ja auch mal die Möglichkeiten von Titeln mit zweistelliger Minutenzahl ausgelotet hat. Wie man zum Thema "lange oder kurze Tracks" auch stehen mag, die musikalische Qualität ist das Kriterium, nach dem man in beiden Fällen urteilen sollte.  Die Titel auf "Nachtlichter" kommen mit einer Leichtfüssigkeit und Selbstverständlichkeit daher, die Könnerschaft belegt. Der Spannungsbogen zwischen flotteren und kontemplativeren Stücken passt, und auch eine 2020er-Version von "When Angels Travel" fügt sich ohne Brüche in dieses Ensemble ein.

Hinter "Nachtlichter" steht vielleicht nicht die grosse musikalische Gesamt-Idee wie bei "Selectronique Debussy", und es transportiert auch keine gesellschaftlichen Botschaften wie sein Vorgänger "Reflect". Es ist einfach nur Stefan Erbe, wie man ihn kennt und liebt: nicht mehr, aber auch nicht weniger, sondern im Gegenteil in Bestform. Es ist einfach ein Vergnügen und macht gute Laune, die "Nachtlichter" in der Dauerschleife immer wieder an sich vorbei ziehen zu lassen. Stefan Erbe setzt - um auf den Titel zurückzukommen - ein paar helle Lichter in die aktuell nicht ganz so schönen Zeiten. Und damit ist er auf seine Weise dann doch wieder ganz auf der Höhe der Zeit. 

https://www.erbemusic.com/

 Alfred Arnold

 

Über Empulsiv

Empulsiv wurde 2011 als Webzine für (traditionelle) elektronische Musik gegründet. Es berichtete über ein Jahrzehnt von musikalischen Events und über Veröffentlichungen, präsentierte Interviews und Neuigkeiten aus der Szene. Ende 2022 wurde das Webzine eingestellt. Es wird nun als Infoportal mit Eventkalendar, Linksammlung und Archiv fortgeführt, so dass Neues sowies Vergangenes weiterhin gefunden werden kann.